ter Meulen: Nun, wir haben ja in Deutschland zur Zeit ein großes Problem in der so genannten Politikberatung durch professionelle Institutionen, die stehen in der öffentlichen Kritik. Wir haben das Problem, dass die Kommissionen, die eingesetzt werden von der Politik zur Beratung, auch in der öffentlichen Diskussion sich befinden und wenn Sie sich nach USA orientieren oder nach England orientieren, erkennen Sie, dass dort wissenschaftsbasierte Politikberatung eine große essentielle Rolle spielt.
Noltze: Wenn man sich dieses Papier des Wissenschaftsrates nun anschaut, Herr ter Meulen, fällt gleicht auf, dass es sehr lang ist, aber gleichzeitig sehr unkonkret bleibt. Ist das bezeichnend für den Entscheidungsfindungsprozess in diesem Projekt?
ter Meulen: Ich glaube nicht, sondern der Wissenschaftsrat möchte und benennt ja auch die verschiedenen Institutionen, die jetzt gemeinsam versuchen sollen, ein Konzept zu entwickeln. Ich glaube, man muss diese Stellungnahme positiv bewerten. Also, die Politik hat erkannt, dieses Defizit sollte behoben werden. Deshalb die positive Stellungnahme, Wissenschaftsorganisation kommt zusammen und entwickelt ein Konzept, dass diese Aufgabe wahrgenommen werden soll.
Noltze: Genügte nicht eine Dachorganisation der vorhandenen Institutionen, also der Länderakademien zum Beispiel, der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, was es alles gibt?
ter Meulen: Also, wir haben ja versucht, von der Akademieseite eine Institution zu schaffen, die wir genannt haben Deutsche Akademie der Wissenschaften. Und diese Dachorganisation war auf drei Säulen aufgebaut, auf der Leopoldina, Bereich Medizin und Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften Union, und Ingenieurswissenschaften Artec. Dieses Konzept als Skizze haben wir dem Wissenschaftsrat vorgelegt. Der Wissenschaftsrat hat dies diskutiert ebenso wie den Entwurf der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates und man war dann der Ansicht, man sollte vielleicht daraus ein gemeinsames Konzept entwickeln. Der Grundtenor von beiden Papieren wurde akzeptiert, aber daraus sollte sich jetzt etwas Gemeinsames entwickeln. Das, sagen wir einmal, ist die Message, die wir bekommen haben vom Wissenschaftsrat.
Noltze: Die Leopoldina, also Ihre Institution, brächte ein gewisses Traditionsgewicht mit, also wenn wir schon in Kategorien von Royal Society oder so etwas denken, aber sie ist naturwissenschaftlich geprägt. Eine Nationalakademie müsste aber doch auch Geistes- und Sozialwissenschaften berücksichtigen?
ter Meulen: Also, lassen Sie mich zunächst erst einmal sagen, dass die Leopoldina die älteste naturwissenschaftliche Akademie der Welt ist, nicht nur Deutschland, sondern der Welt. Die ist sogar älter als die Royal Society und die besteht seit der Gründung 1652 ohne Unterbrechung. Zweitens hat sie Schwerpunkte Medizin und Naturwissenschaften, aber hat in den letzten zehn Jahren begonnen, zusätzliche Bereiche aufzunehmen. Das sind die Technikwissenschaften, dass sind die empirischen Geisteswissenschaften, das ist die Ökonomie und das ist kürzlich die Kulturwissenschaften. Das heißt, wir haben jetzt ein Spektrum. Mit dieser Gruppierung kann man große Bereiche der anstehenden Fragen beantworten.
Noltze: Von Ihrem Vorgänger im Amt heißt es, er habe sich nicht getraut zu so einem Projekt. Was macht Sie mutig?
ter Meulen: Also, das finde ich eine Unterstellung, denn Herr Parthier hat immer die Idee der Nationalakademie verfolgt. 1992 hat die Bundesregierung Kohl damals der Leopoldina angeboten, diese Aufgabe zu übernehmen, weil er sie für kompetent und würdig erachtet, aber das war aus strukturellen Gegebenheiten nicht möglich. Sie müssen sich vorstellen, eine DDR-Akademie, die jetzt mit einem Mal ins Wasser geworfen wird und sich umstrukturieren muss, kann nicht sofort so eine große Aufgabe schultern. Und dann haben wir ja sechs Jahre später ungefähr begonnen, uns mit dieser Thematik wieder auseinander zu setzen, aber da kam jetzt der Wissenschaftsrat und jetzt ist es eine größere Lösung.
Noltze: Und Sie sind mutig?
ter Meulen: Immer. Wir sind im Grunde unserer Wissenschaft dafür verantwortlich, dass wir so etwas tun und wir haben ja noch ein weiteres Defizit, was wir nicht besprochen haben, nämlich die Repräsentanz deutscher Wissenschaft in verschiedenen Gremien in Europa, wo die Akademien federführend sind und in diesen Akademien sind wir nur punktuell vertreten, aber nicht mit einer Stimme, sondern da ist mal die DFG vertreten, mal die Max-Planck-Gesellschaft vertreten, mal ist die Union vertreten, mal ist die Leopoldina vertreten in jeweils unterschiedlichen Gremien und das Ausland hätte gerne eine unabhängige Stimme, wobei das Ausland definiert Unabhängigkeit nur über Akademien. Das heißt, eine Akademie, die eine Patina hat wie die Leopoldina ist eine exzellente Institution nach außen, die die Unabhängigkeit repräsentiert und in dieser Entwicklung eben auch positiv gesehen wird, als mögliche Institution gewisse Aufgaben zu übernehmen.
