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Warten auf die versprochene Hilfe

Die großen Waldbrände in Griechenland liegen ein Jahr zurück. Ein Gebiet von der Fläche Luxemburgs verbrannte dabei, 67 Tote waren zu beklagen, zwölf Prozent der geschützten Natura-Flächen Griechenlands verschwanden über Nacht von der Landkarte. Besonders schlimm war der Westpeloponnes betroffen. Alkyone Karamanolis hat die Region Zaharo besucht.

    Vier windschiefe Wände unter freiem Himmel. Pantazis Zaharopoulos führt durch das, was vom Haus seiner Eltern übriggeblieben ist. Er hatte es seit deren Tod als Unterkunft und Gerätelager genutzt:

    "Hier sieht man noch, wo die Betten standen, da, das sind verkohlte Stoffreste von der Matratze. Hier stand der Fernseher, da der Kühlschrank und eine Tiefkühltruhe, und hier war die Trennwand. Dahinter hatte ich Geräte und Traktoren. Sie sehen ja, nichts ist übrig geblieben! "

    Zusammen mit dem Gebäude sind dem Bauern Ziegen, Schafe und 70 Hühner verbrannt. Dazu: sechs Traktoren, ein Auto, ein Mähdrescher - und 500 Olivenbäume. Das Feuer hat sogar den Stahlbeton weichgekocht. Pantazis Zaharopoulos wird das Gebäude neu errichten müssen, doch bislang hat er nicht einmal das Geld, um die Ruine abzureißen:

    "Wir haben 10.000 Euro bekommen, weil wir ja hier den ganzen Hausstand verloren haben und zusätzlich 3000 Euro als Starthilfe. Seitdem nichts mehr. Einen Kredit wollte ich nicht aufnehmen, weil ich ihn nicht abbezahlen könnte. Dabei hat man uns finanzielle Hilfe versprochen für den Wiederaufbau der Häuser und für den Ernteausfall. Fast ein Jahr lang warten wir nun! "

    Pantazis Zaharopoulos führt durch das Gelände. Es sieht aus wie ein Schlachtfeld: Entwurzelte Bäume, verbrannte Traktoren, ein tonnenschwerer Wassertank, den der Wind mitgerissen hat und der nun rostig herumliegt. Ähnlich geht es Hunderten von Familien in der Region. Nachdem die Regierung vergangenen September einmalig unbürokratisch Hilfe ausbezahlt hat – zufällig nur wenige Tage vor den Wahlen - war es auch schon vorbei mit der Unterstützung. Etwas, was auch der Präfekt für den Westpeloponnes, Haralambos Kafyras, immer wieder beklagt:

    "Die Expertengruppe, die die Schäden einschätzt, hat ihre Arbeit gerade erst aufgenommen und wird frühestens im August fertig sein. Also ist bisher von den rund 200 Millionen Euro, die an Spenden eingeflossen sind, noch so gut wie nichts ausbezahlt worden. Und die Verantwortung für diese Verzögerung liegt bei der Regierung in Athen. "

    Immerhin, die Natur erholt sich. Zwischen verkohlten Bäumen, die die Berge überziehen, soweit das Auge reicht, ist frisches Grün erkennbar. Was allerdings bleibt, ist die Furcht vor neuen Waldbränden in diesem Jahr. Zwar hat die griechische Feuerwehr ihre Ausrüstung wie auch die Ausbildung verbessert und ihr Personal aufgestockt – doch rund ein Drittel der Stellen bleibt weiterhin unbesetzt. Ungelöst ist bislang auch ein anderes Problem: die Ursachen für die zahlreichen Brandstiftungen, erklärt Kostas Poirazidis vom WWF - dem World Wildlife Fund:

    "Das Feuer, das den Westpeloponnes zerstört hat, hat zwar durch einen Unfall seinen Ausgang genommen. Kurz danach sind allerdings zwei weitere Feuer ausgebrochen, die offenbar gelegt wurden. Griechenland hat ja weder ein Grund- noch ein Waldkataster. Der Staat weiß also gar nicht genau, wem was gehört oder was vor dem Brand Wald war und demnach wieder aufgeforstet werden müsste. In den Städten werden auf diese Weise Grundstücke gewonnen. Auf dem Land geht es dagegen um die Gewinnung von Weidefläche. "

    Wenn der Mensch nicht eingreift, wird es in rund 20 Jahren die mächtigen Wälder des Westpeloponnes wieder geben. Für Leute wie Pantazis Zaharopoulos ist das nur ein schwacher Trost. Er fürchtet um die Existenz seiner sechsköpfigen Familie:

    "Ohne Geld geht gar nichts. Doch der Staat scheint unfähig, uns zu helfen, damit wir wieder auf die Füße kommen. Er lässt uns allein. Aber alleine mit zwei Händen kann man nichts tun."