Wie die Washington Post schreibt, starb Bradlee in seinem Haus eines natürlichen Todes. Das Blatt würdigt ihn in seinem Nachruf als "legendären" Redakteur, der die Wandlung der Zeitung zu einer internationalen Größe geleitet habe. Tatsächlich wuchs die Washington Post während Bradlees Zeit enorm. Die Anzahl der Redakteure verdoppelte sich auf in der Spitze rund 600 Personen, die Zeitung erhöhte ihre Leserschaft deutlich und das Nachrichtenbudget wuchs von zunächst drei Millionen US-Dollar auf rund 60 Millionen.
US-Präsident Barack Obama hob Bradlees Leistungen für den Journalismus hervor. Für ihn sei seine Arbeit "mehr als nur ein Beruf gewesen", so Obama. Bradlees Geschichten hätten den Menschen geholfen, die Welt und einander ein bisschen besser zu verstehen".
Pulitzerpreis für Watergate-Berichte
Bradlee hatte in seiner Zeit als Chefredakteur die Berichte rund um den Watergate-Skandal zu verantworten. Wegen der Abhörvorwürfe und Vertuschungsaktionen war Präsident Richard Nixon schließlich zurückgetreten. Die zuständigen Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward lobten ihren damaligen Vorgesetzten für dessen Unterstützung. Bradlee habe "den Mut einer ganzen Armee" gehabt. Für die Watergate-Berichterstattung hatte die Washington Post den Pulitzerpreis bekommen, die wohl angesehenste Auszeichnung für US-Journalisten.
Bradlee sagte dazu einmal, der Fall habe gezeigt, welch "wundervolle Kontrolle von Regierungen" ein Medium ausüben könne.
Der gebürtige Bostoner hatte nach seinem Dienst in der US-Marine im Zweiten Weltkrieg zunächst als Polizei-/Kriminalreporter bei der Washington Post begonnen zu arbeiten, wechselte schließlich in die Presseabteilung der US-Botschaft in Paris, bevor er 1965 wieder zu seinem "Heimatblatt" zurückkehrte und dort bis 1991 tätig war.
(pr/bor)