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Burnout, Stress, Frustration - viele berufserfahrene Menschen suchen nach neuen Arbeitsmöglichkeiten und Jobperspektiven. Die richtige Idee für einen neuen Start zu finden, ist dabei meist die größte Hürde. Professionelle Profilcoaches können da eine Hilfe sein.

Von Stephanie Kowalewski | 12.08.2013
    Judith Fischer hat die vergangenen zwölf Jahre als Projektleiterin in einer Stiftung gearbeitet, immer an der Schnittstelle Künstler, Lehrer, Schüler. Jetzt ist sie 45 und eigentlich schon länger unzufrieden in ihrem Job.

    "Also wenn, dann kann man jetzt noch was für sich verändern, aber da kommt man immer schwierig selbst an Antworten und manchmal dreht man sich da im Kreis."

    Sie hat sich schon einmal bei der Arbeitsagentur beraten lassen, aber das war ihr nicht persönlich genug und zu oberflächlich. Deshalb hat sie sich entschieden, ein professionelles Profilcoaching in Anspruch zu nehmen. Ausgerüstet mit den letzten Bewerbungen und ihrem Lebenslauf klingelt sie bei Karin Wilcke, die in Düsseldorf eine Praxis für Berufsberatung betreibt.

    "Tag Frau Fischer, kommen sie rein, schön sie zu sehen."

    Judith Fischer ist eine eher typische Kundin, sagt die Profilberaterin. Die meisten, die zu ihr kommen, stehen in der Mitte ihres Berufslebens und sind in ungekündigter Stellung, aber sie sagen:

    "Ich gehe da nicht mehr gerne hin. Es füllt mich nicht aus."

    Aufgabe eines Coaches ist es dann, zu analysieren, woran das liegt, welche Stärken, Schwächen und Talente jemand hat, wie die beruflichen Wünsche und Vorstellungen sind. Und manchmal müssen Berufsberater Kunden auch vor voreiligen Schlüssen bewahren. Karin Wilcke berichtet von einer Ärztin, die bereits in ihrer Facharztausbildung war, als sie spürte, dass ihr die Verantwortung für die Patienten zu groß war.
    "Und die war in so einem Panikmoment, dass sie gesagt hat ich breche ab, ich schmeiße alles hin. Auch da gibt es Lösungen. Man kann gucken, kann ich noch mal das Fach wechseln, die Abteilung wechseln und mir hinterher als Fachärztin eine Stelle suchen, wo es nicht um Leben und Tod geht, sondern vielleicht eher um Gutachten."

    In der Hauptsache besteht ein Profilcoaching aus einem analytischen Gespräch, das oft den ganzen Tag dauert oder in meheren Sitzungen an verschiedenen Tagen erfolgt. Meist wird stundenweise abgerechnet, so kann ein professionelles Coaching je nach Dauer und Anbieter einige hundert bis über 1000 Euro kosten. Viele Berater haben neben dem Studium zum Beispiel der Pädagogik oder Psychologie auch eine Ausbildung im Bereich Beratung und Coaching.

    "Wer zu mir kommt, muss auch diese Offenheit mitbringen und ehrlich Auskunft geben und nicht irgendein geschöntes Bild vermitteln wollen."

    Viele Coaches setzten zusätzlich noch auf einen Persönlichkeitstest. Auch Judith Fischer soll an einem Computer möglichst spontan bewerten, ob bestimmte Aussagen auf sie zutreffen oder nicht.

    "Und dann kriegen wir so ein kleines Profil raus, wo man auch draus ablesen kann, was sind sie für ein Lerntyp, was ist ihnen wichtig, was bestätigt sie und dann sehen wir weiter und machen einen konkreten Plan für sie."

    Großen Raum im Coaching nimmt auch der Lebenslauf ein. Karin Wilcke fragt nach, lässt sich von Judith Fischer erklären, was sich hinter den einzelnen beruflichen Stationen verbirgt.

    "Unter dem Begriff Programmkoordinatorin kann man sich alles mögliche vorstellen. Wenn ich es dann in Stichworten schreibe, dass ich solche Lehrerfortbildungen organisiert habe, dann kann der Leser sich auch konkret vorstellen, für was sind sie zukünftig geeignet."

    Die Berufscoachin rät, nur solche Dinge in den Lebenslauf aufzunehmen, die auch im neuen Job eine Rolle spielen sollen. Dinge, die man zwar kann, aber nur sehr ungern tut, sollte man lieber nicht erwähnen. Das gilt auch für die Bewerbung. Letztlich geht es bei solchen Profilberatungen oft um die Stärken und Ressourcen, die durch den Frust im Berufsalltag verloren gehen. Das Ergebnis kann dann eine völlige Neuorientierung im Beruf sein, oft ist es aber eine Bestätigung, dass der bisherige Weg nicht falsch war, aber bestimmte Rahmenbedingungen. Das klingt nach wenig, kann aber verunsicherte Berufstätige eine entscheidende Hilfe sein. So war das auch bei Judith Fischer.

    "Das war für mich sehr wichtig jetzt, weil ich jetzt noch einmal anders auf die Punkte gucke und mir die Profile noch einmal anders anschaue. Da werde ich für mich klarer und denke, dann finde ich auch den richtigen Arbeitgeber."

    "Herzlichen Dank. Tschüss."