Arndt Reuning: Herr Lorenzen, Sie haben das Manöver von VenusExpress im Esoc-Kontrollzentrum in Darmstadt beobachtet. Warum war denn der Eintritt in die Umlaufbahn heute morgen so besonders kritisch?
Dirk Lorenzen: "Das lag daran, dass es für die Esa heute hieß: "jetzt oder nie." Es gab nur diese eine Chance. Die Raumsonde ist mit einem enormen Tempo von 29.000 Kilometern in der Stunde auf die Venus zugestürzt. Und damit aus diesem Rendezvous eine richtige Partnerschaft wird, war es notwendig, dass VenusExpress praktisch eingefangen wird und quasi die Kurve kriegt in eine Umlaufbahn. Da gab es nur die Chance heute - wäre irgendetwas schief gegangen, wäre die Sonde auf immer im Weltraum verschwunden."
Reuning: Dass heißt, man musste kräftig auf die Bremse treten. Wie macht man das denn im Weltraum?
Lorenzen: "Bremsen im Weltall ist gar nicht so einfach. Man hat dazu die Raumsonde gedreht, heute morgen so etwa gegen 8.00 Uhr deutscher Zeit. Dann hat das Triebwerk praktisch nach vorne in Flugrichtung gezeigt. Dann kamen diese dramatischen 50 Minuten, in denen das Triebwerk dann brennen musste. Dabei hat man VenusExpress von den 29.000 Kilometern pro Stunde um etwa 15 Prozent abgebremst. Das hat dann ausgereicht, dass die Sonde in einer Höhe von etwa 400 Kilometern über der Venus von der Schwerkraft des Planeten eingefangen wurde. Seit 10.10 Uhr heute vormittag befindet sich das Raumschiff im Orbit um die Venus und wird dort für viele Jahre bleiben."
Reuning: Wie sieht denn die Sonde aus?
Lorenzen: "Sie ähnelt eigentlich einem großen Klotz von den Ausmaßen eines großen Kühlschranks - ein Würfel von etwa 1,50 Meter Kantenlänge. Ihre Sonnenpanele, die die Energie liefern, überspannen rund acht Meter. VenusExpress beherbergt sieben sehr ausgeklügelte Instrumente, die aus der Umlaufbahn heraus die Venus erforschen werden."
Reuning: VenusExpress ist eine wissenschaftliche Mission. Wann sind denn die ersten wissenschaftlichen Daten zu erwarten?
Lorenzen: "Da wird man sich noch etwas gedulden müssen. Allererste Daten werden bereits in den ersten Stunden aufgenommen. Wissenschaftler sagten heute nach diesen dramatischen Stunden, jetzt sei man neugierig, jetzt wolle man etwas sehen. Jetzt steht aber in den nächsten zwei Monaten eine Testphase auf dem Programm, in der die Sonde komplett überprüft wird, ob sie den Flug intakt überstanden hat. Man wird auch die Bahn ein bisschen anpassen müssen, bis man mit der Wissenschaft beginnen kann. Die eigentlich Mission beginnt dann Anfang Juni."
Reuning: Dürfen wir dann auch schon mit Bildern von der Oberfläche rechnen?
Lorenzen: "Bilder sind bei der Venus immer eine etwas zweischneidige Angelegenheit. Es wird vermutlich schon am Donnerstag erste Bilder geben. VenusExpress hat auch eine ausgezeichnete Kamera an Bord, aber diese Bilder sind anders als man sie von anderen Planeten wie dem Mars kennt, weil man bei der Venus nicht direkt auf die Oberfläche schauen kann. Denn Venus ist eine sehr dichte Wolkendecke gehüllt. Man wird jetzt erste Bilder von diesen Wolken bekommen. Eine der großen Hoffnungen dieser Mission ist aber, dass man festgestellt hat, dass auf der Nachtseite der Venus mit einer speziellen Infrarotkamera zumindest ein wenig durch die Atmosphäre schauen kann. Dann würde man vielleicht ein bisschen auf die Oberfläche gucken können."
Reuning: Aber die Atmosphäre steht im Mittelpunkt des Interesses. Was ist denn das Besondere daran?
Lorenzen: "Venus ist die Hölle am Himmel, wie man gerne sagt. Es ist ein unglaublicher Treibhauseffekt, es ist extrem heiß - fast 500 Grad Celsius an der Oberfläche. Außerdem lastet fast der 90fache Druck auf der Venusoberfläche. Die gesamte Atmosphäre rotiert in vier Tagen um den Planeten herum. Das bedeutet, es brüllt mit weit mehr als Orkanstärke um die Venus herum. Dabei hat die Venus fast die Ausmaße der Erde. Die ganz große Frage ist: Wieso ist die Venus in diese völlige Katastrophe gelaufen, wieso gab es da diesen Treibhauseffekt? Denn Venus und Erde haben eigentlich sehr ähnlich begonnen. Das ist etwas, was man auch über die Erde lernen will. Muss uns möglicherweise Venus quasi als Warnung dienen, dass sich unser Planet einmal auch in diese Richtung entwickeln könnte? Insofern ist diese Forschung auch eine Erforschung der Erde."
