Im Licht neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse ist das eigentlich nicht zu viel verlangt. Schon mit einem Monat können Babys, neben vielen anderen Kunststücken, einen "B"-Laut von einem "D"-Laut unterscheiden. Doch offenbar ist es für das Gehirn etwas ganz anderes, einen Klang zu analysieren, als ihm eine Bedeutung zu geben. Deshalb gelingt es auch Einjährigen im Experiment nicht, zwei Plüschtiere namens "Bau" und "Dau" auseinanderhalten.
Dr. Kim Plunkett von der Universität Oxford hat den Übergang vom bloßen Klang zum bedeutungstragenden Wort in seinem Sprachlabor untersucht. Kinder zwischen einem und zwei Jahren sahen zwei Bilder, etwa von einer Katze und einem Hund. Gleichzeitig hörten sie ein Wort, zum Beispiel "Hund". Wenn sie dabei häufiger zum Hundebild sahen, ging Kim Plunkett davon aus, dass sie das Wort verstanden hatten. Der Wissenschaftler veränderte in dieser Situation systematisch die Aussprache der Worte. "Statt Hund", erklärt er, "kann man Kund sagen oder Wund und testen, ob die Kinder bei den bewusst falsch ausgesprochenen Worten immer noch zum richtigen Bild schauen. Tun sie dies, so haben sie die Unterschiede wohl nicht bemerkt. Sehen sie das Bild aber nur dann an, wenn das Wort korrekt ausgesprochen wird, haben sie den Klang eines bedeutsamen Wortes im Gehirn in allen Details abgespeichert. Unser Experiment deutet darauf hin, dass Kleinkinder von 18 und 24 Monaten den Wortklang ziemlich gut abbilden. Worte, die schon lange im Wortschatz sind, werden aber deutlich klarer repräsentiert. Der Klang neu gelernter Worte scheint im Gehirn undeutlicher abgebildet zu sein."
Der Sprachforscher geht davon aus, dass im Gehirn der Einjährigen die Laute genauso gut abgebildet sind wie bei ganz jungen Babys. Auch die Konzepte, etwa der Begriff "Hund" mit allen seinen Bedeutungen, ist in den Nervennetzen abgelegt. Anfangs sind die Verbindungen eher allgemein, verschiedene Lautfolgen, Hund, Wund, Kund, vielleicht sogar Mund, sind in der Lage, dasselbe Konzept eines bellenden Vierbeiners zu aktivieren. Je vertrauter das Kind aber mit dem Wort wird, desto spezifischer ist auch die Verbindung zu nur einer, der korrekten Lautfolge. Das klingt plausibel, allerdings lernen Kinder Worte nur anfangs mühsam eines nach dem anderen. Irgendwann gibt es eine Sprachexplosion, neue Worte fliegen dem kindlichen Geist förmlich zu. Das passt nur schlecht zu einem Modell, in dem jede Laut-Bedeutungskombination erst durch Erfahrung im Gehirn stabilisiert werden muss. Dieser Wiederspruch störte auch Kim Plunkett. Er hat deshalb den Erwerb des Wortschatzes in einem einfachen Computermodell, einem neuronalen Netz, nachgestellt. Die ersten Laut-Wort Kombinationen erlernte die Maschine nur unter großen Trainingsanstrengungen, aber irgendwann kam es auch im Computer zu einer Sprachexplosion. Plunkett schließt daraus, dass die Sprachexplosion, die in der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres stattfindet, keinem nagelneuen Entwicklungsprozess entsprechen muss: "Es handelt sich um den Höhepunkt eines langsamen Herausarbeitens der Teile und Stücke des Wortschatzes. Es ist wie bei einem Puzzle, man setzt die Teile langsam zusammen und plötzlich sieht man das Bild vor sich, das Problemfeld, in dem man arbeitet, und dann legt die Maschine, in diesem Fall das Kind, los und kann das Problem lösen."
