Eine Schulszene aus Deutschland: Pöbeleien zwischen Deutschen und Migranten. Allerdings nur szenisch nachgestellt, gespielt von 14-Jährigen einer Gesamt- und einer Realschule auf einem Integrationstraining der Friedrich Ebert Stiftung. Die erstaunlichste Erfahrung: Es braucht Kraft, sich so enthemmt zu zeigen. Und so wird das Theater zur großen Disziplinierungsmaschine. Und diese Maschine, so die den Vormittag leitende Theaterpädagogin Donatha Teichert, macht alle Schüler gleich.
" Das ist halt das Tolle, warum wir gerade mit Theater arbeiten, weil spielen müssen sie alle, und dann stehen sie alle dann da. Und dann haben sie alle die gleiche Angst, vielleicht auch auf der Bühne zu stehen. Und sie merken, dann spielen Deutsche und Muslime zusammen, sie sind zusammen in einer Szene, und sie merken, sie haben Spaß. ... Und es passiert ganz spielerisch ..., und wenn ich hinterher frage, ja wie findet ihr die Leute hier, da machen dann Pole, Russe, Türke, hm, hm - "ja, okay, super". Ja warum klappt es hier, warum klappt es nicht draußen? Ja weil wir uns kennen."
Szenisches Theater, ohne Haupt- und Nebenrollen, ein Spiel auf gleicher Augenhöhe. Genau das, so Professor Hans Reich, Experte für interkulturellen Unterricht, ist die einzig denkbare Ausgangslage für einen Dialog, der den Namen auch verdient.
" Integration ist angewiesen auf eine Grundlage von Gleichheit. ... Der Sport ist immer das schönste Beispiel dafür, aber es gibt natürlich sehr viele andere Interessen, Fähigkeiten, Kenntnisse, die man in gleicher Weise verwenden kann, unterschiedslos für Migranten und Einheimische. ... Nur wo solche gemeinsamen Erfahrungen gemacht werden, ist überhaupt eine Chance für Integration innerhalb der Klasse und innerhalb der Schule gegeben. "
" Sie wurde in Deutschland geboren, hat jedoch einen türkischen Pass, und ihre Eltern leben auch in der Türkei, aber leben dort getrennt. ... Und typisch für die Türkei ist das Essen, also dass sie nicht alles von dem Fleisch essen dürfen. "
Kenntnisse und Stereotypen, in diesem Zwischenraum nehmen Schüler einander wahr. Spielerisch, so die Theaterpädagogin Silvia Stroh, bricht das Training Wahrnehmungsmuster auf, macht die Schüler mit dem Gedanken vertraut, dass alles auch ganz anders sein könnte.
" Wenn wir türkische Mädchen haben, dass die zum ersten Mal überhaupt erzählen, wie furchtbar es für die ist, in dieser Rollensituation eingeengt zu sei. Es gibt welche, die es ganz klar sagen, sie akzeptieren das, und es gibt überhaupt keinen Grund. Und dann gibt es aber auch welche, die sagen: Ne, eigentlich hätten wir auch gerne ein bisschen mehr Freiheit. ... Dass die Klasse mal mitkriegt, oh, Moment, das ist nicht alles so völlig selbstverständlich, sondern auch da gibt es Probleme. "
Erkenntnis läuft nicht immer über das Hirn. Zumindest nicht zuallererst. Das Hirn muss auch begreifen wollen. Und damit es will, dürfen die Schüler an diesem Vormittag erst mal Luft rauslassen - um dann über Gemeinsamkeiten nachzudenken - und über Unterschiede. Denn Differenzen zu erkennen, so Hans Reich, ist der erste Schritt, sie zu überwinden.
" Also das Bereden von eigenen Meinungen, Perspektiven, Erlebnissen, Erfahrungen anhand von Erlebnissen wie Familie, wie Urlaub, wie Wohnen, wie Erleben der Stadt, wie Umgang mit Freunden - dieses Unterschiede zutage fördern, selbstverständlich, und alles wird angesprochen, nicht nur die eine oder andere Teilgruppe, und die Unterschiede kennen zu lernen, das hilft sehr viel weiter. Reich "
Hirn und Herz müssen locker werden. Erst dann sind sie bereit, sich den harten Realitäten zu stellen, im Spiel das zu überwinden, was sich in der Realität so leicht nicht überwinden lässt. Geht es gut, lassen sich sogar jene Grenzen verschieben, an denen Migranten oft genug scheitern.
" Wo es nicht mehr funktioniert, ist der Moment, wo sie auf eine deutsche Gesellschaft treffen, die zu Hause nicht akzeptiert wird, und ... wo sie fremd sind. Wo es ganz einfach Abgrenzungsgeschichten gibt. Sie sind nicht Deutsche, und das kriegen sie überall zu spüren. Und es ist so ein zusammenrotten und ein Sich-Stark-Machen und Sich- Wehren, was zu dieser Haltung führt. ... Es ist ganz klar, es sind nicht nur Vorurteile. Es passiert auch tatsächlich eine ganze Menge, und das hat seinen Grund. ... "
Kultur, Theater lockert die Sinne. Und vielleicht braucht es wie jeher die Bühne, das Spiel um die Wirklichkeit zu begreifen, eine Wirklichkeit, die schwer ist, sich bisweilen aber auflöst im leichten Spiel der Kunst.
