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Was wußte Fandel?

Am Freitag erwarten das DFB-Präsidium heikle Themen. Theo Zwanziger wird wohl erklären, weitermachen zu wollen. Zugleich muss das Gremium zu der vom Verbandschef geführten Schiedsrichter-Affäre tagen. Manfred Amerell hat Klage gegen Michael Kempter eingereicht und droht dies auch dem DFB an, wenn der nicht bis 2. August Schadenersatzansprüche anerkennt.

Von Thomas Kistner |
    Der DFB bezichtigte Amerell sexuelle Nötigung von vier Referees, Amerell bestreitet und ist dabei, ein Komplott von DFB-Spitze und Ex-Funktionärskollegen im Schiedsrichterwesen zu enthüllen.
    Fragen wirft nun die Rolle Herbert Fandels auf. Der neue DFB-Schiedsrichter-Chef galt als völlig unbelastet in der Causa. Nun räumt er ein, Mitte Januar Vorgänger Volker Roth gedrängt zu haben, Kempters Vorwürfe an die DFB-Spitze weiterzuleiten. Roth hatte damals schon Zweifel an Kempters Nötigungs-Version. Fandel sagt, er habe Roth gesagt, "dass das gemeldet werden muss, und wenn er es nicht melden würde, dann würde ich es machen".

    Fragen ranken sich auch um einen der DFB-Zeugen gegen Amerell. Einer der drei, die Amerell neben Kempter belasten, soll seine Referee-Karriere 2009 beendet haben, nachdem er bei einem Zweitliga-Spiel kollabiert war und der damalige ärztliche Befund Spuren der Rauschdroge Ecstasy ergeben habe.

    Derweil hat der DFB jetzt einen neuerlichen Missbrauchsfall in Schiedsrichterkreisen diskret beendet. Im Juni hatte ein Referee Kollegen angezeigt, die ihm bei einem Lehrgang im Saarland nachts eine Trinkflasche anal eingeführt hatten. Zugegen war dabei ein Referee, den der DFB zur neuen Saison in die Zweite Liga befördern wollte. Fandel sagt, nach seinem Gespräch mit dem Mann sei der "ursprüngliche Beschluss, ihn in die Zweite Liga aufsteigen zu lassen, hinfällig" gewesen. Der Referee sei zurückgetreten.