Schichtende bei den Gaz-Autowerken in Nischni Nowgorod. Die Beschäftigten strömen aus dem Werkstor, vorbei an großen, roten Mosaiken mit sowjetischen Arbeitermotiven. Der 38 Jahre alte Mechaniker Igor Gribjonkin war 15 Jahre lang einer von ihnen – heute ist er nur für unser Interview an seinen ehemaligen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Ende des Jahres hat er gekündigt, weil er keine Wahl hatte, sagt er. Statt 500 Euro sollte er nur noch 170 Euro im Monat verdienen.
"Die Werksleitung wollte so viele wie möglich in unserer Abteilung loswerden, um überhaupt noch Löhne zu zahlen. Man bot uns 1000 Euro, wenn wir freiwillig kündigen. Und weil es keinen Sinn hatte dort zu bleiben, habe ich zugesagt – aber das versprochene Geld habe ich nie bekommen. Die Absprache beweisen kann ich nicht, denn die, die dort noch arbeiten, schweigen. Sie haben Angst um ihren Job."
Bei Gaz hat Igor zunächst die Autos der Marke Wolga montiert. Später baute er die preiswerten Kleinbusse und Lastwagen zusammen, auf die GAZ in den letzten Jahren vor allem setzte. Doch die Krise und Qualitätsprobleme haben das Werk schwer getroffen: Wie viele von den ehemals über 100.000 Mitarbeitern noch angestellt sind, weiß niemand. Gerüchten zufolge sind es 60.000 oder noch viel weniger. Fest steht: Die Produktion wurde auf ein Minimum zurückgefahren und Gaz hat eine Milliarde Euro Schulden. Boris Ochlutschin von der Gewerkschaft in Nischni Nowgorod:
"Allein seit Jahresende sind bei Gaz 8000 Jobs verloren gegangen und bald werden weitere 6000 gestrichen. Und an jedem Arbeitsplatz bei Gaz hängen sechs Arbeitsplätze bei den Zulieferbetrieben in der Region. Der Zustand unserer Automobilindustrie ist also kritisch und wir verfolgen genau was bei Gaz geschieht."
Nischni Nowgorod gehört mit 1,5 Millionen Einwohnern zu den fünf größten Städten in Russland – und ist eine Autostadt: Der Gaz-Autobauer ist seit Jahrzehnten Hauptsteuerzahler und größter Arbeitgeber vor Ort. Der Opel-Deal soll nicht nur das Werk und die Region retten, hofft die russische Führung, sondern wenn möglich die ganze russische Automobilbranche – denn die gilt als technisch unterentwickelt. Skeptiker in Deutschland fürchten deshalb einen Ausverkauf deutscher Opel-Technologie nach Russland. Die Menschen in Nischni Nowgorod aber hoffen auf Sicherheit und Fortschritt.
"Wenn wir hier keine hochwertigen Autos bauen können, dann müssen wir eben die Hilfen aus dem Westen annehmen, die man uns anbietet. Wir können davon lernen und dann langfristig selbst bessere Autos bauen."
"Irgendetwas muss ja in dieser Situation getan werden und die Kooperation mit Opel könnte eine Lösung sein für Gaz. Die Menschen hier brauchen ihre Arbeit und ihren Lohn."
Der Autoexperte Nikolai Raspopow von der Wirtschaftsuniversität von Nischni Nowgorod, der viel zum Autohersteller Gaz geforscht hat, ist weniger optimistisch:
"Die Opel-Wagen, die hier bei Gaz hergestellt werden würden, wären wohl vor allem für den Markt in Russland und den benachbarten Ländern bestimmt. Aber ob die hier produzierten Autos dann auch den gewohnten Opel-Standard hätten und den Märkten in Europa und den USA genügen würden, das ist die große Frage. Offiziell heißt es bei Gaz natürlich, dass man diese Qualität liefern kann."
