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Warnstreiks
Bundesweiter Ausstand im öffentlichen Dienst

Im öffentlichen Dienst rollt die zweite Warnstreikwelle durch die Republik. Bis Donnerstag wird sich die Streikwelle auf viele kommunale Bereiche, wie etwa den öffentlichen Nahverkehr und Kitas, ausweiten - und auch die Flughäfen sind betroffen.

Von Anke Petermann | 25.03.2014
    Ein Schriftzug "Ich bin es wert" ist auf dem Rücken eines verdi-Mitglieds zu sehen.
    Die Gewerkschaften fordern eine Anhebung der Gehälter um 100 Euro sowie einen zusätzlichen Lohnzuwachs von 3,5 Prozent. (dpa / Christian Charisius)
    Wenn in Städten des Rhein-Main-Gebiets der öffentliche Verkehr und teilweise auch die Schulbusse bestreikt werden, ist das Chaos im Berufsverkehr ohnehin programmiert. Jetzt kommen im Laufe des Vormittags noch große Demonstrationen dazu. Allein 120 Busse mit Streikenden sind unterwegs zur Gewerkschaftskundgebung nach Mainz, 70 Busse fahren nach Frankfurt. Demonstriert wird auch im mittelhessischen Gießen. In Rheinland-Pfalz soll der Warnstreik in Kitas, Müllabfuhr, kommunalen Kliniken und im Nahverkehr nach einem Tag beendet sein. In der vergangenen Woche hatten viele Pendler gelassen auf die kurzen Ausstände reagiert:
    - "Wenn es muss, dann findet sich immer ein Weg. Ich kann das durchaus nachvollziehen. Ich habe Bekannte, die arbeiten in dem Bereich. Verantwortung tragen die durchaus. Da gibt es eine Gewerkschaft, es gibt Bereiche, wo es keine gibt."
    - "So einen Tag geht schon, das kann man verkraften, das kann man einplanen, das geht."
    Aus dem einen Tag werden in der zweiten Warnstreikwelle vielerorts aber zwei. Für Wiesbaden stellte die Stadtverwaltung den Busverkehr warnstreikbedingt bis Donnerstagmorgen um zwei Uhr ein. Im gleichen Zeitraum stehen in Frankfurt am Main alle neun U-Bahn- und alle zehn Straßenbahn-Linien still. Morgen Abend trifft der Ausstand die Fußballfans, die zum Bundesligaspiel von Eintracht Frankfurt gegen Mönchengladbach in die Commerzbank-Arena wollen. Sie müssen auf S-Bahnen und Busse ausweichen.
    In der zweiten Welle mehr Mitstreiker?
    Morgen und übermorgen sollen in Nordrhein-Westfalen kaum noch Busse und Straßenbahnen fahren. Hatten in der vergangene Woche die meisten Kitas trotz Warnstreiks geöffnet, könnte das heute in Rheinland-Pfalz und Teilen Hessens, morgen in München und Hannover, übermorgen in Teilen von NRW anders aussehen. Verdi-Gewerkschafter aus Offenbach und Frankfurt prognostizieren:
    "Es ist in der Regel so, dass die Warnstreiks in der zweiten Welle auch eine Dynamik kriegen und dass auch mehr Kolleginnen, die sich das nicht überlegt hatten, mit raus kommen. Das kriegen wir dann auch ein bisschen größer hin. Dann muss man auf diese Art dafür sorgen, dass der Arbeitgeber mit einem vernünftigen Angebot zu uns kommt."
    Ob Eltern auch Verständnis zeigen, wenn es nur noch vereinzelte Kita-Not-Betreuung gibt? Die Gewerkschaften versuchten im Vorfeld, sie zu besänftigen, so Alexander Klein von Verdi:
    "Elternbriefe gibt es in dem Bereich, um einfach zu sagen, es gibt da berechtigte Forderung von unseren Kolleginnen in den Kitas. Und dass man die Eltern informiert, dass man sagt, es kann sein, dass geschlossen ist. Dass die Eltern auch die Chance haben, das ein bisschen zu planen, zu gucken, wie kriegt man das Kind vielleicht woanders unter. Und da können wir die Eltern sicherlich verstehen. Aber wir brauchen auch das Verständnis der Eltern, denn die Kolleginnen in den Kitas brauchen auch eine faire Bezahlung."
    Höchste Eskalationsstufe
    Gewerkschaft und Arbeitgeber hatten zuletzt betont, sie wollten schnell zum Abschluss kommen. Gut möglich also, dass das kommende Woche der Fall ist. Dafür spricht auch, dass Verdi die Warnstreiks übermorgen auf die Flughäfen ausdehnt und damit die höchste Eskalationsstufe erreicht. Dann ist das Ende der Verhandlungen in der Regel absehbar, weiß ein Insider. Unter anderem sollen Köln-Bonn und Frankfurt am Main betroffen sein. Allein am größten deutschen Airport sind 6000 Fraport-Beschäftigte unter anderem in der Abfertigung zum Warnstreik aufgerufen. Sollte die Flughafen-Feuerwehr mitmachen, geht aus Sicherheitsgründen nichts mehr.
    Fraport appelliert an Verdi, die Streiks zu befristen, damit der internationale Luftverkehr abgewickelt werden könne und Reisende nicht im Terminal übernachten müssten. Noch hat die Dienstleistungsgewerkschaft nichts über die geplante Dauer der Flughafen-Warnstreiks preisgegeben.