
Mit dem Thema Jagd begibt sich dieses Konzert in ein dichtes kulturhistorisches Geflecht. Wenn ein so traditionsbewusster Komponist wie Jörg Widmann sich mit seiner Komposition "Jagdquartett" einen klassischen Titel bei Wolfgang Amadeus Mozart leiht, zeugt das allerdings auch von großem Selbstbewusstsein. Das schmetternde Jagdmotiv der aufsteigenden Quinte zeugte in der Musikgeschichte schon immer von Kraft und Mut, kann aber auch Bedrohung und Untergang symbolisieren. Schon Pieter Bruegels "Heimkehr der Jäger", eines der berühmtesten und rätselhaftesten Bilder der Kunstgeschichte, zeugt von Qual und Untergang. Auch in Carl Maria von Webers "Freischütz" stehen die Jäger für ungezügelte Gewalt. Überall hier knüpft Jörg Widmann an, der dem Unheimlichen hinter den scheinbar Fröhlichen nachhorcht. Sein musikalisches Thema allerdings hat er in Robert Schumann Zyklus "Papillons" gefunden, doch bei ihm werden die Jäger schnell zu Gejagten, zersplittern die nur scheinbar heiteren Melodien, bis sie zu tödlicher Konsequenz geführt werden. Während in den Streichquartetten von Mozart und Widmann der Hörnerklang lediglich zitiert und imitiert wird, hat Ludwig van Beethoven das Streichquartett um zwei Hörner erweitert, die in einen regen Wettstreit mit der klassischen Kammermusikformation treten. Auch in dieser Komposition ist durchaus nicht ausgemacht, wer Jäger und wer Gejagter ist, wer sich schließlich gegen die Kontrahenten durchsetzen kann
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett B-Dur KV 458 ("Jagdquartett")
Streichquartett B-Dur KV 458 ("Jagdquartett")
Jörg Widmann
Streichquartett Nr. 3 ("Jagdquartett")
Streichquartett Nr. 3 ("Jagdquartett")
Ludwig van Beethoven
Sextett für zwei Hörner und Streichquartett Es-Dur, op. 81b
Sextett für zwei Hörner und Streichquartett Es-Dur, op. 81b
Mitglieder des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin:
Dániel Erber, Horn
Anne Mentzen, Horn
Kosuke Yoshikawa, Violine
Richard Polle, Violine
Lydia Rinecker, Viola
Hans-Jakob Eschenburg, Violoncello
Dániel Erber, Horn
Anne Mentzen, Horn
Kosuke Yoshikawa, Violine
Richard Polle, Violine
Lydia Rinecker, Viola
Hans-Jakob Eschenburg, Violoncello
Aufnahme vom 7.3.2019 im silent green Kulturquartier, Berlin