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Was waren die besten historischen Bücher des vergangenen Jahres?

Wer Informationen zur Geschichtswissenschaft sucht, ist mit einer Internetseite der Berliner Humboldt-Universität gut bedient. Informationen zu Kongressen, Rezensionen und Diskussionen zu aktuellen Fragen werden hier zusammengetragen. Die Initiatoren haben jetzt eine neue Aktion gestartet und eine Ranking-Liste ins Netz gestellt: Welches sind die besten historischen Bücher aus dem Jahr 2001?

    Die Idee kam Rüdiger Hohls beim Strandspaziergang mit einem Historikerkollegen. Einen Überblick über alle Neuerscheinungen des Fachs haben die wenigsten. Die Flut der Neuerscheinungen ist dafür einfach zu groß. Und Rüdiger Hohls dachte sich, man müsste eine Liste mit den besten Büchern aus allen Disziplinen der Geschichtswissenschaft ins Internet stellen: "Wir haben gesagt, wir müssen in den Kategorien des Wettbewerbs die Ausbildungssituation an den Hochschulen widerspiegeln und gleichzeitig fachliche Perspektiven abbilden. Also haben wir uns entschlossen, wir machen neun bis zehn Kategorien auf, die einmal epochal und zum zweiten räumlich gegliedert sind, und zusätzlich eine offene Kategorie, die über alles gehen darf."

    Inzwischen steht die Liste im Internet und wird von Studierenden eifrig genutzt. Stefanie Uibel, Geschichtsstudentin im vierten Semester findet vieles interessant. Zum Beispiel in der Wissenschaftsgeschichte, auf Rang vier: Foucaults Schriften in vier Bänden. Doch eine andere Neuerscheinung möchte sie sich unbedingt anschaffen: "Deutsche Erinnerungsorte" von Etienne Francois und Hagen Schulze. Spannend am Thema des Buches findet Stfanie Uibel, "dass alle Räume, die irgendwo gebaut wurden, immer geschichtsträchtig organisiert wurden. Also dass meinetwegen ein Platz wie Unter den Linden so gebildet wurde, dass er wirkt, dass er Erinnerungen schaffen wird."

    Auf Platz eins der Kategorie Europäische Geschichte kam "Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart" von Klaus Bade. Spitzenreiter in der offenen Kategorie ist Ute Daniels "Kompendium Kulturgeschichte". Und in der Neuesten Geschichte steht ein Buch von Dieter Gosewinkel über Staatsangehörigkeit in Deutschland ganz oben. Der Titel: "Einbürgern und Ausschließen".

    Die Bücher sollen über den Tellerrand der Teildisziplinen hinaus interessant sein. Und so haben die Juroren nicht nur Bücher aus dem eigenen Spezialgebiet bewertet sondern aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaft. Harald Müller, Historiker an der Humboldt-Universität ist einer der Initiatoren des Rankings. Er hat die Arbeit der Juroren beobachtet: "Juroren haben uns angerufen und haben sehr genau wissen wollen, wo vergebe ich meine Punkte am effizientesten, um meinen Favoriten auch wirklich oben stehen zu haben. Diese Logik hat uns doch in Teilen überrascht. Wir haben uns überlegt, ob dieser Mut zu sagen 'Dieses Buch finde ich gut, dieses Buch finde ich fast genau so gut', ob das ein bisschen in unserer Wissenschaft abhanden kommt, zu sagen: Ich bin Fachmann auf dem Gebiet und das ist meine ganz persönliche Empfehlung, die muss ich nicht mit Fußnoten oder mit Personen, Netzwerk-Kontakten noch einmal absichern."

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    http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/