Noltze: 'Beschluss: die Verwaltung wird beauftragt, die Selbständigkeit der Betriebsführung des Wallraff Richartz-Museums/Fondation Corboud durch Ausgründung einer Betriebsführungsgesellschaft in Form einer gGmbH vorzubereiten.' So die dürre Sprache eines Antrags der CDU- und SPD-Fraktion im Rat der Stadt Köln. Man kann einen Schrecken kriegen, es liest sich ein bisschen, als würde da Tafelsilber privatisiert. Nun ist die Fassung von öffentlichen Kulturinstituten in Form von GmbHs längst nichts Unübliches. Ist es aber auch etwas Gutes?
Koldehoff: Das ist die zentrale Frage und wenn man diesen Beschlussvorschlag dann mal etwas weiterliest, dann wird man irgendwann an den Punkt kommen, an dem steht, dass dahinter die Idee steckt, man wolle das Wallraff Richartz-Museum stärker wirtschaftlich ausrichten und dann geht es natürlich ans Eingemachte. Privatisierung von Museen ist seit einigen Jahren gang und gäbe, überall da, wo die Stadtsäckel leer sind, kommt man auf diese Idee. Konkret sieht das dann so aus: Man gründet eine gGmbH, also eine gemeinnützige GmbH, die nicht wirtschaftlich operieren soll, von der das aber schon irgendwie erwartet wird, die Stadt bringt die Kunstwerke und in der Regel ein Gebäude ein, die sich in ihrem Besitz befinden und dann werden eben auf der anderen Seite potente Geldgeber gesucht, die das Museum am Laufen halten. Wenn man sich jetzt allerdings mal klarmacht, was die Aufgabe eines Museums ist, nämlich Kunst zu sammeln, sie zu bewahren und zu präsentieren, dann sind das alles drei sehr kostenintensive Faktoren, das heißt also, dieses Kernziel, man möchte Museen zu wirtschaftlichen Einrichtungen im Gesamtgefüge Stadt machen, ist meiner Meinung nach von vornherein zum Scheitern verurteilt. So ist ein Museum einfach nicht ausgerichtet, es sei denn, man entschleißt sich dazu, einfach alles ins Depot zu packen, nur noch die populären Sachen rauszuhauen und eine Degas-, eine Renoir-, Míro-, Chagall-, Ottmar Alt-, Friedensreich-, Hundertwasser-Ausstellung nach der anderen zu zeigen.
Noltze: Das heißt mit anderen Worten: Eigentlich die Ausrichtung auf so etwas, was man beim Fernsehen die Quote nennt. Es wird dann in Dinge investiert, die die Attraktivität des Hauses steigern sollen und den Besucherzuspruch, also die Aufgaben, die man nicht so gut sehen kann, wie zum Beispiel konservatorisches, Forschungsdinge, die hätten es dann schwerer.
Koldehoff: Das ist jedenfalls die Gefahr, die dahintersteckt und wenn wir noch mal zurückkommen aufs konkrete Beispiel Köln, mit dem wir begonnen haben, dann zeichnet sich da auch durchaus so ein Trend ab. Das altehrwürdige Wallraff Richartz-Museum ist vor einigen Jahren umbenannt worden, hat den Zusatz Fondantion Corboud bekommen, weil es da einen reichen Sammler aus der Schweiz gab, der Impressionisten gesammelt hat, in der Regel allerdings aus der zweiten und dritten Reihe ihres Genres und die der Stadt Köln angeboten hat unter der Bedingung, dann müsst ihr das Museum aber auch nach mir benennen und da hat die Stadt Köln schon sehr willfährig zugestimmt. Nun muss man sich natürlich nicht groß fragen, wie es dann wahrscheinlich weitergeht - man wird wahrscheinlich auf diesem Weg weitergehen und die Stadt Köln ist nicht die einzige, die "pleite" ist, einen Haushalt hat, der nicht ausgeglichen ist. Wenn man sich aber auf der anderen Seite die Konsequenzen auch im Politischen noch mal klarmacht, dann bedeutet das ja nicht etwa, dass die Museen unabhängiger werden sondern im Gegenteil, diese Stiftungen brauchen Gremien, Aufsichtsräte, Kuratoren und das sind in der Regel die Gremien, in die sich die Politiker dann hineindrängen beziehungsweise -wählen lassen. Bedeutet konkret: Museumsdirektoren werden entlassen - sehen Sie sich das Beispiel Max Ernst-Museum in Brühl an, das Arp-Museum in Remagen, man könnte weitere Beispiele aufzeichnen.
