Heinlein: Sieben Tage, sieben Länder, von den Schönheiten der arabischen Halbinseln wird der Kanzler nicht viel mitbekommen auf seiner gestern begonnenen Golftour. Unterwegs ist Gerhard Schröder nicht als Tourist, sondern als Handlungsreisender. Vom sagenhaften Reichtum aus tausend und einer Nacht will die deutsche Wirtschaft endlich ihren gebührenden Anteil abbekommen. Bisher fließen die Petrodollars vor allem in die Säckel der Amerikaner, Briten und Franzosen. Das Gedrängel der Konzernbosse, mit auf die Kanzlermaschine zu kommen war dementsprechend hoch diesmal. Viele Manager werden dem Politiker sogar in Sondermaschinen hinterher reisen. Die Scheichs sehen es mit Genugtuung, vor allem deutsche Rüstungsgüter stehen bei ihnen hoch im Kurs. Die Auftragsbücher sind gezückt, erste Station der Reise ist Saudi-Arabien. Bei mir am Telefon ist nun der Generalsekretär der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Harald Bock. Herr Bock, warum diese Reisestrapazen? Braucht die deutsche Wirtschaft den Handlungsreisenden Schröder, um am Golf Erfolg zu haben?
Bock: Die arabische Welt pflegt Handel im persönlichen Gespräch und da ist es sicherlich sehr gut, wenn der Kanzler sich entschieden hat, auch der deutschen Industrie Flankenschutz zu geben in diesen Gesprächen, denn diese Gespräche finden auf hohem Niveau statt. Es werden häufig in diesen Gesprächen – Sie sehen, es geht um Regierungsaufträge – dann die Regierungsoberhäupter eingebunden und was liegt da nicht näher, wenn auch der deutsche Regierungschef bei diesen Gesprächen dabei ist.
Heinlein: Gerade Saudi-Arabien, aber auch die anderen Golfstaaten sind ja sehr konservative, islamische Staaten. Welche Dinge wird der Kanzler und seine Wirtschaftsdelegation denn beachten müssen, um Erfolg zu haben?
Bock: Nun, es gilt, erstmal persönlich einen Draht zu den Regierungschefs herzustellen und da habe ich überhaupt keine Bedenken, dass dem Kanzler das gelingt, weil er ein sehr kommunikativer Mensch ist und deshalb verspricht sich die Industrie sicherlich zu Recht, dass die Gespräche in guter Atmosphäre verlaufen.
Heinlein: Wird denn der Kanzler sauber trennen müssen zwischen den politischen Absichten seiner Reise – etwa Gespräche über den Iran oder über die Terrorbekämpfung – und den wirtschaftlichen Interessen, die er ja im Gepäck hat?
Bock: Wir sollten uns abgewöhnen, in diese Welt als Belehrende zu reisen. Wir lehren viel besser durch Beispiele, in dem wir Gäste aus der arabischen Welt in Deutschland haben, in dem wir mit einer großen Bildungsoffensive die arabische Welt einladen, auch bei uns ihre Köpfe ausbilden zu lassen. Das ist bereits erfolgt und wir freuen uns darüber, dass eine wachsende Anzahl von arabischen Studierenden an deutschen Universitäten inzwischen lernt und nicht nur meint, in Amerika das Heil der Bildung zu finden.
Heinlein: Also um nicht belehrend aufzutreten, muss der Kanzler Dinge wie die Menscherhechtssituation nur am Rande erwähnen, sonst würde er seine Gastgeber verärgern?
Bock: Ach, ich weiß nicht. Die arabische Welt weiß schon genau, dass wir da unterschiedliche Auffassungen haben und in einem freundschaftlichen Gespräch kann man auch darauf hinwirken, dass wir uns unter Menschenrechten etwas anderes vorstellen, als teilweise in dieser Welt praktiziert und die arabische Welt hat auch verstanden, was der OECD-Bericht gebracht hat, nämlich dass ein Teil dieser Menschheit nicht so an dieser Entwicklung teilnimmt, wie wir es erhoffen, nämlich die Frauen und dieses Gespräch wird sicherlich weiter vertieft werden müssen und daran wirken wir auch als deutsch-arabische Gesellschaft, in dem wir mit unseren Partner offen darüber reden.
Heinlein: Kann man durch verstärkten Handel, wie es der Kanzler und die deutsche Wirtschaft ja jetzt vorhaben auch den politischen Reformprozess am Golf fördern und verstärken, also quasi "Wandel durch Handel"?