Dirk Lorenzen: "Das lag daran, dass es für die Esa heute hieß: "jetzt oder nie." Es gab nur diese eine Chance. Die Raumsonde ist mit einem enormen Tempo von 29.000 Kilometern in der Stunde auf die Venus zugestürzt. Und damit aus diesem Rendezvous eine richtige Partnerschaft wird, war es notwendig, dass VenusExpress praktisch eingefangen wird und quasi die Kurve kriegt in eine Umlaufbahn. Da gab es nur die Chance heute - wäre irgendetwas schief gegangen, wäre die Sonde auf immer im Weltraum verschwunden."
Reuning: Dass heißt, man musste kräftig auf die Bremse treten. Wie macht man das denn im Weltraum?
Lorenzen: "Bremsen im Weltall ist gar nicht so einfach. Man hat dazu die Raumsonde gedreht, heute morgen so etwa gegen 8.00 Uhr deutscher Zeit. Dann hat das Triebwerk praktisch nach vorne in Flugrichtung gezeigt. Dann kamen diese dramatischen 50 Minuten, in denen das Triebwerk dann brennen musste. Dabei hat man VenusExpress von den 29.000 Kilometern pro Stunde um etwa 15 Prozent abgebremst. Das hat dann ausgereicht, dass die Sonde in einer Höhe von etwa 400 Kilometern über der Venus von der Schwerkraft des Planeten eingefangen wurde. Seit 10.10 Uhr heute vormittag befindet sich das Raumschiff im Orbit um die Venus und wird dort für viele Jahre bleiben."
Reuning: Wie sieht denn die Sonde aus?
Lorenzen: "Sie ähnelt eigentlich einem großen Klotz von den Ausmaßen eines großen Kühlschranks - ein Würfel von etwa 1,50 Meter Kantenlänge. Ihre Sonnenpanele, die die Energie liefern, überspannen rund acht Meter. VenusExpress beherbergt sieben sehr ausgeklügelte Instrumente, die aus der Umlaufbahn heraus die Venus erforschen werden."
Reuning: VenusExpress ist eine wissenschaftliche Mission. Wann sind denn die ersten wissenschaftlichen Daten zu erwarten?
Lorenzen: "Da wird man sich noch etwas gedulden müssen. Allererste Daten werden bereits in den ersten Stunden aufgenommen. Wissenschaftler sagten heute nach diesen dramatischen Stunden, jetzt sei man neugierig, jetzt wolle man etwas sehen. Jetzt steht aber in den nächsten zwei Monaten eine Testphase auf dem Programm, in der die Sonde komplett überprüft wird, ob sie den Flug intakt überstanden hat. Man wird auch die Bahn ein bisschen anpassen müssen, bis man mit der Wissenschaft beginnen kann. Die eigentlich Mission beginnt dann Anfang Juni."
Reuning: Dürfen wir dann auch schon mit Bildern von der Oberfläche rechnen?
Lorenzen: "Bilder sind bei der Venus immer eine etwas zweischneidige Angelegenheit. Es wird vermutlich schon am Donnerstag erste Bilder geben. VenusExpress hat auch eine ausgezeichnete Kamera an Bord, aber diese Bilder sind anders als man sie von anderen Planeten wie dem Mars kennt, weil man bei der Venus nicht direkt auf die Oberfläche schauen kann. Denn Venus ist eine sehr dichte Wolkendecke gehüllt. Man wird jetzt erste Bilder von diesen Wolken bekommen. Eine der großen Hoffnungen dieser Mission ist aber, dass man festgestellt hat, dass auf der Nachtseite der Venus mit einer speziellen Infrarotkamera zumindest ein wenig durch die Atmosphäre schauen kann. Dann würde man vielleicht ein bisschen auf die Oberfläche gucken können."
Reuning: Aber die Atmosphäre steht im Mittelpunkt des Interesses. Was ist denn das Besondere daran?
Lorenzen: "Venus ist die Hölle am Himmel, wie man gerne sagt. Es ist ein unglaublicher Treibhauseffekt, es ist extrem heiß - fast 500 Grad Celsius an der Oberfläche. Außerdem lastet fast der 90fache Druck auf der Venusoberfläche. Die gesamte Atmosphäre rotiert in vier Tagen um den Planeten herum. Das bedeutet, es brüllt mit weit mehr als Orkanstärke um die Venus herum. Dabei hat die Venus fast die Ausmaße der Erde. Die ganz große Frage ist: Wieso ist die Venus in diese völlige Katastrophe gelaufen, wieso gab es da diesen Treibhauseffekt? Denn Venus und Erde haben eigentlich sehr ähnlich begonnen. Das ist etwas, was man auch über die Erde lernen will. Muss uns möglicherweise Venus quasi als Warnung dienen, dass sich unser Planet einmal auch in diese Richtung entwickeln könnte? Insofern ist diese Forschung auch eine Erforschung der Erde."