Noltze: Das sind alles solche gGmbHs?
Koldehoff: Das sind jedenfalls alles Museen, bei denen es kommunale Träger gibt, die sich irgendwann mal entschieden haben, in Stiftungen auszugliedern oder mit Stiftungen zu kooperieren und überall dort hat es zu großem Ärger geführt. Trotzdem gibt es natürlich auch positive Gegenbeispiele. Die Hamburger Museen etwa sind auch in Stiftungen ausgegliedert, da gibt es allerdings Museumsdirektoren, die noch Rückgrat und breiten Rücken haben und sich gegen eventuelles Ansinnen aus der Politik auch breit stemmen können, nur solche Typen sind im Aussterben begriffen, eingestellt werden heute vielfach von den Kommunen nicht mehr Kunsthistoriker, die aus einer Kompetenz heraus argumentieren können, sondern tatsächlich Manager, von denn man wieder (und da schleißt sich dann irgendwann der Kreis) erwartet, dass sie ein Haus in erster Linie wirtschaftlich und nicht unbedingt fach- und sachgerecht führen.
Noltze: Nun frage ich Sie doch noch mal, ob nicht etwas Gutes drinsteckt, denn so ein Antrag spielt ja auch mit unser aller Sympathie: Abkopplung von der Verwaltung, schwerfälligen bürokratischen Einheiten. Kann man die Sache nicht auch von der anderen Seite gutfinden?
Koldehoff: Doch, es gibt natürlich eine Reihe von positiven Aspekten, die Entbürokratisierung auf der anderen Seite aber auch den Vorteil, dass die Häuser in die eigene Tasche wirtschaften dürfen. Aber auch da wieder die Gefahr, irgendwann könnte natürlich jemand auf die Idee kommen zu sagen, das muss dann bitte aber auch reichen, wenn ihr künftig in die eigene Tasche wirtschaftet, dann schaut auch, wie ihr mit dem, was ihr einnehmt, hinkommt, wir möchten dann aus dem Staatssäckel auch nichts mehr dazubuttern müssen.
Koldehoff: Das ist die zentrale Frage und wenn man diesen Beschlussvorschlag dann mal etwas weiterliest, dann wird man irgendwann an den Punkt kommen, an dem steht, dass dahinter die Idee steckt, man wolle das Wallraff Richartz-Museum stärker wirtschaftlich ausrichten und dann geht es natürlich ans Eingemachte. Privatisierung von Museen ist seit einigen Jahren gang und gäbe, überall da, wo die Stadtsäckel leer sind, kommt man auf diese Idee. Konkret sieht das dann so aus: Man gründet eine gGmbH, also eine gemeinnützige GmbH, die nicht wirtschaftlich operieren soll, von der das aber schon irgendwie erwartet wird, die Stadt bringt die Kunstwerke und in der Regel ein Gebäude ein, die sich in ihrem Besitz befinden und dann werden eben auf der anderen Seite potente Geldgeber gesucht, die das Museum am Laufen halten. Wenn man sich jetzt allerdings mal klarmacht, was die Aufgabe eines Museums ist, nämlich Kunst zu sammeln, sie zu bewahren und zu präsentieren, dann sind das alles drei sehr kostenintensive Faktoren, das heißt also, dieses Kernziel, man möchte Museen zu wirtschaftlichen Einrichtungen im Gesamtgefüge Stadt machen, ist meiner Meinung nach von vornherein zum Scheitern verurteilt. So ist ein Museum einfach nicht ausgerichtet, es sei denn, man entschleißt sich dazu, einfach alles ins Depot zu packen, nur noch die populären Sachen rauszuhauen und eine Degas-, eine Renoir-, Míro-, Chagall-, Ottmar Alt-, Friedensreich-, Hundertwasser-Ausstellung nach der anderen zu zeigen.
