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Warum US-Investor Jim Rogers auf Kaffee und Zucker setzt

Für seine Nachbarn ist er ein ganz normaler New Yorker, der gerne Turnschuhe trägt. Sie nennen ihn "Jimmy" hier an der Upper West Side. An der Wall Street 100 Straßenzüge weiter südlich: "den Indiana Jones der Finanzen". Jim Rogers hat schon auf Bodenschätze gesetzt, als andere noch in die Internettechnologie investierten. Damals wurde er als Außenseiter belächelt. Der derzeitige Boom gibt ihm Recht:

Von Beatrice Uerlings |
    "Rohstoffe laufen immer dann besonders gut, wenn die Aktienkurse zittern. Wenn die Geschichte ein Indikator ist, dann hält der Aufschwung noch bis 2022 an! "

    Rogers Rohstoff-Index, den er von seinem Wohnzimmer aus im Einmannbetrieb steuert, ist seit der Auflegung 1998 um märchenhafte 265 Prozent gestiegen. Kein Index der Welt lief besser. Die New Yorker Technologiebörse Nasdaq 35 Mal schlechter. Der Profi hat vor allem Geld mit der Hausse im Öl- und Metallsektor verdient. Aber das, sagt er, war erst der Anfang. Jetzt kommen die richtigen Trophäen. Er empfiehlt, breit gestreut direkt in Agrarrohstoffe zu investieren:

    "Öl ist schon sehr nahe am Höchstkurs, Metalle ebenso. Die weichen Rohstoffe dagegen: Die stehen bis zu 80 Prozent unter ihrem Allzeithoch: Da lohnt es sich, einzusteigen! "

    Der Rohstoffguru prophezeit, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse ihren Wert noch locker verdreifachen können. Ob Kaffee, Soja oder Weizen: All das wird an der Warenbörse von Chicago gehandelt. Auch Rogers hat einmal in dieser schnelllebigen Zahlenwelt gearbeitet. Doch die Herdenmentalität schmeckte ihm nicht. Bereits mit 37 hängte er seinen Job an den Nagel und fing an, die Welt zu bereisen. Ständig auf der Suche nach neuen Ideen und: Mitbringseln. Sein Haus ist voller Antiquitäten aus aller Herren Länder:

    "Diese Elefantenstatue habe ich aus Thailand mitgebracht. Ich mag Asien über alles, denn dort ist die Zukunft! Mit dem wachsenden Wohlstand kommen drei Milliarden potentielle Konsumenten hinzu, die alle mehr essen, trinken und überhaupt: so ziemlich alles kaufen werden, was du dir nur vorstellen kannst! "

    Von der wirtschaftlichen Öffnung Chinas verschaffte der Motorradfan Rogers sich bereits in den 80er Jahren ein eigenes Bild. Nirgends ist der Bedarf an Agrarrohstoffen und die Menge derjenigen, die darum konkurrieren, größer: Der Preis für Orangensaft etwa ist letztes Jahr um 50 Prozent gestiegen. Auch Baumwolle ist schwer im Kommen, sagt Rogers:

    "Die Asiaten wollen führend bleiben in der Textilindustrie, und jetzt bricht die Zeit der Naturfaser an. Baumwolle ist ein perfekter Ersatz für synthetische Stoffe, die aus kostbarem Öl produziert werden müssen!"

    Ein anderer Rogers Tipp: Kaffee. Viele Anbauer haben das Geschäft aufgegeben, weil die Preise so lange im Keller waren. Jetzt übersteigt die Nachfrage das Angebot, und: Es dauert im Schnitt sieben Jahre, bis eine neue Pflanze zum ersten Mal Schoten trägt. Jede Menge Bäume und Zeit also, um die Lücke zu schließen. Auch ansonsten wittert Rogers klingelnde Kassen in den Tassen:
    Sein persönlicher Favorit: Zucker - den reicht der Multimillionär nur in kleinen Häufchen ...

    "Die meisten Leute haben ja keine Ahnung, wie reich sie damit werden können! Zucker ist mehr als ein Süßungsmittel: 70 Prozent aller neu zugelassenen Autos in Brasilien laufen mit dem Benzinersatz Ethanol, der aus Zucker gewonnen wird! "

    Europäischen Anlegern rät Rogers allerdings zur Vorsicht: Weil Agrarrohstoffe in Dollar notiert sind, sollten sie währungsgesicherte Investments bevorzugen. Der Profi glaubt nicht an den Fortbestand der Wirtschaftmacht Amerika. Das Geld seines Töchterchens hat er übrigens in der Schweiz angelegt: In harten Franken ...

    Service

    1) Rogers International Commodity Index: www.rogersrawmaterials.com
    2) Homepage von Jim Rogers mit Empfehlungen, Einschätzungen etc.: www.jimrogers.com
    3) Rogers Investmentfibel für Agrarrohstoffe auf Deutsch: "Rohstoffe - Der attraktivste Markt der Welt. Wie jeder von Öl, Kaffee und Co. profitieren kann", Erscheinungsdatum: März 2005, ISBN: 3898791106,

    Homepage von Jim Rogers