Bock: Das ist sicherlich so, dass ein intensiverer Handel miteinander mit dem Gebiet, dass unmittelbar vor unserer Haustür liegt, dann auch dazu führt, dass man gewisse Gebräuche adaptiert. Aber wir sollten uns nicht zuviel davon versprechen. Ich meine, die arabische Welt hat gelernt, dass hier ein Rückstau besteht und dieser Rückstau ist aufzuholen, nicht so sehr am Golf, den wir eben ansprechen, aber Sie haben eben auch in der Reportage Jemen angesprochen. Hier gilt es, sicherlich zu helfen und das tun wir auch.
Heinlein: Der Jemen ist sicherlich ein Sonderfall als Armenhaus auf der arabischen Halbinsel, aber die anderen Golfstaaten schwimmen ja im Moment durch die hohen Ölpreise geradezu im Geld. Ist die Gelegenheit für gute Geschäfte gerade auch für die Deutschen derzeit besonders günstig?
Bock: Mit Sicherheit. Die Kassen sind voll und die Ansprüche, die die Golfstaaten inzwischen stellen, sind sehr hoch. Sie sehen, dass es diskutiert wird, letztlich eine Verbindung – und das wird man ja sehen, wie tatsächlich die Geschäfte dann laufen – eine Verbindung zwischen Kuwait bis nach Oman über den Transrapid herzustellen. Das wäre ein Vielhundertmilliardenauftrag, wenn so etwas in Gang kommt. Dann ist diese Kanzlerreise ein riesen Gewinn für die deutsche Wirtschaft, ein riesen Gewinn für Deutschland.
Heinlein: Dennoch, dieses große Geschäft, Transrapid, ist ja noch lange nicht unter Dach und Fach und im Vergleich zu Briten, Amerikanern und Franzosen ist die deutsche Wirtschaft ja vergleichsweise gering oder schwach vertreten am Golf. Hat man in der Vergangenheit schlicht Chancen verpennt?
Bock: Da muss ich widersprechen. Wir haben viele Delegationsreisen in den Raum gemacht und es sind viele Abschlüsse dort durchgeführt worden. Ich glaube, dass der Kanzler sehr wohl daran getan hat, eine große, eine wichtige Delegation zusammen zu stellen und das Interesse der deutschen Industrie ist ja nicht ein einseitiges, sondern dieses Interesse findet ja seine Entsprechung in der arabischen Welt. Man will uns dort haben, man ist daran interessiert, nicht unbedingt einen anmaßenden, einen arroganten Gesprächspartner zu haben, wie es teilweise in der Vergangenheit gerade mit amerikanischen Firmen der Fall war.
Heinlein: Besonders hoch ist das Interesse der Golfstaaten an deutschen Rüstungsgütern!
Bock: Das mag so sein. Die Rüstungsgüter sind ja auch – es ist nicht unser Gesprächspartner... über Rüstungsgüter hier zu sprechen – Entschuldigung, denn diese Gespräche werden sicherlich auf anderer Ebene geführt. Ich meine, die Welt will sich rüsten gegen Terrormaßnahmen und dann ist es besser sie kaufen sie ein, als sie sich dann aus einer Welt zu holen, mit der wir schlechte Erfahrungen haben. Sehen Sie, der Golf ist ein strategisch sehr wichtiges Gebiet und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Araber hier wünschen, gesichert zu leben und da wird sicherlich auch dann über Rüstung gesprochen werden.
Heinlein: Und wir können reden über die Lieferung deutscher Fuchsspürpanzer an die Emirate. Dieser Vertrag soll ja unterzeichnet werden. Ist das nur ein Vorgeschmack auf mögliche andere Rüstungsgeschäfte?
Bock: Ich habe etwas gegen das Wort Spürpanzer. Dieses sind Labors, die feststellen, ob dort irgendwelche Angriffe, chemische Angriffe vorliegen und da sollte man nicht von Panzern sprechen, sondern das sind gepanzerte Labors, fahrbare Labors.
Heinlein: Also Sie haben kein Verständnis, wenn das diskutiert wird? Geht es den Arabern ähnlich, dass man Vorbehalte hat gegenüber den deutschen Bedenken?
Bock: Die Araber meinen, mit ihrem Geld können sie sich alles kaufen. Das ist zunächst einmal – und sie werden sich auch alles kaufen. Ich sehe auch gar nicht, wie das ein Angriffspotential darstellt, wenn deutsche Spürpanzer, um ihre Bezeichnung aufzugreifen, verkauft werden.
Heinlein: Aber es muss doch Grenzen geben, trotz der enormen Summen, die die Araber investieren können?
