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Wald für den Hochwasserschutz

Das erste ist, der Waldboden erhält eine gute Bodenstruktur, die es erlaubt, dass der Regen schnell einsickert und im Boden auch weiter transportiert wird. Das zweite ist, der Wald verbraucht sehr viel Wasser. Er pumpt das Wasser raus aus dem Bodenspeicher, so dass, wenn es einen Starkniederschalg gibt, dann wieder genügend Speicher da ist. Und das dritte ist, dass der Wald und das wird meines Erachtens etwas unterbewertet auch, den Oberflächenabfluss bremst. Wenn einmal der Bodenspeicher voll ist und das Wasser überfließt und den Hang herunter fließt und in der Mulde ist ein Wald, dann kann dieser Wald auch den Wasserabfluss bremsen und damit auch das Wasser soweit bremsen, dass unten auch die Hochwasserwelle etwas geringer ist.

Von Wolfgang Nitschke |
    Doch es geht bei der Initiative nicht um blindes Aufforsten nach dem Gießkannenprinzip. Dafür wäre auch gar nicht genug Geld in den Budgets vorhanden. Aber es ist nicht nur eine Frage des Geldes, wo man Bäume pflanzen sollte und wo nicht:

    Die Kollegen vom Landesamt für Wasserwirtschaft haben lange Zeit Beregnungs-Versuche gemacht, um zu schauen, in wie weit hängt dieser Oberflächenabfluss und damit natürlich auch das Hochwasser von dem Boden ab. Und da hat sich rausgestellt, dass ganz allgemein die Wasserwirtschaft den Wald als am günstigsten einschätzt. Interessant ist aber, dass man trotzdem auf die einzelne Fläche schauen muss. Denn auf der einen Fläche habe ich einen Boden, der ist tiefgründig, hat aber unten eine Stauschicht. Da spielt der Wald eine ganz große Rolle. Da kann er wirklich etwas bewirken. Auf der anderen Seite habe ich eben einen sandigen Boden, der ist durchlässig. Da spielt der Wald keine Rolle, da ist eine Wiese genauso gut.

    In den Mittelgebirgen und den Alpen gibt es jedoch Regionen, wo der Platz links und rechts von Bergflüssen weder für Wald, noch für eine Wiese ausreicht. Und hinzu kommt noch, dass die Flüsse in den Bergen naturgemäß ein stärkeres Gefälle haben. Dr. Anette Menzel vom Department für Ökologie der Technischen Universität München:

    Das ist natürlich ein ganz gewichtiges Problem. Wir wissen, dass im letzten Jahrhundert sich die Welt global um 0,6 Grad erwärmt hat. Wir wissen auch, dass damit Umverteilungen der Niederschlagsmengen verbunden waren. Wenn man die letzten 100 Jahre ansieht, dann gibt es Bereiche, in denen es sehr viel mehr geregnet hat, bis zu 50 Prozent mehr, es gibt auch in der Welt Bereiche, wo wir sehr viel weniger Niederschlag haben. Insgesamt verändert sich auch die Intensität von Niederschlagereignissen, d. h. wir haben immer häufiger sehr intensive Niederschlagereignisse, die dann wieder unterbrochen werden von Trockenperioden. Hier in Deutschland wissen wir, dass die Winterniederschläge leicht zugenommen haben. Das in Verbindung mit höheren Temperaturen, einer früheren Schneeschmelze, wird natürlich mehr Wassermassen Ende des Winters, Anfang des Frühjahrs bringen. Das wird mit Sicherheit die Situation hier verschärfen.

    Und da nach Prognosen auch die Schneefallgrenze in den kommenden 30-40 Jahren um 400-500 Meter ansteigt, fallen die Niederschläge als Regen, die heute noch für weiße Pisten und Hänge sorgen. Und da der Regen direkt abfließt, werden sich kleine Bergbäche in reißende Ströme verwandeln und es wird auch dort Hochwasser geben, wo es bislang nie Hochwasser gab. All das kann auch Aufforstung nicht verhindern, aber wenn durch den Wald eine Hochwasserwelle nur um 10cm niedriger ausfällt, können viele Schäden vermieden werden.