Noltze: Das heißt mit anderen Worten: Eigentlich die Ausrichtung auf so etwas, was man beim Fernsehen die Quote nennt. Es wird dann in Dinge investiert, die die Attraktivität des Hauses steigern sollen und den Besucherzuspruch, also die Aufgaben, die man nicht so gut sehen kann, wie zum Beispiel konservatorisches, Forschungsdinge, die hätten es dann schwerer.
Koldehoff: Das ist jedenfalls die Gefahr, die dahintersteckt und wenn wir noch mal zurückkommen aufs konkrete Beispiel Köln, mit dem wir begonnen haben, dann zeichnet sich da auch durchaus so ein Trend ab. Das altehrwürdige Wallraff Richartz-Museum ist vor einigen Jahren umbenannt worden, hat den Zusatz Fondantion Corboud bekommen, weil es da einen reichen Sammler aus der Schweiz gab, der Impressionisten gesammelt hat, in der Regel allerdings aus der zweiten und dritten Reihe ihres Genres und die der Stadt Köln angeboten hat unter der Bedingung, dann müsst ihr das Museum aber auch nach mir benennen und da hat die Stadt Köln schon sehr willfährig zugestimmt. Nun muss man sich natürlich nicht groß fragen, wie es dann wahrscheinlich weitergeht - man wird wahrscheinlich auf diesem Weg weitergehen und die Stadt Köln ist nicht die einzige, die "pleite" ist, einen Haushalt hat, der nicht ausgeglichen ist. Wenn man sich aber auf der anderen Seite die Konsequenzen auch im Politischen noch mal klarmacht, dann bedeutet das ja nicht etwa, dass die Museen unabhängiger werden sondern im Gegenteil, diese Stiftungen brauchen Gremien, Aufsichtsräte, Kuratoren und das sind in der Regel die Gremien, in die sich die Politiker dann hineindrängen beziehungsweise -wählen lassen. Bedeutet konkret: Museumsdirektoren werden entlassen - sehen Sie sich das Beispiel Max Ernst-Museum in Brühl an, das Arp-Museum in Remagen, man könnte weitere Beispiele aufzeichnen.
Noltze: Das sind alles solche gGmbHs?
Koldehoff: Das sind jedenfalls alles Museen, bei denen es kommunale Träger gibt, die sich irgendwann mal entschieden haben, in Stiftungen auszugliedern oder mit Stiftungen zu kooperieren und überall dort hat es zu großem Ärger geführt. Trotzdem gibt es natürlich auch positive Gegenbeispiele. Die Hamburger Museen etwa sind auch in Stiftungen ausgegliedert, da gibt es allerdings Museumsdirektoren, die noch Rückgrat und breiten Rücken haben und sich gegen eventuelles Ansinnen aus der Politik auch breit stemmen können, nur solche Typen sind im Aussterben begriffen, eingestellt werden heute vielfach von den Kommunen nicht mehr Kunsthistoriker, die aus einer Kompetenz heraus argumentieren können, sondern tatsächlich Manager, von denn man wieder (und da schleißt sich dann irgendwann der Kreis) erwartet, dass sie ein Haus in erster Linie wirtschaftlich und nicht unbedingt fach- und sachgerecht führen.
Noltze: Nun frage ich Sie doch noch mal, ob nicht etwas Gutes drinsteckt, denn so ein Antrag spielt ja auch mit unser aller Sympathie: Abkopplung von der Verwaltung, schwerfälligen bürokratischen Einheiten. Kann man die Sache nicht auch von der anderen Seite gutfinden?
Koldehoff: Doch, es gibt natürlich eine Reihe von positiven Aspekten, die Entbürokratisierung auf der anderen Seite aber auch den Vorteil, dass die Häuser in die eigene Tasche wirtschaften dürfen. Aber auch da wieder die Gefahr, irgendwann könnte natürlich jemand auf die Idee kommen zu sagen, das muss dann bitte aber auch reichen, wenn ihr künftig in die eigene Tasche wirtschaftet, dann schaut auch, wie ihr mit dem, was ihr einnehmt, hinkommt, wir möchten dann aus dem Staatssäckel auch nichts mehr dazubuttern müssen.