Dahin! dahin
Möcht ’ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Wer kennt Goethes Zeilen nicht – Sonne und Wärme, milde Luft und Blütenpracht, Augenlust an der Horizontale der Pinien und Vertikale der Zypressen, die Sehnsucht des Menschen aus Nebelland. Goethes bukolisches Arkadien, schwelgerisch in Faust II ausgebreitet, lag am Gardasee, auch wenn ihn die Signoria der Serenissima in Malcesine erst einmal als Spion festsetzte. Über den Brenner oder durch den Gotthard, es gleicht dem Weg in`s Paradies. Wenn über der Etsch die Sonne strahlt, wird ein Mythos wahr:
Va, pensiero sull’ali dorate
Die Gallerien der Arena zu Verona speichern noch die Hitze des Nachmittages, während der goldgewirkte Nachthimmel Teil der Kulisse aus Geschichte, Imagination und Musik wird. Leise beginnt der Chor, was ein Klagelied sein sollte und in strahlendem, triumphierenden Belcanto endet. Gestandenen Männern laufen die Tränen der Ergriffenheit über die Wangen. Wenn es je eine europäische Hymne gab, dann diese. Gefühl zu inszenieren, ist Teil von fare bella figura. Ach – und diese wunderbaren Tode in der Oper! Was für Italien gilt, lässt sich ähnlich auf Spanien übertragen:
Nein, es trägt Orangenblüten,
trägt Oliven, Andalusien,
deinen beiden Meeren zu.
Italien ist der Süden Deutschlands/Österreichs. Frankreichs Süden heißt Spanien. Hinter den Pyrenäen wird es geheimnisvoll, exotisch, Rhythmen, die zugleich bezaubern und fremdartig sind – der ›Bolero‹, die ›Rapsodie espagnole‹, wo nach den geheimnisvollen Nebeln der Nacht im Prelude das rauschende Fest der Malaguena aufsteigt. Angeblich war Ravel nie in Spanien, hatte aber baskisches Blut in sich. Don Quijote lässt grüßen. Doch dann steht monumental auf den Kämmen der Sierra der Osborne-Stier aus Spanplatten.
...hör ich die Lieder von Mexiko her
Was dem Norden Europas der Mythos Süden wiederholt sich, vielleicht noch deutlicher, gegenüber dem Norden Amerikas: South of the border. Die Schatten des 2. Weltkrieges lasteten schwer auf den USA, da schickte Walt Disney Donald Duck in einem Trickfilm nach Mexiko. Es wurde eine rauschende Fiesta. Unter einem viel zu großen Sombrero und mit einer Guitarre unterliefen dem Tollpatsch alle nur denkbaren Ungeschicklichkeiten, doch nichts konnte die Fröhlichkeit und Sorglosigkeit beeinträchtigen. South of the border gibt es keine Kümmernis. Selbst eviva la revolucion gebiert pure Romantik.
Dreimal Mythos Süden. Eine "Lange Nacht" zu Pfingsten mit Gesprächspartnern, Musik, Gedichten und viel Reiselust.
Studiogäste:
Oktavia Brugger, Journalistin des italienischen Rundfunks RAI
Francesc Puértolas Cibrián, Kulturreferent des Institutos Cervantes
Prof. Dieter Paul, Feldafing
Links:
Deutsch-Mexikanische Gesellschaft e.V. - Sociedad Mexicano-Alemana A.C
Der italienische Rundfunk- und Fernsehsender Rai
Das Instituto Cervantes – Das Spanische Kulturinstitut in München
Literatur:
Spanische Lyrik von der Renaissance bis zum späten 19. Jahrhundert
Spanisch-Deutsch
Ausgewertet, übersetzt und kommentiert von Hans Felten und Agustin Valcarcel.
Reclam Universal-Bibliothek Nr.8610.
Spanische Lyrik des 20. Jahrhunderts
Span.-Dtsch.. Ausgew., komment. u. hrsg. v. Gustav Siebenmann u. Jose M. Lopez.
Reclam Universal-Bibliothek Nr.8035.
1985 -RECLAM, DITZINGEN-
Marco Lodoli
Inseln in Rom
Streifzüge durch die Ewige Stadt.
Ausgew. u. übers. v. Gundl Nagl.
2003. -HANSER-
Dolce Vita
Erotische Geschichten aus Italien von Dante bis Eco. Originalausgabe.
Hrsg. u. m. Nachw. v. Bettina Hesse.
2004 -BVT BERLINER TASCHENBUCH VERLAG-