Werner Winkler hat im Moment viel zu tun. Gerade war die Stuttgarter Zeitung bei ihm, für den nächsten Morgen hat sich das SWR-Fernsehen angemeldet. Spiegel Online und der Süddeutschen hat er vor ein paar Tagen schon Telefoninterviews gegeben. Ein großer Medienwirbel also um den Grünen-Ortsvorsitzenden aus Waiblingen im Remstal, obwohl es eigentlich nur ein ganz kleiner Anlass war, der ihn ausgelöst hat.
"Also, indem ich einfach eine E-Mail geschrieben habe an die Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke und habe gesagt, ich habe gelesen, man kann sich bewerben, und ich tue es hiermit und ich dann eine Bestätigung bekommen habe."
Beworben hat er sich als Spitzenkandidat der Grünen für die nächste Bundestagswahl. Und hat damit vermutlich die Rechnung der Grünen-Bundesspitze ziemlich durcheinander gebracht. Und hat den Medienwirbel ausgelöst, in dessen Mitte er jetzt ziemlich entspannt auf einem Sofa in der Grünen Geschäftsstelle in Waiblingen sitzt:
"Ich möchte drei Dinge erreichen. Einmal möchte ich erreichen, dass die Urwahl überhaupt stattfindet. Dann möchte ich erreichen, dass die Mitglieder eine Wahl haben, die dann abstimmen dürfen. Und drittens möchte ich natürlich das ganze Thema Beteiligung von Mitgliedern, innerparteiliche Demokratie damit befördern. Und ich glaube, das Signal ist angekommen."
Winkler hat sich in die Ecke des grün bezogenen Sofas gesetzt. Er ist 48 Jahre alt und ein Typ, den man in einer größeren Menschenmenge eher übersieht. Kein Rezzo Schlauch, der allein aufgrund seiner Leibesfülle und seiner Stimme immer ein bisschen im Mittelpunkt steht, kein Paradiesvogel wie Claudia Roth sondern einer, der auf den ersten Blick fast unscheinbar wirkt. Im Gespräch, das er in der Regel mit leiser Stimme führt, ist er aber überzeugend und gewinnend. Kein Selbstdarsteller, sondern einer, der den Eindruck vermittelt, dass es ihm um die Sache geht:
"Meine Frau sagt immer, an mir ist ein Pfarrer verloren gegangen, aber soweit würde ich nicht gehen. Nee, ich denke einfach, wenn man gute Argumente hat, oder eine Sache durchdacht hat, dann braucht man nicht poltern. Ich kann zwar schon mal laut werden, wenn mein Gegenüber laut wird, aber meistens hab ich's nicht nötig."
In dieser Sache musste er sich aber doch noch einmal entschlossen zu Wort melden. Nachdem der Eingang seiner ersten Mail an die Bundesgeschäftsstelle der Grünen zwar bestätigt wurde, sie aber ansonsten ohne Folgen blieb, schrieb er noch eine zweite Mail, die nicht viel länger als die erste war, aber nun spürbare Auswirkungen hatte:
"Dann habe ich einen Tag oder zwei später einen Artikel in der Frankfurter Rundschau gelesen, dass sich die Grünen noch immer nicht sicher sind, ob jetzt eine Urwahl kommt oder nicht. Und dann habe ich mir erlaubt, dem Redakteur zu schreiben, dass er sich da täuscht, denn es stehen mindestens zwei Kandidaten bereit, und der dritte steht Gewehr bei Fuß, Jürgen Trittin nämlich. Damit wird es stattfinden. Das fand er spannend genug, mich mal anzurufen. Ein wacher Journalist, der lesen kann. Und dann ging die Lawine los, sozusagen."