Viele Arbeiter hoffen, dass sie wieder zu Gaz zurückkehren können, wenn dort erst die Opel-Produktion beginnt. Doch Igor, der ehemalige Mechaniker bei Gaz, kann nicht länger warten: Um seine Kreditschulden zu bezahlen, muss er schon bald seine Wohnung verkaufen und die Stadt verlassen. Für ihn ist das Kapitel Gaz vorbei.
"Die Werksleitung wollte so viele wie möglich in unserer Abteilung loswerden, um überhaupt noch Löhne zu zahlen. Man bot uns 1000 Euro, wenn wir freiwillig kündigen. Und weil es keinen Sinn hatte dort zu bleiben, habe ich zugesagt – aber das versprochene Geld habe ich nie bekommen. Die Absprache beweisen kann ich nicht, denn die, die dort noch arbeiten, schweigen. Sie haben Angst um ihren Job."
Bei Gaz hat Igor zunächst die Autos der Marke Wolga montiert. Später baute er die preiswerten Kleinbusse und Lastwagen zusammen, auf die GAZ in den letzten Jahren vor allem setzte. Doch die Krise und Qualitätsprobleme haben das Werk schwer getroffen: Wie viele von den ehemals über 100.000 Mitarbeitern noch angestellt sind, weiß niemand. Gerüchten zufolge sind es 60.000 oder noch viel weniger. Fest steht: Die Produktion wurde auf ein Minimum zurückgefahren und Gaz hat eine Milliarde Euro Schulden. Boris Ochlutschin von der Gewerkschaft in Nischni Nowgorod:
"Allein seit Jahresende sind bei Gaz 8000 Jobs verloren gegangen und bald werden weitere 6000 gestrichen. Und an jedem Arbeitsplatz bei Gaz hängen sechs Arbeitsplätze bei den Zulieferbetrieben in der Region. Der Zustand unserer Automobilindustrie ist also kritisch und wir verfolgen genau was bei Gaz geschieht."
Nischni Nowgorod gehört mit 1,5 Millionen Einwohnern zu den fünf größten Städten in Russland – und ist eine Autostadt: Der Gaz-Autobauer ist seit Jahrzehnten Hauptsteuerzahler und größter Arbeitgeber vor Ort. Der Opel-Deal soll nicht nur das Werk und die Region retten, hofft die russische Führung, sondern wenn möglich die ganze russische Automobilbranche – denn die gilt als technisch unterentwickelt. Skeptiker in Deutschland fürchten deshalb einen Ausverkauf deutscher Opel-Technologie nach Russland. Die Menschen in Nischni Nowgorod aber hoffen auf Sicherheit und Fortschritt.
"Wenn wir hier keine hochwertigen Autos bauen können, dann müssen wir eben die Hilfen aus dem Westen annehmen, die man uns anbietet. Wir können davon lernen und dann langfristig selbst bessere Autos bauen."
"Irgendetwas muss ja in dieser Situation getan werden und die Kooperation mit Opel könnte eine Lösung sein für Gaz. Die Menschen hier brauchen ihre Arbeit und ihren Lohn."
Der Autoexperte Nikolai Raspopow von der Wirtschaftsuniversität von Nischni Nowgorod, der viel zum Autohersteller Gaz geforscht hat, ist weniger optimistisch:
"Die Opel-Wagen, die hier bei Gaz hergestellt werden würden, wären wohl vor allem für den Markt in Russland und den benachbarten Ländern bestimmt. Aber ob die hier produzierten Autos dann auch den gewohnten Opel-Standard hätten und den Märkten in Europa und den USA genügen würden, das ist die große Frage. Offiziell heißt es bei Gaz natürlich, dass man diese Qualität liefern kann."
Viele Arbeiter hoffen, dass sie wieder zu Gaz zurückkehren können, wenn dort erst die Opel-Produktion beginnt. Doch Igor, der ehemalige Mechaniker bei Gaz, kann nicht länger warten: Um seine Kreditschulden zu bezahlen, muss er schon bald seine Wohnung verkaufen und die Stadt verlassen. Für ihn ist das Kapitel Gaz vorbei.