
Was erhofft sich die EU vom Abkommen?
DasMercosur-Abkommen soll mit über 700 Millionen Einwohnern die größte Freihandelszone der Welt schaffen. Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay erheben derzeit noch vergleichsweise hohe Zölle, die weiter steigen könnten. Das Abkommen sieht vor, Zölle auf rund 91 Prozent der zwischen der EU und dem Mercosur gehandelten Waren abzuschaffen. Das würde die Exportchancen der EU erhöhen und für günstigere Einkaufspreise sorgen. Außerdem sucht die EU neue Partner - vor dem Hintergrund des Handelskonflikts mit den USA und den problematischen Beziehungen zu China.
Was droht, wenn ein Abschluss erneut verschoben wird?
Das Abkommen wird seit 1999 verhandelt. Brasiliens Präsident Lula droht mit dem Ausstieg seines Landes, sollte es in diesem Monat doch nicht zu einer Unterzeichnung kommen. Auch aus EU-Kreisen heißt es, wenn es jetzt keine Einigung gebe, werde es wahrscheinlich nie eine geben.
Wie geht es jetzt weiter?
Eine Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten muss dem Abkommen zustimmen. Dafür braucht es eine qualifizierte Mehrheit von mindestens 15 Staaten, die 65 Prozent der Bevölkerung repräsentieren. Die EU-Staaten sind aber gespalten. Frankreich, der härteste Kritiker, könnte zur Not überstimmt werden. Schwierig wird es, wenn sich andere große Länder wie Italien und Polen an die Seite der Franzosen stellen.
Was sagen die Kritiker?
Frankreich, Polen und Italien erklären, ihre heimischen Bauern schützen zu wollen. Sie sehen die Landwirtschaft unzureichend vor billigeren Importen aus Südamerika geschützt. Ihr Zögern hat aber auch innenpolitische Gründe. Bauernverbände in mehreren EU-Staaten haben gegen das Abkommen protestiert. Auch in Brüssel kommt es immer wieder zu schweren Ausschreitungen. Viele zivilgesellschaftliche Organisationen lehnen das Abkommen ebenfalls ab. Greenpeace kritisiert etwa, viele der Waren, deren Austausch das Abkommen ankurbeln soll, würden Umweltzerstörung, Klimakrise, Artensterben, soziale Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen fördern.
Gibt es ein Entgegenkommen für europäische Landwirte?
Wenige Tage vor der geplanten Unterzeichnung hat die EU Schutzklauseln auf den Weg gebracht, die europäische Landwirte vor unlauterer Konkurrenz aus Südamerika schützen sollen. Die Regelung ermöglicht es der EU, Zollvergünstigungen auszusetzen, falls Einfuhren aus den Mercosur-Partnerstaaten schwere Schäden verursachen oder zu verursachen drohen. Die Schutzmechanismen gelten als wichtiges Zugeständnis an die europäischen Bauern.
Diese Nachricht wurde am 19.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