Und dabei ist Winkler noch ein ziemlicher Neuling bei den Grünen. Ortsverbandsvorsitzender von rund 30 Grünen-Mitgliedern in Waiblingen ist er erst seit ein paar Monaten, bei den Grünen seit einem Jahr. Zuvor hatte er, wie er erzählt, mit verschiedenen Parteien geliebäugelt. Er stammt aus einer sozialdemokratischen Remstäler Familie, deshalb hat er mal bei der SPD reingeschnuppert, allerdings ohne Feuer zu fangen. Dann hat er sich für die Freien Wähler interessiert und schließlich für die etwas obskure Freie Union von Gabriele Pauli. Mit den Grünen, sagt Winkler, ist es im Vergleich dazu eine ernste Angelegenheit. Die Geschichte, wie er zu dieser Partei kam, ist durchaus typisch für die Stuttgarter Region in dieser Zeit. Er war gegen Stuttgart 21 und demonstrierte auch am 30. September 2010, dem sogenannten Schwarzen Donnerstag, im Stuttgarter Schlossgarten:
"Und die Wasserwerfer, und dann auch der Stil von der CDU, speziell von Herrn Mappus und Frau Gönner. Das hat mein inneres Zäpfle anschwellen lassen. Und ich habe dann gesagt, ich möchte lieber, dass jemand wie der Herr Kretschmann so ein Land vertritt, führt oder auch der Herr Schmid, den find ich auch nen interessanten Politiker. Und wenn ich durch meine Mitgliedschaft was dazu beitragen kann, dann mach ich das. Und ich hab dann auch im Wahlkampf mitgeholfen."
Werner Winkler ist Freiberufler und so wie sein langer Weg zu den Grünen ungewöhnlich ist, ist auch sein beruflicher Werdegang unkonventionell. Autor, Berater, Kalligraf nennt er sich, und obendrein bietet er Kommunikationsseminare für Firmen an. Erfolgreich, wie er selber sagt:
"In meinen eigenen Kategorien bin ich auf jeden Fall erfolgreich. Ich kann gut davon leben, habe viel freie Zeit, kann fast jeden Termin selber bestimmen. Ich kann auch einen Termin absagen, wenn ich ihn nicht will. Ich kann es mir leisten, ehrenamtlich Müttermentoren zu schulen für 50 Euro, ich kann auch in einer großen Firma in Wien für 1500 Euro schulen. Das ist für mich Freiheit."
Freiheit, die er dann nutzt, um sich zum Beispiel politisch zu engagieren. Denn es spricht zwar nicht wirklich viel dafür, dass Werner Winkler aus dem Remstal bei der Urwahl um die Grünen-Spitzenkandidatur eine ernsthafte Chance hat, aber es ist auch nicht so, dass er sich nicht damit befasst hätte, was wäre, wenn es doch klappen sollte.
"Die Wetten laufen schon im Freundeskreis. Zwischen fünf und 15 Prozent wird es gerade eingeschätzt meine Wahlchancen. Ich persönlich glaube es nicht realistisch. Ich muss auch sagen, ich selber werde mein Kreuzchen bei Jürgen Trittin machen bei den Männern. Aber wenn die Mitglieder sagen, nee, wir wollen ein anderes Gesicht haben, dann werde ich alles andere zurückstellen und werde das machen."
"Also, indem ich einfach eine E-Mail geschrieben habe an die Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke und habe gesagt, ich habe gelesen, man kann sich bewerben, und ich tue es hiermit und ich dann eine Bestätigung bekommen habe."
Beworben hat er sich als Spitzenkandidat der Grünen für die nächste Bundestagswahl. Und hat damit vermutlich die Rechnung der Grünen-Bundesspitze ziemlich durcheinander gebracht. Und hat den Medienwirbel ausgelöst, in dessen Mitte er jetzt ziemlich entspannt auf einem Sofa in der Grünen Geschäftsstelle in Waiblingen sitzt:
"Ich möchte drei Dinge erreichen. Einmal möchte ich erreichen, dass die Urwahl überhaupt stattfindet. Dann möchte ich erreichen, dass die Mitglieder eine Wahl haben, die dann abstimmen dürfen. Und drittens möchte ich natürlich das ganze Thema Beteiligung von Mitgliedern, innerparteiliche Demokratie damit befördern. Und ich glaube, das Signal ist angekommen."
Winkler hat sich in die Ecke des grün bezogenen Sofas gesetzt. Er ist 48 Jahre alt und ein Typ, den man in einer größeren Menschenmenge eher übersieht. Kein Rezzo Schlauch, der allein aufgrund seiner Leibesfülle und seiner Stimme immer ein bisschen im Mittelpunkt steht, kein Paradiesvogel wie Claudia Roth sondern einer, der auf den ersten Blick fast unscheinbar wirkt. Im Gespräch, das er in der Regel mit leiser Stimme führt, ist er aber überzeugend und gewinnend. Kein Selbstdarsteller, sondern einer, der den Eindruck vermittelt, dass es ihm um die Sache geht:
"Meine Frau sagt immer, an mir ist ein Pfarrer verloren gegangen, aber soweit würde ich nicht gehen. Nee, ich denke einfach, wenn man gute Argumente hat, oder eine Sache durchdacht hat, dann braucht man nicht poltern. Ich kann zwar schon mal laut werden, wenn mein Gegenüber laut wird, aber meistens hab ich's nicht nötig."