Bock: Wir haben uns abgewöhnt darüber zu sprechen, dass Waffen nicht in Spannungsgebiete hineindürfen. Ich stelle leider fest, dass dies inzwischen nicht mehr diskutiert wird. Insofern gebe ich Ihnen Recht, wir sollten nicht dafür sorgen, dass die Spannungsgebiete weiter aufgebaut werden mit Waffen, aber da sollten wir in den näheren Nahen Osten hinein sehen, denn dieses Gebiet ist, meines Wissen, kein Spannungsgebiet derzeit. Hier stehen keine Kriege an. Ich sehe das allerdings mit gemischten Gefühlen, wenn wir in den Nahen Osten dann mit derartigen Lieferungen die Sache möglicherweise noch anheizen.
Bock: Die arabische Welt pflegt Handel im persönlichen Gespräch und da ist es sicherlich sehr gut, wenn der Kanzler sich entschieden hat, auch der deutschen Industrie Flankenschutz zu geben in diesen Gesprächen, denn diese Gespräche finden auf hohem Niveau statt. Es werden häufig in diesen Gesprächen – Sie sehen, es geht um Regierungsaufträge – dann die Regierungsoberhäupter eingebunden und was liegt da nicht näher, wenn auch der deutsche Regierungschef bei diesen Gesprächen dabei ist.
Heinlein: Gerade Saudi-Arabien, aber auch die anderen Golfstaaten sind ja sehr konservative, islamische Staaten. Welche Dinge wird der Kanzler und seine Wirtschaftsdelegation denn beachten müssen, um Erfolg zu haben?
Bock: Nun, es gilt, erstmal persönlich einen Draht zu den Regierungschefs herzustellen und da habe ich überhaupt keine Bedenken, dass dem Kanzler das gelingt, weil er ein sehr kommunikativer Mensch ist und deshalb verspricht sich die Industrie sicherlich zu Recht, dass die Gespräche in guter Atmosphäre verlaufen.
Heinlein: Wird denn der Kanzler sauber trennen müssen zwischen den politischen Absichten seiner Reise – etwa Gespräche über den Iran oder über die Terrorbekämpfung – und den wirtschaftlichen Interessen, die er ja im Gepäck hat?
Bock: Wir sollten uns abgewöhnen, in diese Welt als Belehrende zu reisen. Wir lehren viel besser durch Beispiele, in dem wir Gäste aus der arabischen Welt in Deutschland haben, in dem wir mit einer großen Bildungsoffensive die arabische Welt einladen, auch bei uns ihre Köpfe ausbilden zu lassen. Das ist bereits erfolgt und wir freuen uns darüber, dass eine wachsende Anzahl von arabischen Studierenden an deutschen Universitäten inzwischen lernt und nicht nur meint, in Amerika das Heil der Bildung zu finden.
Heinlein: Also um nicht belehrend aufzutreten, muss der Kanzler Dinge wie die Menscherhechtssituation nur am Rande erwähnen, sonst würde er seine Gastgeber verärgern?
Bock: Ach, ich weiß nicht. Die arabische Welt weiß schon genau, dass wir da unterschiedliche Auffassungen haben und in einem freundschaftlichen Gespräch kann man auch darauf hinwirken, dass wir uns unter Menschenrechten etwas anderes vorstellen, als teilweise in dieser Welt praktiziert und die arabische Welt hat auch verstanden, was der OECD-Bericht gebracht hat, nämlich dass ein Teil dieser Menschheit nicht so an dieser Entwicklung teilnimmt, wie wir es erhoffen, nämlich die Frauen und dieses Gespräch wird sicherlich weiter vertieft werden müssen und daran wirken wir auch als deutsch-arabische Gesellschaft, in dem wir mit unseren Partner offen darüber reden.
Heinlein: Kann man durch verstärkten Handel, wie es der Kanzler und die deutsche Wirtschaft ja jetzt vorhaben auch den politischen Reformprozess am Golf fördern und verstärken, also quasi "Wandel durch Handel"?
Bock: Das ist sicherlich so, dass ein intensiverer Handel miteinander mit dem Gebiet, dass unmittelbar vor unserer Haustür liegt, dann auch dazu führt, dass man gewisse Gebräuche adaptiert. Aber wir sollten uns nicht zuviel davon versprechen. Ich meine, die arabische Welt hat gelernt, dass hier ein Rückstau besteht und dieser Rückstau ist aufzuholen, nicht so sehr am Golf, den wir eben ansprechen, aber Sie haben eben auch in der Reportage Jemen angesprochen. Hier gilt es, sicherlich zu helfen und das tun wir auch.
