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Waldarbeit mit Laptop und Satellitennavigation

Der Einsatz von Pferden ist erste Wahl in der umweltschonenden Waldwirtschaft, wenn der Boden geschont werden soll und nur einzelne Bäume abtransportiert werden müssen. Schweres Gerät hat Nebenwirkungen, vor allem die Verdichtung des Bodens. Doch auch hier gibt es Fortschritte, der Markt verlangt nach umweltschonenden und gleichzeitig kostengünstigen Lösungen. Die sollte eine der größten Forst-Fachmessen in Europa bieten, gestern abend ging sie im niedersächsischen Celle zuende. Welche Neuigkeiten es zu sehen gab, sagt Ihnen jetzt Michael Engel.

von Michael Engel |
    Moderne Waldarbeit - das bedeutet auch Digitalisierung: Internet, e-mail und satellitengestützte Navigation im Forst. Kombinationsschlepper, hydraulische Fällheber und Vollerntemaschinen - sogenannte "Harvester" - erleichtern die harte Arbeit. Gerd Janßen - Vorsitzender des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik - freut sich über die High-Tech-Unterstützung:

    "Nicht nur, um die Effizienz der Geräte zu erhöhen, bessere Leistungen zu bringen, niedrigere Kosten zu haben, sondern auch mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen für die Menschen im Walde zu verbessern: Waldarbeit ist ja eine traditionell sehr unfallgeneigte Tätigkeit, und schließlich auch Geräte zu entwickeln, die ein Höchstmaß an Umweltschutz gewährleisten."

    Mit dem Harvester beispielsweise passieren praktisch keine Unfälle mehr beim Holzeinschlag. Moderne Maschinen - sie operieren auch in Sachen Umweltschutz an vorderster Front - versichert Gerd Jansen: so arbeiten die Vollerntemaschinen "bestandsschonender" als herkömmliche Verfahren. Auch der Waldboden wird geschont - durch niedrigen Bodendruck der rollenden Geräte, während die Hydraulik mit biologisch abbaubaren Ölen arbeitet - auch dies ein Novum in der Forsttechnik. Moderne Kommunikationstechnik ermöglicht effiziente "Logistik-Ketten" - vom Holzfäller bis zum Kunden:

    "Sie müssen sich das so vorstellen, dass das Forstamt dem Fahrer auf dem Harvester per e-mail eine Anweisung schickt - mit einer digitalen Karte - auf der eingezeichnet ist, wo er diesen Einschlag durchzuführen hat. Beim Einschlag wird das Holz vermessen und abgelegt. Dann bekommt vom Harvester übersandt der Holzrücker ein ähnliches Material: da steht drin, einmal welche Flächen aufgearbeitet worden sind und wie viel Holz da liegt. Der Holzrücker wiederum rückt das Holz, legt es ab und vermerkt den Polterplatz auf seiner digitalen Karte, die er weitergibt - per e-mail - an den Holztransporter. Und so kriegen wir eine geschlossene Kette zusammen - ohne Verlustzeiten."

    ........ und davon profitieren auch die Kunden - die nun maßgeschneidertes - vor allem aber frisches Holz erhalten. Da wollen auch die vielen kleinen privaten Waldbesitzer nicht hinten anstehen. Norbert Leben - Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Hannover:

    "Wir, die vielen unzähligen Waldbesitzer, in der Zahl etwa 17.000 in meinem Verbandsgebiet, werden sich diese Technik auch zu eigen machen. Dieses wird nicht jeder einzelne für sich tun, sondern dieses werden im ganz wesentlichen über forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse tun, Forstbetriebsgemeinschaften oder forstliche Dienstleistungszentren in unserem Bereich."

    Hightech im Wald bedeutet kein "High-Tech-Wald". Was wir wollen - sagt Norbert Leben - ist ein "naturnaher Wald. Und so stand die Tagung unter dem Expo-Motto "Mensch - Natur - Technik" - verbunden mit der Agenda 21 von Rio de Janeiro: Nachhaltigkeit und Schonung natürlicher Ressourcen - hier fühlen sich staatliche wie private Betreiber gleichermaßen verpflichtet. Dennoch engen viele Naturschutzauflagen den Privatwaldbesitz ein:

    "Das heißt, unter Umständen sind wir gezwungen, auf Baumarten oder ähnliches zu verzichten, wenn wir zum Beispiel in Naturschutzgebiete gehen. Und hier haben wir sehr viel Überzeugungsarbeit zu leisten, bei unseren Waldbesitzern, damit sie nicht dort hinkommen: "Ich verkaufe meinen Wald, denn spazieren gehen kann ich auch so."

    .... doch nach spazieren gehen ist den privaten Waldbesitzern keineswegs zumute. Die Auftragsbücher sind voll. Da werde nicht nur der deutsche Markt beliefert, freut sich Waldbesitzer Norbert Leben. Vor allem Finnland und Schweden - Europas Holzexporteure Nr. 1 - importieren deutsche Baumstämme: als "Industrieholz".