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Warten auf den Friedensnobelpreisträger

In der norwegischen Hauptstadt Oslo hat sich das Nobel-Friedenszentrum ins Stadtbild eingefügt. Erst vor zwei Jahren wurde das Zentrum ganz in der Nähe des Osloer Rathauses eingerichtet, in diesem Rathaus werden auch in diesem Jahr die Nobelpreise verliehen. Das Nobel-Friedenszentrum in der Nachbarschaft soll eine Mischung aus Museum und Begegnungsstätte sein.

Von Iris Völlnagel |
    Noch nie war Tony Schultz von seiner Arbeit so begeistert, wie jetzt: Seit Anfang des Jahres führt der 35-jährige Politikstudent Besuchergruppen durch das Osloer Nobel-Friedenszentrum. Zweimal täglich erzählt er den Interessierten in einer dreiviertel Stunde alles über den Gründer des Friedensnobelpreises, Alfred Nobel, sowie über die bislang 116 Preisträger und wie es dazu gekommen ist, dass gerade sie den Preis bekommen haben.

    Vor zwei Jahren wurde das Nobel-Friedenszentrum im Zentrum der norwegischen Hauptstadt, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, wo jedes Jahr der Friedensnobelpreis verliehen wird, eröffnet. Natürlich sei das Zentrum ein Museum, aber es solle auch ein Ort der Begegnung und Inspiration sein, meint Direktorin Bente Erichsen.

    "Ich denke, wenn die Menschen hierher kommen und wenn sie sehen, was die Friedenspreisträger getan und erreicht haben, dann inspiriert das die Besucher. Sie sehen, was Menschen bewirken können und wie sie es geschafft haben. Sie taten etwas, an das sie glaubten und wenn genügend Menschen an etwas glauben, dann wird das etwas verändern."

    Vorbei an einer Fotoausstellung über den letzten Preisträger Mohammad Yunus und seine Grameen Bank führt uns Tony zum sogenannte Nobel Feld. Rund 1000 kleine Lichter erleuchten den abgedunkelten Raum, in dem leise sphärenhafte Musik erklingt. Wie ein Blumenfeld ragen 96 Metallstäbe aus der Erde, auf denen jeweils Bildschirme mit Informationen über alle Preisträger zu sehen sind. Die Installation stammt von dem aus Afrika gebürtigten Architekten David Adjaye.

    "Das hier ist das sogenannte Nobelfeld. Auf den Bildschirmen kann man die einzelnen Gewinner sehen. Die Bildschirme sind keine Touchscreens, aber sie aktivieren sich, wenn man davor steht. So Hier kann man über verschiedene Preisträger etwas lesen – gerade stehe ich beispielsweise vor der Preisträgerin von 1931, Jane Addams. Wenn ich einen Schritt nach rechts gehe, komme ich zu Mohammed El Barraday, der den Preis 2005 zusammen mit der Internationalen Atomenergiebehörde bekommen hat."

    Trotz der Nähe zum Nobelkomittee - wer der nächste Friedensnobelpreisträger wird, bleibt auch für die 50 Angestellten des Friedenszentrums eine spannende Frage, so Bente Erichson:

    "Wer der nächste Preisträger ist, wissen wir auch erst, wenn es der Rest der Welt erfährt. Wir werden den Fernseher anmachen und denken – aahh - wer wird es wohl werden? Und um ganz ehrlich zu sein, letztes Jahr ging es uns dann so: Yunnis wer? Wer ist das? Der Tag der Bekanntgabe ist für uns dann ein ziemlich harter Arbeitstag, denn am nächsten Tag haben wir einen Tag der offenen Tür. Dann werden ersten Fotos und Informationen über den neuen Preisträger präsentiert."

    Am 10. Dezember, nach der offiziellen Nobelpreisverleihung im Osloer Rathaus wird der frischgekürte Preisträger das Zentrum besuchen, um die Ausstellung über sich dann offiziell zu eröffnen. Für die Angestellten die Gelegenheit, den Friedensnobelpreisträger hautnah zu erleben:

    "Für unsere Mitarbeiter ist das ein ganz besonderer Augenblick: Der Dalai Lama war hier, Nelson Mandela, Shereen Ebendea. Mit ihr veranstalteten wir ein großes Seminar über Menschenrechte, Frauen und Islam. Das war sehr, sehr inspirierend! Jeder, der hier arbeitet, macht das, weil er sich für den Friedensnobelpreis und die Ideen, die die Preisträger repräsentieren, einsetzen will."

    Schon vor Wochen haben Tony und seine Kollegen Wetten abgeschlossen, über wen sie die nächste Ausstellung machen werden. Am Freitag wird Tony es endlich wissen, ob er mit seinem Tipp, dass der Preis nach Nordirland geht, richtig gelegen hat.