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Was bedeuten Tierkrankheiten für den Menschen?

Mit der Rinderkrankheit BSE kam auch die Frage auf, wie und ob sich der Erreger auf andere Tiere und Menschen überträgt. Die meisten Infektionskrankheiten sind auf eine Art beschränkt, so ist zum Beispiel die Schafsseuche "Scrapie" für den Menschen ungefährlich. Bei BSE weiß man zumindest mit Sicherheit, dass es die Artgrenze überspringt, an dem sogenannten Hirnschwamm erkranken auch: Schafe und Ziegen, Puma und Hamster, Löwen und Antilopen. Von insgesamt 19 Säugetierarten ist bekannt, dass sie an BSE erkranken können. Welche Auswirkung Tierkrankheiten auf den Menschen haben. Das war ein Thema des Regierungsberichts mit dem Titel: "Tierforschung und menschliche Gesundheit". Suzanne Krause fasst ihn für uns zusammen:

von: Suzanne Krause |
    Bis heute bekannt sind 180 Tierkrankheiten, die auf den Menschen überspringen können. Doch viele davon sind für den Menschen ohne große Folgen. Anders bei den neu aufkommenden Tierkrankheiten, die Artengrenzen überspringen können. An 1. Stelle steht da: BSE, Rinderwahn. Das Gefährliche daran: die Erreger verändern sehr leicht ihre Gestalt.

    Diese neuen Krankheiten aus der Tierwelt, die für die menschliche Gesundheit sehr gefährlich sein können, waren für das nationale Komitee für Forschungsabschätzung ein wesentlicher Grund, den Bericht zu erstellen. In ihrem Werk, betitelt "Tierforschung und menschliche Gesundheit”, gehen die Autoren der Frage nach, ob die bisherigen Forschungsanstrengungen in Frankreich ausreichend seien. Was verneint wird. So empfiehlt das nationale Komitee für Forschungsabschätzung im Bericht dringend, die Arbeiten an Schnell-Diagnosetests voranzutreiben, um eine weitere Verbreitung solcher Krankheiten zu minimieren. Das nicht nur für BSE, sondern beispielsweise auch für die Listeria-Bakterie, die Käse und Milchprodukte verseuchen kann. Und Charles Pilet, Leiter des Berichtskomitees, fügt an:

    Wir empfehlen, extrem wachsam zu sein und die sanitäre Überwachung auszuweiten. Dazu sollen auch alle Akteure dieses Überwachungssystems sich zusammenschließen, nicht nur die Mediziner, sondern auch die Tierärzte. Es muss eine Schnittstelle hergestellt werden zwischen der Humanmedizin und der Tiermedizin. Alle Bereiche der vergleichenden Epidemiologie sollen ausgebaut werden. Die Tierkrankheiten, die die Artengrenzen überspringen, müssen verstärkt auch in den medizinischen Fakultäten behandelt werden.

    Ebenso spricht sich das Komitee dafür aus, eine Ausbildung im Bereich Krisenmanagement zu fördern, damit beim Ausbruch einer solchen Krankheit das medizinische Personal mehr Kompetenz besitzt.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt des 300-Seiten-Berichts ist die Feststellung, dass wohl in den kommenden Jahren die Tierversuche, die Forschung am Tier für eine bessere menschliche Gesundheit, neue Bedeutung gewinnen werden. Und die Feststellung, dass Tierversuche bislang eine entscheidende Rolle für die Verbesserung der menschlichen Gesundheit spielten. Bei der Pressekonferenz heute morgen in Paris unterstrichen die Autoren auch die Rolle der Tierschützer, die mit militanten Aktionen, wie der Befreiung von Tieren aus Versuchslabors, Wichtiges erreichten: Sie schärften den Blick der Forscher für eine andere Ethik im Umgang mit Versuchstieren; dafür, Tierquälereien im Labor nach Möglichkeit zu begrenzen.

    Tierversuche werden auch weiterhin unabkömmlich sein, meinen die Komitee-Mitglieder in ihrer Studie. Dies liegt an der fortschreitenden Entwicklung gentechnisch veränderter Tiere. Ausdrücklich empfiehlt der Bericht, die Forschung im Bereich Tier-Organspenden für den Menschen voran zu treiben: In letzter Zeit habe es da positive Entwicklungen gegeben, Grund für die Hoffnung, dass Tierorganspenden für den menschlichen Körper annehmbar gemacht werden könnten. Zudem werden gentechnisch veränderte Tiere auch zunehmend als "humanisierte Modelle” eingesetzt, um Medikamententests durch zu führen. In diesem Rahmen wünscht sich das nationale Komitee den Aufbau eines "Konservatoriums für tierisches Erbgut” - die gentechnischen Veränderungen von Tieren sollen archiviert, rückverfolgbar gemacht werden.

    Und ganz generell legen die Autoren des Berichts der Regierung eine Aufklärungskampagne ans Herz. Schon in der Schule sollen Kinder für den Natur- und Tierschutz, für den Respekt vor der Umwelt, sensibilisiert werden. Gleichzeitig aber solle der Unterrichtsstoff auch eingehen auf die große Bedeutung, die Tierversuche seit jeher haben und nach Ansicht der Berichterstatter weiter haben werden.

    Links zum Thema:

    Comité National d'Evaluation de la Recherche