So clever die Babys in der Analyse des Sprachflusses ihrer Eltern auch sein mögen, es braucht einfach Zeit, bis sie eine kritische Masse an Erfahrung gewonnen haben und nicht nur Laute, sondern bedeutungsvolle Worte verstehen und produzieren.
[Quelle: Volkart Wildermuth]
Dr. Kim Plunkett von der Universität Oxford hat den Übergang vom bloßen Klang zum bedeutungstragenden Wort in seinem Sprachlabor untersucht. Kinder zwischen einem und zwei Jahren sahen zwei Bilder, etwa von einer Katze und einem Hund. Gleichzeitig hörten sie ein Wort, zum Beispiel "Hund". Wenn sie dabei häufiger zum Hundebild sahen, ging Kim Plunkett davon aus, dass sie das Wort verstanden hatten. Der Wissenschaftler veränderte in dieser Situation systematisch die Aussprache der Worte. "Statt Hund", erklärt er, "kann man Kund sagen oder Wund und testen, ob die Kinder bei den bewusst falsch ausgesprochenen Worten immer noch zum richtigen Bild schauen. Tun sie dies, so haben sie die Unterschiede wohl nicht bemerkt. Sehen sie das Bild aber nur dann an, wenn das Wort korrekt ausgesprochen wird, haben sie den Klang eines bedeutsamen Wortes im Gehirn in allen Details abgespeichert. Unser Experiment deutet darauf hin, dass Kleinkinder von 18 und 24 Monaten den Wortklang ziemlich gut abbilden. Worte, die schon lange im Wortschatz sind, werden aber deutlich klarer repräsentiert. Der Klang neu gelernter Worte scheint im Gehirn undeutlicher abgebildet zu sein."
Der Sprachforscher geht davon aus, dass im Gehirn der Einjährigen die Laute genauso gut abgebildet sind wie bei ganz jungen Babys. Auch die Konzepte, etwa der Begriff "Hund" mit allen seinen Bedeutungen, ist in den Nervennetzen abgelegt. Anfangs sind die Verbindungen eher allgemein, verschiedene Lautfolgen, Hund, Wund, Kund, vielleicht sogar Mund, sind in der Lage, dasselbe Konzept eines bellenden Vierbeiners zu aktivieren. Je vertrauter das Kind aber mit dem Wort wird, desto spezifischer ist auch die Verbindung zu nur einer, der korrekten Lautfolge. Das klingt plausibel, allerdings lernen Kinder Worte nur anfangs mühsam eines nach dem anderen. Irgendwann gibt es eine Sprachexplosion, neue Worte fliegen dem kindlichen Geist förmlich zu. Das passt nur schlecht zu einem Modell, in dem jede Laut-Bedeutungskombination erst durch Erfahrung im Gehirn stabilisiert werden muss. Dieser Wiederspruch störte auch Kim Plunkett. Er hat deshalb den Erwerb des Wortschatzes in einem einfachen Computermodell, einem neuronalen Netz, nachgestellt. Die ersten Laut-Wort Kombinationen erlernte die Maschine nur unter großen Trainingsanstrengungen, aber irgendwann kam es auch im Computer zu einer Sprachexplosion. Plunkett schließt daraus, dass die Sprachexplosion, die in der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahres stattfindet, keinem nagelneuen Entwicklungsprozess entsprechen muss: "Es handelt sich um den Höhepunkt eines langsamen Herausarbeitens der Teile und Stücke des Wortschatzes. Es ist wie bei einem Puzzle, man setzt die Teile langsam zusammen und plötzlich sieht man das Bild vor sich, das Problemfeld, in dem man arbeitet, und dann legt die Maschine, in diesem Fall das Kind, los und kann das Problem lösen."
So clever die Babys in der Analyse des Sprachflusses ihrer Eltern auch sein mögen, es braucht einfach Zeit, bis sie eine kritische Masse an Erfahrung gewonnen haben und nicht nur Laute, sondern bedeutungsvolle Worte verstehen und produzieren.
[Quelle: Volkart Wildermuth]