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Waldschutz ist Klimaschutz

Wälder sind natürliche Kohlenstoffspeicher. Holzt man sie ab, steigt der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid. Strittig ist, wie das Bewahren der Wälder berechnet und vergütet werden soll. Nicht in Form von Verschmutzungsrechten, meint die Umweltorganisation Greenpeace in einer neuen Studie.

Von Georg Ehring | 15.12.2009
    Der Mensch heizt das Treibhaus Erde nicht nur durch Emissionen aus Kraftwerken und Fahrzeugen auf, auch die Vernichtung von tropischen Regenwäldern und die Trockenlegung von Mooren und Sümpfen haben daran erheblichen Anteil - etwa ein Fünftel des Treibhauseffektes geht auf sie zurück. Wer die Entwaldung stoppt, leistet also einen großen Beitrag zum Schutz des Klimas - und ein neues Weltklimaabkommen könnte auch diesen Bereich berücksichtigen. Etwa dadurch, dass Energiekonzerne oder Industriestaaten tropische Länder dafür bezahlen, dass sie ihre Regenwälder stehen lassen. Im Gegenzug bekommen sie das Recht, mehr Kohlendioxid in die Luft zu blasen. Ein Mechanismus, dem auch viele Umweltschützer positiv gegenüberstehen, zum Beispiel Alex Kaat von Wetlands International, einer Organisation, die sich vor allem um den Schutz von Feuchtgebieten kümmert.

    "Jedes Jahr werden rund drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre entlassen, dadurch dass Sümpfe, Feuchtgebiete und Wälder verloren gehen und trockengelegt werden. Das kann man nur mit viel Geld verhindern und dafür müssen Investoren bereit sein, in den Schutz von Wäldern und in die Wiederherstellung von Wäldern zu investieren."

    Ein umstrittener Standpunkt. Die Umweltorganisation Greenpeace wirbt bei der Bonner Klimakonferenz dafür, die Anrechnung solcher Zertifikate auf den Klimaschutz im Energiesektor möglichst nicht zuzulassen. Der Schutz von Wäldern ist viel billiger zu bekommen als der Umbau des Energiesystems, doch gerade das sei das Problem, meint Greenpeace. Bei unbegrenzter Anrechnung von Entwaldungszertifikaten könnte der Preis für eine Tonne Kohlendioxid um etwa 70 Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Anrechnung. Das haben Forscher aus Neuseeland für Greenpeace errechnet. Und dieser Preisverfall könnte das Aus für die Energiewende sein, nicht nur in den Industrieländern, sondern auch in Entwicklungsländern. Christoph Thies von Greenpeace International:

    "Profitieren würden die ganzen schmutzigen Energien also die Esso, Shell und Vattenfall und Co, die heute viele Emissionen haben und für die es wesentlich billiger ist, Waldkredite zu kaufen, als ihre Emissionen zu senken. Und einen Dämpfer würden erhalten all diejenigen, die in erneuerbare Energien investieren, nicht nur bei uns in Deutschland und in Europa, auch gerade besonders wichtig in Schwellenländern wie China und Indien."

    Ohne viel Geld aus dem Klimaschutz allerdings könnte die Rodung der Urwälder ungebremst weitergehen. Auch Greenpeace fordert, dass Geld aus dem Verkauf von Emissionrechten für den Urwald verwendet werden soll. Die Märkte sollten allerdings voneinander getrennt werden, um einen Verfall der Preise zu verhindern.

    "Die muss man separat regeln über einen Fonds, in den die Industrieländer einzahlen, indem sie zum Beispiel ihre Gesamtemissionsrechte versteigern, was ja auch schon in der EU in der Diskussion ist und dann zusätzlich die Anreize auf dem Energiesektor dadurch schaffen, dass da nur Zertifikate aus Energieemissionsminderung gehandelt werden, der Preis stabil und hoch bleibt und damit auch der Anreiz, in erneuerbare Energien zu investieren."

    Ein umstrittener Standpunkt: Für Alex Kaat von Wetlands International bringt gerade die Einbeziehung von Entwaldungszertifikaten in den allgemeinen Treibhausgashandel den Klimaschutz voran.

    "Wenn Sie das einführen, wird es natürlich billiger und leichter für ein Land, seine Emissionen zu reduzieren. Und wenn ein Land weiß: Ich kann mir viel höhere Ziele setzen, dann wächst auch der Druck für ambitioniertere Klimaschutzziele."