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Was Sie über das mobile Internet wissen müssen

Über vier Milliarden Euro werden für die jüngst versteigerten mobilen Internetfrequenzen gezahlt. Doch das heißt nicht, dass ab sofort jeder per Mobilfunk surfen kann - wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Manfred Kloiber im Gespräch mit Theo Geers | 21.05.2010
    Wann steht das drahtlose Internet zur Verfügung?

    Mit der Frequenzvergabe haben sich die Mobilfunkunternehmen gleichzeitig auch auf einen Zeitplan verpflichten müssen. Innerhalb von drei Jahren sollen die Dienste auf den neuen Frequenzen 25 Prozent Prozent der Bevölkerung erreichen, in fünf Jahren müssen es 50 Prozent sein. Außerdem gilt noch für die Frequenzen der sogenannten digitalen Dividende – das sind alte Fernsehfrequenzen - dass bis 2016 90 Prozent aller weißen Flecken abgedeckt werden müssen. Es gibt eine Liste von Gemeinden, die bislang mit schnellem Internet unterversorgt sind. Diese müssen also bis dahin weitestgehend drahtlos versorgt werden.

    Wie schnell sind diese Netze?

    Geplant ist ja, die bislang unterversorgten ländlichen Gebiete mit dem Mobilfunk der vierten Generation zu versorgen. Die Technologie dafür nennt sich LTE. Die schafft mehrere 100 Megabits/Sekunde – aber immer nur gerechnet auf alle Nutzer innerhalb einer Funkzelle. Das ist also nur ein theoretischer Wert. Praktisch müssen am Ende nach dem politischen Willen mindestens ein Megabit pro Sekunde und Nutzer herauskommen. Das wäre wie ein langsamer DSL-Anschluss. Wahrscheinlich werden es aber tatsächlich um die fünf Megabit pro Sekunde werden. Das ist so viel, wie heute ein gängiger, mittelschneller DSL-Anschluss am Draht hat. Ausreichend, um damit zum Beispiel auch Internetfernsehen zu gucken.

    Alternative zum drahtgebundenen Anschluss?

    Ja, auf jeden Fall. Denn die zu erwartenden Geschwindigkeiten entsprechen denen eines normalen DSL-Anschlusses. Nachteile des bisherigen drahtlosen Internetzugangs, zum Beispiel relativ lange Reaktionszeiten auf Eingaben, wenn man zum Beispiel eine Seite aufruft, die sind in der neuen Generation LTE behoben. Man wird also keinen Unterschied mehr merken. Außer im Preis – da wird es wohl immer einen Unterschied geben – das drahtlose Bit ist deutlich teurer als das drahtgebundene, auch in der Flatrate.

    Geräte und Kosten?

    Die ersten LTE-Modems werden sicherlich in ein bis zwei Jahren verfügbar sein. Das werden im Wesentlichen Baugruppen sein, die dann fest in Smartphones oder Laptops eingebaut sind. Auch Steckkarten für den Laptop oder den PC am Arbeitstisch werden auf den Markt kommen, die sogenannten USB-Sticks. Die gleiche Entwicklung sehen wir jetzt ja schon bei den UMTS-Sticks – und Empfängern – die werden auch in immer mehr Laptops verbaut. Das macht einen tragbaren Computer rund 50 Euro teurer. Und um diese Größenordnung wird es auch bei LTE gehen, anfangs vielleicht etwas mehr.

    Verschlüsselung?

    Im Mobilfunkbereich werden alle Verbindungen standardmäßig mit einer sehr leistungsfähigen Verschlüsselung aufgebaut. Diese Verschlüsselung ist zwar theoretisch angreifbar, bislang ist aber kein praktischer Fall bekannt, in dem diese starke Verschlüsselung tatsächlich geknackt wurde. Beim WLAN ist jeder Nutzer selbst für die Verschlüsselung zuständig, das ist der Schwachpunkt. Im Mobilfunkbereich kümmert sich der Netzbetreiber um die Verschlüsselung.

    Zukunft?

    Ich denke, wir werden uns mit unseren Computern vom Draht lösen. Schon jetzt steigt und steigt das drahtlose Datenaufkommen unaufhaltsam, das mobile Internet ist dank der erschwinglichen Flatrates und vor allem wegen der sehr leistungsfähigen Smartphones und Netbooks sehr beliebt. Es wird also mit der Internetnutzung genau so sein, wie es mitlerweile auch schon mit dem Telefon ist – viele verzichten auf ein normales Telefon, weil sie nur noch mobil telefonieren. Das wird auch für den Internetanschluss kommen.