" Das ist halt das Tolle, warum wir gerade mit Theater arbeiten, weil spielen müssen sie alle, und dann stehen sie alle dann da. Und dann haben sie alle die gleiche Angst, vielleicht auch auf der Bühne zu stehen. Und sie merken, dann spielen Deutsche und Muslime zusammen, sie sind zusammen in einer Szene, und sie merken, sie haben Spaß. ... Und es passiert ganz spielerisch ..., und wenn ich hinterher frage, ja wie findet ihr die Leute hier, da machen dann Pole, Russe, Türke, hm, hm - "ja, okay, super". Ja warum klappt es hier, warum klappt es nicht draußen? Ja weil wir uns kennen."
Szenisches Theater, ohne Haupt- und Nebenrollen, ein Spiel auf gleicher Augenhöhe. Genau das, so Professor Hans Reich, Experte für interkulturellen Unterricht, ist die einzig denkbare Ausgangslage für einen Dialog, der den Namen auch verdient.
" Integration ist angewiesen auf eine Grundlage von Gleichheit. ... Der Sport ist immer das schönste Beispiel dafür, aber es gibt natürlich sehr viele andere Interessen, Fähigkeiten, Kenntnisse, die man in gleicher Weise verwenden kann, unterschiedslos für Migranten und Einheimische. ... Nur wo solche gemeinsamen Erfahrungen gemacht werden, ist überhaupt eine Chance für Integration innerhalb der Klasse und innerhalb der Schule gegeben. "
" Sie wurde in Deutschland geboren, hat jedoch einen türkischen Pass, und ihre Eltern leben auch in der Türkei, aber leben dort getrennt. ... Und typisch für die Türkei ist das Essen, also dass sie nicht alles von dem Fleisch essen dürfen. "
Kenntnisse und Stereotypen, in diesem Zwischenraum nehmen Schüler einander wahr. Spielerisch, so die Theaterpädagogin Silvia Stroh, bricht das Training Wahrnehmungsmuster auf, macht die Schüler mit dem Gedanken vertraut, dass alles auch ganz anders sein könnte.
" Wenn wir türkische Mädchen haben, dass die zum ersten Mal überhaupt erzählen, wie furchtbar es für die ist, in dieser Rollensituation eingeengt zu sei. Es gibt welche, die es ganz klar sagen, sie akzeptieren das, und es gibt überhaupt keinen Grund. Und dann gibt es aber auch welche, die sagen: Ne, eigentlich hätten wir auch gerne ein bisschen mehr Freiheit. ... Dass die Klasse mal mitkriegt, oh, Moment, das ist nicht alles so völlig selbstverständlich, sondern auch da gibt es Probleme. "
Erkenntnis läuft nicht immer über das Hirn. Zumindest nicht zuallererst. Das Hirn muss auch begreifen wollen. Und damit es will, dürfen die Schüler an diesem Vormittag erst mal Luft rauslassen - um dann über Gemeinsamkeiten nachzudenken - und über Unterschiede. Denn Differenzen zu erkennen, so Hans Reich, ist der erste Schritt, sie zu überwinden.
" Also das Bereden von eigenen Meinungen, Perspektiven, Erlebnissen, Erfahrungen anhand von Erlebnissen wie Familie, wie Urlaub, wie Wohnen, wie Erleben der Stadt, wie Umgang mit Freunden - dieses Unterschiede zutage fördern, selbstverständlich, und alles wird angesprochen, nicht nur die eine oder andere Teilgruppe, und die Unterschiede kennen zu lernen, das hilft sehr viel weiter. Reich "
Hirn und Herz müssen locker werden. Erst dann sind sie bereit, sich den harten Realitäten zu stellen, im Spiel das zu überwinden, was sich in der Realität so leicht nicht überwinden lässt. Geht es gut, lassen sich sogar jene Grenzen verschieben, an denen Migranten oft genug scheitern.
" Wo es nicht mehr funktioniert, ist der Moment, wo sie auf eine deutsche Gesellschaft treffen, die zu Hause nicht akzeptiert wird, und ... wo sie fremd sind. Wo es ganz einfach Abgrenzungsgeschichten gibt. Sie sind nicht Deutsche, und das kriegen sie überall zu spüren. Und es ist so ein zusammenrotten und ein Sich-Stark-Machen und Sich- Wehren, was zu dieser Haltung führt. ... Es ist ganz klar, es sind nicht nur Vorurteile. Es passiert auch tatsächlich eine ganze Menge, und das hat seinen Grund. ... "
Kultur, Theater lockert die Sinne. Und vielleicht braucht es wie jeher die Bühne, das Spiel um die Wirklichkeit zu begreifen, eine Wirklichkeit, die schwer ist, sich bisweilen aber auflöst im leichten Spiel der Kunst.