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Was tun gegen die Blattlausplage?

Verklebte Blätter oder verkrüppelte Blüten haben in diesem Jahr häufig eine Ursache: Heerscharen von Blattläusen treiben ihr Unwesen – und Gartenbesitzer zur Verzweiflung. Der milde Winter und das feuchte Frühjahr haben die Populationen der Plagegeister explodieren lassen. Ihre natürlichen Gegenspieler, Marienkäfer und Florfliegen, konnten sich bei dem Wetter nicht richtig entwickeln. Und die Pflanzen sind nach dem Jahrhundertsommer des vergangenen Jahres ohnehin noch geschwächt.

Von Sandra Schipp |
    Wenn es auf den zarten Knospen von Geranien und an Rosenstöcken von Blattläusen nur so wimmelt, greift so mancher Hobbygärtner zur chemischen Keule. Experten sehen das kritisch – einmal wegen der Gefahren für die Gesundheit, und dann, weil die Chemie auch Nützlingen wie Marienkäfern schaden kann. Barbara Jäkke vom Pflanzenschutzamt Berlin rät:

    Man sollte Kräuter, Tomaten, Gurken, Gemüse auf keinen Fall chemisch behandeln. Und deshalb gibt es alternative Methoden, Präparate auf Basis der Kernseife, aber auch auf Niem-Basis. Aber selbst ein starker Wasserstrahl kann das Problem ein bisschen eingrenzen.

    Ein anderer Ausweg aus dem Dilemma sind so genannte Nützlinge. Die Larven von Schwebfliegen und Marienkäfern sind schon von frühester Jugend an kleine, aber fressgierige Raubtiere. Und sie haben es erfreulicher Weise bevorzugt auf Blattläuse abgesehen:

    Das Verfahren setzen wir seit Jahren in Innenräumen ein. Die Larven haben wirklich die letzte Blattlaus weggefressen. Es ist etwas kompliziert, diese Nützlinge zu bestellen. Man muss die sich schicken lassen. Es gibt in Deutschland regional verschiedene Nützlingsfirmen, die das produzieren, Dort kann man telefonisch nachfragen und dann kriegt man per Post das relativ schnell zugeschickt.

    Dass der Balkon nach erfolgreicher Schlacht gegen die Blattläuse dann von Florfliegen wimmelt, muss niemand fürchten: Haben die Tierchen ihr Fresswerk getan, fliegen sie davon und suchen sich neue Nahrung. Peter Katz hat mit der Katz Biotech GmbH im brandenburgischen Baruth eine von derzeit sieben Firmen in Deutschland gegründet, die in großen Gewächshäusern die winzigen Nützlinge züchten:

    Die Marienkäfer verschicken wir nicht als Larven, sondern als Eier. Die Eier werden auf Folie geliefert. Die Larven schlüpfen ab und fressen dann die Blattläuse. Fürn Hobbybereich empfehlen sich in der Regel Räuber. Da gibt’s neben Marienkäfern die Florfliegen und die Schwebfliegen. Es gibt auch so genannte Gallmücken und Schlupfwespen gegen Blattläuse, die setzen wir aber eher im Profibereich ein, weil da die Anwendung doch ein bisschen schwieriger ist.

    Erste Forschungen zur biologischen Schädlingsbekämpfung gab es schon in den 20er Jahren, aber dann kam die Chemie-Welle, die bis Mitte der 80er über Gärten und Balkone schwappte. Mittlerweile ist Umweltbewusstsein auch im wirtschaftlichen Gartenbau ein Thema. Zumal die Nützlinge auch nicht mehr kosten, als die chemische Keule. Die Schar der Anhänger biologischer Schädlingsbekämpfung ist groß:

    Bundeskanzleramt bekommt von uns regelmäßig Nützlinge. Sie bekommen Wanzen, sie bekommen Milben, sie bekommen auch Schlupfwespen gegen die Weiße Fliege. Als diese Terrorismuskonferenz war das Bundeskanzleramt hermetisch abgeriegelt, und da war eigentlich keine Zustellung an Nützlingen möglich In der Zeit haben die Schädlinge ohne Gegenspieler walten können im Haus des Bundeskanzlers.

    Wenn gar kein Mittel anschlägt, hilft nur noch Warten: Irgendwann verschwinden die Blattläuse ganz von allein. Sie wandern dann auf Unkräuter ab. Und noch etwas ist tröstlich: Die Insekten sind zwar lästig, aber sie werden den Pflanzen nicht wirklich gefährlich. Die haben den Rest des Sommers Zeit, um sich zu erholen und aufzublühen.