Der Bauch von Paris, so wurde das Hallenviertel früher genannt, als hier auf dem Großmarkt noch mit Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch gehandelt wurde. Heute heißt die bevorzugte Metapher das Herz von Paris – das Herz, in dem einer der größten U-Bahnhöfe der Welt täglich 800-tausend Menschen in ein riesiges unterirdisches Einkaufszentrum entlässt. Ein etwas trostloses Herz allerdings mit düsteren labyrinthischen Gängen unter der Erde und farblosen heruntergekommenen Fassaden an der Oberfläche - viel besucht aber wenig geliebt.
Normalerweise gehe ich nicht in die Hallen, sagt diese Frau. Ich finde diesen Ort schrecklich. Wenn die neuen Entwürfe genauso unwirtlich sind, werde ich auch in Zukunft nicht hierhin kommen. Wie alle Pariser gehe ich lieber in andere Viertel. Die Hallen sind für Leute aus den Vororten oder Touristen.
Vom unübersichtlichen überlasteten U-Bahnhof im fünften Untergeschoss bis zur künstlichen Gartenanlage, die in den darunter liegenden Kinos häufig Wasserschäden verursacht – alles soll nun besser und schöner werden in den Pariser Hallen, erklärt der Lokalpolitiker Alain Le Garrec, verantwortlich für das Renovierungsprojekt.
Die Hallen wurden schlecht konstruiert, schlecht gemacht, schlecht genutzt, sagt er. Das heutige Projekt ist aus den Fehlern der Vergangenheit geboren. Wäre vor dreißig Jahren etwas Formidables entstanden, müssten wir vielleicht ein bisschen renovieren, aber nichts neu konzipieren. Doch nichts funktioniert hier mehr –von oben bis unten muss alles neu durchdacht werden.
Den spektakulärsten Vorschlag hat der holländische Architekt Rem Koolhaas gemacht: zwanzig Türme aus buntem Glas – die Modelle erinnern ein wenig an Parfum-Flakons – sollen inmitten eines großen Parks das unterirdische Geschehen mit der urbanen Umgebung verbinden.
Brav ist dagegen der Entwurf des Franzosen David Mangin: der Park soll ein wenig größer werden, ebenso die Eingänge zum Einkaufszentrum, für das der Architekt ein riesiges quadratisches Dach vorsieht. Auch Jean Nouvel bleibt, was den Park angeht, klassisch, will aber das Einkaufszentrum an die Oberfläche holen: eine große Glashalle mit einer grauen Spiegeldecke soll die Verbindung zur Stadt herstellen – obendrauf plant der Stararchitekt ein Freibad mit Sonnenterrassen und Fitnesscenter. Der Holländer Winy Maas schließlich möchte alles mit einem immensen Glassockel überdecken, der selbst den Leuten tief unten im U-Bahnhof den Himmel über Paris eröffnen soll.
Die Ausstellung, die die vier ambitionierten Projekte präsentiert, hat in zwei Monaten bereits an die hunderttausend Besucher angezogen – doch die meisten blicken skeptisch auf die schicken Modelle und Planskizzen.
Wie wird das wohl altern, fragt sich eine ältere Dame – wir sehen doch, wie das Jetzige schon aussieht. Oder die Bastille-Oper. Oder die neue Nationalbibliothek. Das ist doch alles jetzt schon hässlich geworden. So was von hässlich.
Die Radikalität der Entwürfe und die kritischen Stimmen aus der Pariser Bevölkerung haben, so scheint es, den Elan der Pariser Stadtväter deutlich gebremst. Die für Juni vorgesehene Entscheidung wurde auf den Herbst vertagt - selbst über einen möglichen Verzicht auf das ambitionierte Großprojekt wird bereits gemutmaßt.
Warum sollten wir es nicht schaffen, in Paris etwas zu bewegen, hofft dagegen Alain Le Garrec . Nach Berlin sind in den letzten Jahren alle großen Architekten der Welt gekommen. Und Paris? Das letzte Werk eines modernen Architekten hier war Peis Glaspyramide am Louvre. Dabei soll es aber nicht bleiben – natürlich wird polemisiert, die Pariser werden nörgeln. Aber vielleicht wird man in ein oder zwei Jahren sagen können, dass mit den Hallen endlich eine Architektur- und Urbanismusdebatte begonnen hat.