Noltze: Wenn man sich dieses Papier des Wissenschaftsrates nun anschaut, Herr ter Meulen, fällt gleicht auf, dass es sehr lang ist, aber gleichzeitig sehr unkonkret bleibt. Ist das bezeichnend für den Entscheidungsfindungsprozess in diesem Projekt?
ter Meulen: Ich glaube nicht, sondern der Wissenschaftsrat möchte und benennt ja auch die verschiedenen Institutionen, die jetzt gemeinsam versuchen sollen, ein Konzept zu entwickeln. Ich glaube, man muss diese Stellungnahme positiv bewerten. Also, die Politik hat erkannt, dieses Defizit sollte behoben werden. Deshalb die positive Stellungnahme, Wissenschaftsorganisation kommt zusammen und entwickelt ein Konzept, dass diese Aufgabe wahrgenommen werden soll.
Noltze: Genügte nicht eine Dachorganisation der vorhandenen Institutionen, also der Länderakademien zum Beispiel, der Max-Planck-Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, was es alles gibt?
ter Meulen: Also, wir haben ja versucht, von der Akademieseite eine Institution zu schaffen, die wir genannt haben Deutsche Akademie der Wissenschaften. Und diese Dachorganisation war auf drei Säulen aufgebaut, auf der Leopoldina, Bereich Medizin und Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften Union, und Ingenieurswissenschaften Artec. Dieses Konzept als Skizze haben wir dem Wissenschaftsrat vorgelegt. Der Wissenschaftsrat hat dies diskutiert ebenso wie den Entwurf der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates und man war dann der Ansicht, man sollte vielleicht daraus ein gemeinsames Konzept entwickeln. Der Grundtenor von beiden Papieren wurde akzeptiert, aber daraus sollte sich jetzt etwas Gemeinsames entwickeln. Das, sagen wir einmal, ist die Message, die wir bekommen haben vom Wissenschaftsrat.
Noltze: Die Leopoldina, also Ihre Institution, brächte ein gewisses Traditionsgewicht mit, also wenn wir schon in Kategorien von Royal Society oder so etwas denken, aber sie ist naturwissenschaftlich geprägt. Eine Nationalakademie müsste aber doch auch Geistes- und Sozialwissenschaften berücksichtigen?
ter Meulen: Also, lassen Sie mich zunächst erst einmal sagen, dass die Leopoldina die älteste naturwissenschaftliche Akademie der Welt ist, nicht nur Deutschland, sondern der Welt. Die ist sogar älter als die Royal Society und die besteht seit der Gründung 1652 ohne Unterbrechung. Zweitens hat sie Schwerpunkte Medizin und Naturwissenschaften, aber hat in den letzten zehn Jahren begonnen, zusätzliche Bereiche aufzunehmen. Das sind die Technikwissenschaften, dass sind die empirischen Geisteswissenschaften, das ist die Ökonomie und das ist kürzlich die Kulturwissenschaften. Das heißt, wir haben jetzt ein Spektrum. Mit dieser Gruppierung kann man große Bereiche der anstehenden Fragen beantworten.
Noltze: Von Ihrem Vorgänger im Amt heißt es, er habe sich nicht getraut zu so einem Projekt. Was macht Sie mutig?
ter Meulen: Also, das finde ich eine Unterstellung, denn Herr Parthier hat immer die Idee der Nationalakademie verfolgt. 1992 hat die Bundesregierung Kohl damals der Leopoldina angeboten, diese Aufgabe zu übernehmen, weil er sie für kompetent und würdig erachtet, aber das war aus strukturellen Gegebenheiten nicht möglich. Sie müssen sich vorstellen, eine DDR-Akademie, die jetzt mit einem Mal ins Wasser geworfen wird und sich umstrukturieren muss, kann nicht sofort so eine große Aufgabe schultern. Und dann haben wir ja sechs Jahre später ungefähr begonnen, uns mit dieser Thematik wieder auseinander zu setzen, aber da kam jetzt der Wissenschaftsrat und jetzt ist es eine größere Lösung.
Noltze: Und Sie sind mutig?
ter Meulen: Immer. Wir sind im Grunde unserer Wissenschaft dafür verantwortlich, dass wir so etwas tun und wir haben ja noch ein weiteres Defizit, was wir nicht besprochen haben, nämlich die Repräsentanz deutscher Wissenschaft in verschiedenen Gremien in Europa, wo die Akademien federführend sind und in diesen Akademien sind wir nur punktuell vertreten, aber nicht mit einer Stimme, sondern da ist mal die DFG vertreten, mal die Max-Planck-Gesellschaft vertreten, mal ist die Union vertreten, mal ist die Leopoldina vertreten in jeweils unterschiedlichen Gremien und das Ausland hätte gerne eine unabhängige Stimme, wobei das Ausland definiert Unabhängigkeit nur über Akademien. Das heißt, eine Akademie, die eine Patina hat wie die Leopoldina ist eine exzellente Institution nach außen, die die Unabhängigkeit repräsentiert und in dieser Entwicklung eben auch positiv gesehen wird, als mögliche Institution gewisse Aufgaben zu übernehmen.