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Warnstreiks
Von Chaos (noch) keine Spur

Die Gewerkschaft Verdi hatte Beschäftigte an sieben Flughäfen zu Warnstreiks aufgerufen. Das befürchtete Chaos ist ausgeblieben. Das könnte sich ändern, wenn auch in der nächsten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern kein Ergebnis erzielt wird. Verdi könnte die Streiks dann ausweiten.

Von Anke Petermann | 27.03.2014
    Mit Fahnen und einem Transparent mit der Aufschrift "Wir sind es wert" stehen streikende Flughafen-Mitarbeiter auf dem Frachthof des Flughafens von Hannover.
    Mit Fahnen und Transparent stehen streikende Flughafen-Mitarbeiter auf dem Frachthof des Flughafens von Hannover. (dpa/picture-alliance/Holger Hollemann)
    Hunderte von Flügen gestrichen, Tausende Beschäftigte im Warnstreik, doch von Chaos an deutschen Flughäfen keine Spur. Reisende informierten sich vorab, buchten um und zeigten großenteils Verständnis dafür dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst die Warnstreiks auf den Luftverkehr ausweiteten. "Ich stehe dahinter, ich unterstütze das auf jeden Fall, damit sie ihre Forderungen durchsetzen können." "Also ich verstehe es schon. Aber die Auswirkungen sind schon groß." "Weil ich heute fliege, finde ich es halt ärgerlich."
    Seit dem frühen Nachmittag sind die sieben vom Warnstreik betroffenen Flughäfen wieder auf dem Weg zum Normalbetrieb. Reisende atmen auf, wie das Paar, das am Nachmittag noch von Frankfurt am Main nach Bangkok fliegen kann. "Ja, zwei Stunden Verspätung, aber sonst lief alles wie geplant. Kein Stress, wir wussten das vorher, dass wir zwei Stunden warten müssen, und war problemlos."
    Die Hälfte von 1.300 üblichen Flügen am Rhein-Main-Flughafen fiel aber aus, weil mehr als tausend Frühschicht-Beschäftigte in der Gepäckabfertigung und Flugzeug-Wartung in den Ausstand traten. Mit zwanzig Starts und Landungen stündlich blieb der Airport fast zehn Stunden lang weit unter seiner Kapazität. Bis voller Normalbetrieb erreicht ist, dauert es, prognostiziert Fraport-Sprecher Mike Schweitzer. "Das heißt: Es wird auch weiterhin zu Verzögerungen kommen im Betriebsablauf - über den Tagesverlauf hinaus und (wir) gehen aber davon aus, dass es sich im Lauf des morgigen Tages wieder normalisiert."
    Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich zufrieden über eine Streikbeteiligung von 90 Prozent Claudia Amier, Fraport-Betriebsratschefin: "Das ist natürlich ein tolles Ergebnis und das Signal an die Arbeitgeber für die nächste Verhandlungsrunde."
    In München fielen 140 Verbindungen aus, in Hamburg 30 Flugpaare, ebenso viele in Berlin-Tegel, dort nur durch die Auswirkungen der Streiks anderswo. Insgesamt strich die Lufthansa 600 Flüge, erreichte aber durch die hohe Zahl von Annullierungen, dass sich die Umläufe schnell wieder normalisieren, weil Maschinen und Crews am richtigen Platz sind. Fraport-Sprecher Mike Schweitzer bezeichnet die Auswirkungen insgesamt als enorm: "Viele Passagiere werden heute nicht von Frankfurt aus reisen können. Insbesondere die internationalen Passagiere sind sehr stark betroffen, durchaus auch Familien, Geschäftsreisende, die im Ausland sitzen, heute nicht nach Frankfurt reisen können, das ist sehr zu bedauern."
    Die Lufthansa spricht von Millionenschäden und kritisiert den Verdi-Warnstreik als unverhältnismäßig. Mitten im Protestzug von Hunderten von Beschäftigten kontert die Fraport-Betriebsratschefin: "Das ist für uns noch Warnstreik gemäß. Wenn wir richtig streiken, denke ich, wird das mehr Auswirkungen geben, weil wir davon ausgehen, dass da auch eine Feuerwehr hundertprozentig streiken wird - ja letztendlich: Diese Karte wurde noch nicht gezogen", bleibt aber der Trumpf in der Hinterhand, das Drohpotenzial für die dritte Verhandlungsrunde ab kommenden Montag.