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Warum ''I LOVE YOU'' nur Windows-PCs liebt

Der Ende vergangener Woche aufgetauchte E-Mail-Virus mit dem Namen "I Love You" hat nicht nur weltweit Schäden in noch unbekannter Höhe verursacht, sondern auch das Image des Betriebssystem-Marktführers Microsoft angekratzt. Denn der vermeintliche Liebesbrief nutzte Windows-typische Schwachstellen und Sicherheitslücken aus, die auf anderen Plattformen praktisch unbekannt sind. Mac- oder Unix-User konnten sich beruhigt zurücklehnen.

Manfred Kloiber, Claus Kalle |
    Auch der E-Mail-Wurm Melissa befiel im vergangenen Jahr ausschließlich die Betriebssysteme des Redmonder Softwareriesen, während beispielsweise unter Linux Viren in der Praxis überhaupt nicht auftauchen. Die Gründe sind für Claus Kalle, Leiter der Abteilung Systeme am regionalen Rechenzentrum der Universität Köln und Vorsitzender der GUUG, klar: "Es liegt an der Software-Qualität, die Microsoft abliefert." Das Argument, dass Microsoft mit seiner großen installierten Basis stärker von Virusattacken betroffen sein, will Kalle nur bedingt gelten lassen: "Wesentlicher ist es, dass Microsoft-Betriebssysteme in sich einfach ungeschützt sind. Benutzer und Systemverwalter sind nicht so leicht zu trennen und oft gemischt. Daher kann ein solcher Wurm Eingriffe an Systemdateien und am Betriebssystem vornehmen, die normalerweise verhindert werden müssten." Am Kölner Rechenzentrum sei es zu keinen Problemen mit "I Love You" gekommen. Kalle schätzt, dass die Studierenden vermehrt freie Software einsetzen, die nicht nur kostenlos, sondern auch oft sehr robust gegen Virenbefall ist. Viele lesen ihre E-Mails unter einem Unix-Betriebssystem, so Kalle.

    E-Mails mit bösartigem Inhalt wie Melissa oder "I Love You" verbreiten sich nicht wie klassische Computerviren, sondern indem sie sich an alle Empfänger aus dem Adressbuch des betroffenen Benutzers verschicken. Eine Möglichkeit, den Absender einer E-Mail sicher und eindeutig festzustellen, bieten Verschlüsselungsprogramme wie PGP, die eine fälschungssichere digitale Unterschrift erzeugen können. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik unterstützt die Entwicklung eines freien PGP-Ersatzes, der Software GnuPG.