Heinlein: Der Jemen ist sicherlich ein Sonderfall als Armenhaus auf der arabischen Halbinsel, aber die anderen Golfstaaten schwimmen ja im Moment durch die hohen Ölpreise geradezu im Geld. Ist die Gelegenheit für gute Geschäfte gerade auch für die Deutschen derzeit besonders günstig?
Bock: Mit Sicherheit. Die Kassen sind voll und die Ansprüche, die die Golfstaaten inzwischen stellen, sind sehr hoch. Sie sehen, dass es diskutiert wird, letztlich eine Verbindung – und das wird man ja sehen, wie tatsächlich die Geschäfte dann laufen – eine Verbindung zwischen Kuwait bis nach Oman über den Transrapid herzustellen. Das wäre ein Vielhundertmilliardenauftrag, wenn so etwas in Gang kommt. Dann ist diese Kanzlerreise ein riesen Gewinn für die deutsche Wirtschaft, ein riesen Gewinn für Deutschland.
Heinlein: Dennoch, dieses große Geschäft, Transrapid, ist ja noch lange nicht unter Dach und Fach und im Vergleich zu Briten, Amerikanern und Franzosen ist die deutsche Wirtschaft ja vergleichsweise gering oder schwach vertreten am Golf. Hat man in der Vergangenheit schlicht Chancen verpennt?
Bock: Da muss ich widersprechen. Wir haben viele Delegationsreisen in den Raum gemacht und es sind viele Abschlüsse dort durchgeführt worden. Ich glaube, dass der Kanzler sehr wohl daran getan hat, eine große, eine wichtige Delegation zusammen zu stellen und das Interesse der deutschen Industrie ist ja nicht ein einseitiges, sondern dieses Interesse findet ja seine Entsprechung in der arabischen Welt. Man will uns dort haben, man ist daran interessiert, nicht unbedingt einen anmaßenden, einen arroganten Gesprächspartner zu haben, wie es teilweise in der Vergangenheit gerade mit amerikanischen Firmen der Fall war.
Heinlein: Besonders hoch ist das Interesse der Golfstaaten an deutschen Rüstungsgütern!
Bock: Das mag so sein. Die Rüstungsgüter sind ja auch – es ist nicht unser Gesprächspartner... über Rüstungsgüter hier zu sprechen – Entschuldigung, denn diese Gespräche werden sicherlich auf anderer Ebene geführt. Ich meine, die Welt will sich rüsten gegen Terrormaßnahmen und dann ist es besser sie kaufen sie ein, als sie sich dann aus einer Welt zu holen, mit der wir schlechte Erfahrungen haben. Sehen Sie, der Golf ist ein strategisch sehr wichtiges Gebiet und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Araber hier wünschen, gesichert zu leben und da wird sicherlich auch dann über Rüstung gesprochen werden.
Heinlein: Und wir können reden über die Lieferung deutscher Fuchsspürpanzer an die Emirate. Dieser Vertrag soll ja unterzeichnet werden. Ist das nur ein Vorgeschmack auf mögliche andere Rüstungsgeschäfte?
Bock: Ich habe etwas gegen das Wort Spürpanzer. Dieses sind Labors, die feststellen, ob dort irgendwelche Angriffe, chemische Angriffe vorliegen und da sollte man nicht von Panzern sprechen, sondern das sind gepanzerte Labors, fahrbare Labors.
Heinlein: Also Sie haben kein Verständnis, wenn das diskutiert wird? Geht es den Arabern ähnlich, dass man Vorbehalte hat gegenüber den deutschen Bedenken?
Bock: Die Araber meinen, mit ihrem Geld können sie sich alles kaufen. Das ist zunächst einmal – und sie werden sich auch alles kaufen. Ich sehe auch gar nicht, wie das ein Angriffspotential darstellt, wenn deutsche Spürpanzer, um ihre Bezeichnung aufzugreifen, verkauft werden.
Heinlein: Aber es muss doch Grenzen geben, trotz der enormen Summen, die die Araber investieren können?
Bock: Wir haben uns abgewöhnt darüber zu sprechen, dass Waffen nicht in Spannungsgebiete hineindürfen. Ich stelle leider fest, dass dies inzwischen nicht mehr diskutiert wird. Insofern gebe ich Ihnen Recht, wir sollten nicht dafür sorgen, dass die Spannungsgebiete weiter aufgebaut werden mit Waffen, aber da sollten wir in den näheren Nahen Osten hinein sehen, denn dieses Gebiet ist, meines Wissen, kein Spannungsgebiet derzeit. Hier stehen keine Kriege an. Ich sehe das allerdings mit gemischten Gefühlen, wenn wir in den Nahen Osten dann mit derartigen Lieferungen die Sache möglicherweise noch anheizen.