Wir sind gegen den Stall wir wohnen am Ortsrand. Kann nicht jemand seine Vorstellungen auf Kosten anderer durchsetzen. Da sollte man ein bißchen kompromissbereit sein.
Die junge Mutter hat Schreckensgeschichten im Kopf über Kinder, die durch Massentierhaltung Asthma der Allergien entwickelt haben. Sie fürchtet noch mehr Güllegestank von den Feldern und den Verlust der Lebensqualität. Sie und ihr Mann gehören dem neu gegründeten Verein MAST an.
Mast kann man verschieden interpreterien, Martfeldern stinkts, zum Beispiel. Vielleicht fällt a jemandem noch was anderes ein.
Im Moment stinken - mal mehr mal weniger - die kleineren Ställe der letzten beiden verblieben Schweinehalter im Dorf. Die Pläne der Landwirtsfamilie Schwecke haben allerdings größere Dimensionen: Ein Stall für 4000 Mastschweine. Das ist größer als alles sonst in der Region - einschließlich des nahegelegenen Vechta. Mit Bäuerlicher Landwirtschaft habe das nichts mehr zu tun, sagen die Gegner.
Jung-Landwirt Henner Schwecker ist da aber anderer Ansicht:
Wir machen was Künast will, Stellen das Futter für unsere Schweine auf unseren Flächen her, müssn nur Soja zukaufen. Und die Gülle wird auf unseren Feldern wieder ausgebracht. Das ist Kreislaufwirtschaft par excellence.
Henner Schwecke stammt aus einer alt eingesessenen Bauernfamilie. Seit Jahrhunderten betreibt seine Familie Landwirtschaft in der Region Diepholz. Er und sein Bruder wollen den Betrieb der Familie übernehmen. Aber, wie bisher, nur Ackerbau zu betreiben - davon könne man nicht leben, sagt er.
Wir haben 15 Jahre Ackerbau gemacht, Kartoffeln angebaut, doch das haben wir aufgegeben. Das lohnte sich nicht, Veredelung durch die Schweinemägen ist das einzig sichere.
Die Sorgen der Dorfbewohner kann er einerseits verstehen. Aber: Wenn sie sich nur mal informieren würden, ärgert er sich, dann würden sie einsehen, dass es am Ende gar nicht so stinken wird, wie alle befürchten.
Die Biogasanlage eine Maßnahme, die Gülle zu verwerten. Die Geruchsstoffe werden entzogen. Dazu kommt, dass wir Gülle-Leitsystem haben, die Gülle direkt abfließt, luftdicht abgeschlossen. Und durch die Biogasanlage, wo wir die Wärme überschüssig haben, auch die Lüfung vornehmen können.
Der Stall für die 4000 Mastschweine wird - mit den Einschränkungen der neuesten Gesetzgebung - ein Vollspaltenboden. Keine Schweine-Idylle mit Einstreu und Spielmöglichkeiten. Aber er bietet auch für die Tiere Vorteile. Weil der Stall sauberer ist, sinkt das Infektionsrisiko zum Beispiel, die Tiere sind gesünder, die Fleischqualität besser: Und noch ein Vorteil sieht der Landwirt: Bislang düngen die Schweckes ihre Felder rund um Martfeld mit Hühner- oder Putengülle - ein ekliger Gestank. Wenn sie künftig die Schweinegülle ausbringen - nachdem sie aus der Biogas-Anlage kommt - werde der Geruch weniger unangenehm sein. Denn in der Biogasanlage verwerten Methan-Bakterien vor allem die extremen Geruchsstoffe wie Ammoniak . Aber die Stall-Gegner bleiben skeptisch.
Wir lassen uns gern eines besseren belehren. Im Moment haben wir die Unterlagen nicht, wenn wir die einsehen können und die belegen, dass es nicht so schlimm kommt, ist es ja gut. Aber die Erfahrung zeigt, dass es nicht so ist.
Die Chancen der Martfelder, den Massen-Stall noch zu verhindern, seien aber gering, erläuterte Holger Schwenzer auf ihrer Bürgerversammlung. Schwenzer ist Leiter der zuständigen Baubehörde im Kreis Diepholz. Ausschlaggebend sei allein die Abstandsregelung nach dem Bundes-Emissionsschutzgesetz, sagt er
Da geht es darum, dass jemand der im Außenbereich wohnt, also im wohnt, nach der Geruchs-Emissionsrichtlinie einen bestimmten Jahres-Stundensatz an Gerüchen aushalten muss. Das rechnet sich nach Prozentstunden - also Stunden des Jahres. Das heißt, dass man hier Gerüche akzeptieren muss, aber nur in dem Rahmen, die der Gesetzgeber vorgegeben hat.
Der Bürgermeister des Ortes steht vor einem unlösbaren Interessenskonflikt: Die Landwirte wollen angesichts des Strukturwandels alles versuchen, um zu überleben. Aber Lebensqualität im Dorf ist auch wichtig, sagt Heinrich Lackmann.
Es geht fast ein Riss durch die Gemeinde. Die Leute haben Angst, dass sie einen Nachbarn bekommen, der ihnen Unbill bereitet. Ich hab natürlich beide Seiten zu sehen. Die Familie Schwecke hat ein Anrecht auf den Stall. Andererseits können sie sich vorstellen, dass, wenn sie in der Nähe einer solchen Anlage ihre Immobilie stehen haben, dass sie sich auch Sorgen machen müssen.