In dieser Sache musste er sich aber doch noch einmal entschlossen zu Wort melden. Nachdem der Eingang seiner ersten Mail an die Bundesgeschäftsstelle der Grünen zwar bestätigt wurde, sie aber ansonsten ohne Folgen blieb, schrieb er noch eine zweite Mail, die nicht viel länger als die erste war, aber nun spürbare Auswirkungen hatte:
"Dann habe ich einen Tag oder zwei später einen Artikel in der Frankfurter Rundschau gelesen, dass sich die Grünen noch immer nicht sicher sind, ob jetzt eine Urwahl kommt oder nicht. Und dann habe ich mir erlaubt, dem Redakteur zu schreiben, dass er sich da täuscht, denn es stehen mindestens zwei Kandidaten bereit, und der dritte steht Gewehr bei Fuß, Jürgen Trittin nämlich. Damit wird es stattfinden. Das fand er spannend genug, mich mal anzurufen. Ein wacher Journalist, der lesen kann. Und dann ging die Lawine los, sozusagen."
Und dabei ist Winkler noch ein ziemlicher Neuling bei den Grünen. Ortsverbandsvorsitzender von rund 30 Grünen-Mitgliedern in Waiblingen ist er erst seit ein paar Monaten, bei den Grünen seit einem Jahr. Zuvor hatte er, wie er erzählt, mit verschiedenen Parteien geliebäugelt. Er stammt aus einer sozialdemokratischen Remstäler Familie, deshalb hat er mal bei der SPD reingeschnuppert, allerdings ohne Feuer zu fangen. Dann hat er sich für die Freien Wähler interessiert und schließlich für die etwas obskure Freie Union von Gabriele Pauli. Mit den Grünen, sagt Winkler, ist es im Vergleich dazu eine ernste Angelegenheit. Die Geschichte, wie er zu dieser Partei kam, ist durchaus typisch für die Stuttgarter Region in dieser Zeit. Er war gegen Stuttgart 21 und demonstrierte auch am 30. September 2010, dem sogenannten Schwarzen Donnerstag, im Stuttgarter Schlossgarten:
"Und die Wasserwerfer, und dann auch der Stil von der CDU, speziell von Herrn Mappus und Frau Gönner. Das hat mein inneres Zäpfle anschwellen lassen. Und ich habe dann gesagt, ich möchte lieber, dass jemand wie der Herr Kretschmann so ein Land vertritt, führt oder auch der Herr Schmid, den find ich auch nen interessanten Politiker. Und wenn ich durch meine Mitgliedschaft was dazu beitragen kann, dann mach ich das. Und ich hab dann auch im Wahlkampf mitgeholfen."
Werner Winkler ist Freiberufler und so wie sein langer Weg zu den Grünen ungewöhnlich ist, ist auch sein beruflicher Werdegang unkonventionell. Autor, Berater, Kalligraf nennt er sich, und obendrein bietet er Kommunikationsseminare für Firmen an. Erfolgreich, wie er selber sagt:
"In meinen eigenen Kategorien bin ich auf jeden Fall erfolgreich. Ich kann gut davon leben, habe viel freie Zeit, kann fast jeden Termin selber bestimmen. Ich kann auch einen Termin absagen, wenn ich ihn nicht will. Ich kann es mir leisten, ehrenamtlich Müttermentoren zu schulen für 50 Euro, ich kann auch in einer großen Firma in Wien für 1500 Euro schulen. Das ist für mich Freiheit."
Freiheit, die er dann nutzt, um sich zum Beispiel politisch zu engagieren. Denn es spricht zwar nicht wirklich viel dafür, dass Werner Winkler aus dem Remstal bei der Urwahl um die Grünen-Spitzenkandidatur eine ernsthafte Chance hat, aber es ist auch nicht so, dass er sich nicht damit befasst hätte, was wäre, wenn es doch klappen sollte.
"Die Wetten laufen schon im Freundeskreis. Zwischen fünf und 15 Prozent wird es gerade eingeschätzt meine Wahlchancen. Ich persönlich glaube es nicht realistisch. Ich muss auch sagen, ich selber werde mein Kreuzchen bei Jürgen Trittin machen bei den Männern. Aber wenn die Mitglieder sagen, nee, wir wollen ein anderes Gesicht haben, dann werde ich alles andere zurückstellen und werde das machen."