Eines scheint sicher – wie einst der Eiffelturm oder das Centre Pompidou werden die neuen Pariser Hallen polarisieren und provozieren - gleichgültig wann und für welchen Entwurf der Pariser Bürgermeister sich entscheiden wird. Schließlich geht es um das Herz von Paris.
Normalerweise gehe ich nicht in die Hallen, sagt diese Frau. Ich finde diesen Ort schrecklich. Wenn die neuen Entwürfe genauso unwirtlich sind, werde ich auch in Zukunft nicht hierhin kommen. Wie alle Pariser gehe ich lieber in andere Viertel. Die Hallen sind für Leute aus den Vororten oder Touristen.
Vom unübersichtlichen überlasteten U-Bahnhof im fünften Untergeschoss bis zur künstlichen Gartenanlage, die in den darunter liegenden Kinos häufig Wasserschäden verursacht – alles soll nun besser und schöner werden in den Pariser Hallen, erklärt der Lokalpolitiker Alain Le Garrec, verantwortlich für das Renovierungsprojekt.
Die Hallen wurden schlecht konstruiert, schlecht gemacht, schlecht genutzt, sagt er. Das heutige Projekt ist aus den Fehlern der Vergangenheit geboren. Wäre vor dreißig Jahren etwas Formidables entstanden, müssten wir vielleicht ein bisschen renovieren, aber nichts neu konzipieren. Doch nichts funktioniert hier mehr –von oben bis unten muss alles neu durchdacht werden.
Den spektakulärsten Vorschlag hat der holländische Architekt Rem Koolhaas gemacht: zwanzig Türme aus buntem Glas – die Modelle erinnern ein wenig an Parfum-Flakons – sollen inmitten eines großen Parks das unterirdische Geschehen mit der urbanen Umgebung verbinden.
Brav ist dagegen der Entwurf des Franzosen David Mangin: der Park soll ein wenig größer werden, ebenso die Eingänge zum Einkaufszentrum, für das der Architekt ein riesiges quadratisches Dach vorsieht. Auch Jean Nouvel bleibt, was den Park angeht, klassisch, will aber das Einkaufszentrum an die Oberfläche holen: eine große Glashalle mit einer grauen Spiegeldecke soll die Verbindung zur Stadt herstellen – obendrauf plant der Stararchitekt ein Freibad mit Sonnenterrassen und Fitnesscenter. Der Holländer Winy Maas schließlich möchte alles mit einem immensen Glassockel überdecken, der selbst den Leuten tief unten im U-Bahnhof den Himmel über Paris eröffnen soll.
Die Ausstellung, die die vier ambitionierten Projekte präsentiert, hat in zwei Monaten bereits an die hunderttausend Besucher angezogen – doch die meisten blicken skeptisch auf die schicken Modelle und Planskizzen.
Wie wird das wohl altern, fragt sich eine ältere Dame – wir sehen doch, wie das Jetzige schon aussieht. Oder die Bastille-Oper. Oder die neue Nationalbibliothek. Das ist doch alles jetzt schon hässlich geworden. So was von hässlich.
Die Radikalität der Entwürfe und die kritischen Stimmen aus der Pariser Bevölkerung haben, so scheint es, den Elan der Pariser Stadtväter deutlich gebremst. Die für Juni vorgesehene Entscheidung wurde auf den Herbst vertagt - selbst über einen möglichen Verzicht auf das ambitionierte Großprojekt wird bereits gemutmaßt.
Warum sollten wir es nicht schaffen, in Paris etwas zu bewegen, hofft dagegen Alain Le Garrec . Nach Berlin sind in den letzten Jahren alle großen Architekten der Welt gekommen. Und Paris? Das letzte Werk eines modernen Architekten hier war Peis Glaspyramide am Louvre. Dabei soll es aber nicht bleiben – natürlich wird polemisiert, die Pariser werden nörgeln. Aber vielleicht wird man in ein oder zwei Jahren sagen können, dass mit den Hallen endlich eine Architektur- und Urbanismusdebatte begonnen hat.
Eines scheint sicher – wie einst der Eiffelturm oder das Centre Pompidou werden die neuen Pariser Hallen polarisieren und provozieren - gleichgültig wann und für welchen Entwurf der Pariser Bürgermeister sich entscheiden wird. Schließlich geht es um das Herz von Paris.