Maria erinnert sich noch gut an die Zeit, in der die Mafia das Wasser nach Huayacan brachte. Noch vor zwei Jahren hat sie ihre Eimer bei einem der Tanklaster gefüllt, die alle paar Tage in den Vorort von Lima rumpelten: Staubig-braune Stein- und Lehmhütten krallen sich an den kargen Berg, quetschen sich im Tal aneinander, aus dem die trockene Mittagshitze den Dunst noch nicht vertrieben hat.
"Wir mussten das Wasser von unten holen, und dafür bezahlen."
Und zwar nicht wenig. 10 Soles, fast drei Euro, für einen Liter. Heute hat jede Hütte einen eigenen Wasseranschluss von der staatlichen Behörde SEDAPAL - der Liter kostet etwa drei Soles. Aus Marias Hahn tröpfelt das Wasser in einen blauen Bottich, in dem ihre schmutzigen Teller liegen. Das Wasser rinnt über den Rand des Eimers, wird gierig vom trockenen Staubweg aufgesogen. Manchmal, sagt die Anfang 20-Jährige, vergisst sie den Hahn abzustellen und ihre Rechnung zu bezahlen. Sie lächelt verlegen. Dann dreht ihr die Behörde binnen drei Tage den Wasserhahn zu. Das Wasser wieder anzuschließen ist teuer, sagt Maria, fast 100 Soles. 100 Soles, rund 30 Euro, das ist viel Geld für Maria. In ihrem Einzimmer-Laden stapeln sich ausgeblichene Seifen- und Kekspackungen in einer verstaubten Vitrine, ihren Fernseher stellt sie kaum an, um nicht noch mehr Geld auszugeben.
"Hier gibt es schon echte Armut. "
Carmela Gabonal ist Sozialarbeiterin in Lima.
"Manche hier arbeiten als Händler, andere im Bau. Die Menschen hier haben aber schon einige Möglichkeiten."
Das Wasser, sagt Gabonal, hat für eine gewisse Entwicklung gesorgt. Als die Leitungen, die zu jedem Haus führen, gelegt wurden, habe SEDAPAL auch die Schotterwege befestigt – und die Schlaglöcher, die sich damals in den Weg gruben, zugeschüttet. All das, sagt die Sozialarbeiterin, hat das Dorf der Wasserbehörde zu verdanken – und seinem Leiter Eduardo Cascón, der die Behörde vor einem Jahr übernommen hat. 40 Prozent der Bewohner haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Abwassersystemen, erklärt Cascón. Fast eine Million Menschen sind auf die Wassermafia – und selbst gebaute Brunnen angewiesen.
"Die Brunnen ziehen Ratten und Fliegen an, das sind Brutstätten für Krankheiten. Im Sommer werden dann Kinder und ältere Menschen krank. Es ist viel teurer die Leute zu behandeln als ein vernünftiges Wassersystem zu bauen."
Vor fünf Jahren hat die peruanische Regierung das Programm "agua para todos" beschlossen. Wasser für alle: In drei Jahren möchte Cascón alle Limenos mit Wasser versorgen. Kein einfache Aufgabe, denn Lima liegt in der Wüste.
"Wir befinden uns in einem Gebiet mit extrem wenig Wasser. Der beste Vergleich wäre Kairo. Kairo liegt auch in der Wüste, hat 15 Millionen Einwohner – aber der Nil führt 2830 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Wir in Lima haben neun Millionen Einwohner, aber in unserem Fluss fließen bloß zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde! Wir haben so gut wie keine Wasserquellen."
Cascón lächelt ein müdes Lächeln. Manchmal, sagt der um die 50-Jährige, wünsche er sich zurück an die Privatuniversität, an der er Leiter der Ingenieursfakultät war. Vor allem, wenn er mit Ministerien um Geld streitet und wenn ihn die Korruption in seiner eigenen Behörde frustriert – und er sieht, wie viel Wasser einfach versickert.
"Es gibt einfach so viel Ineffizienz in der Wassernutzung in Lima. Warum? Weil das Wasser so günstig ist, das ist einfach nicht richtig."
In Lima liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch bei 240 Litern pro Tag. In Deutschland, sagt Cascón, ist er Verbrauch nur halb so groß. Eigentlich, sagt er, müsse der Wasserpreis viel höher sein. SEDAPAL zahle 20, sogar 30 Soles für jeden Liter Wasser, der in entlegene Gebiete transportiert werde. Zahlen würde die Menschen jedoch nur etwa 3. Der Druck auf die Behörde steigt – denn immer mehr Menschen strömen in die Wüstenstadt. Über Nacht entstehen neue Siedlungen: Erst zäumen die Leute kleine Parzellen ab, aus den schnell zusammengehämmerten Holzverschlägen werden bald kleine Hütten. Die Menschen, die in diesen "invasiones", oder illegalen Siedlungen, leben, wollen Wasser. Das Wasser, von dem es immer weniger gibt.
"Die Wasservorkommen werden immer weniger, es regnet kaum noch und die Lagunen trockenen aus. Die Gefahr für Lima ist riesig – aber viele Leute sind sich dessen einfach nicht bewusst."
Maria etwa. Dass die Wasservorkommen knapper werden, davon weiß sie nichts. Sparen muss sie aber trotzdem – damit nicht wieder ihr Wasser abgestellt wird und sie bei ihren Nachbarinnen um Wasser betteln muss.
"Wir mussten das Wasser von unten holen, und dafür bezahlen."
Und zwar nicht wenig. 10 Soles, fast drei Euro, für einen Liter. Heute hat jede Hütte einen eigenen Wasseranschluss von der staatlichen Behörde SEDAPAL - der Liter kostet etwa drei Soles. Aus Marias Hahn tröpfelt das Wasser in einen blauen Bottich, in dem ihre schmutzigen Teller liegen. Das Wasser rinnt über den Rand des Eimers, wird gierig vom trockenen Staubweg aufgesogen. Manchmal, sagt die Anfang 20-Jährige, vergisst sie den Hahn abzustellen und ihre Rechnung zu bezahlen. Sie lächelt verlegen. Dann dreht ihr die Behörde binnen drei Tage den Wasserhahn zu. Das Wasser wieder anzuschließen ist teuer, sagt Maria, fast 100 Soles. 100 Soles, rund 30 Euro, das ist viel Geld für Maria. In ihrem Einzimmer-Laden stapeln sich ausgeblichene Seifen- und Kekspackungen in einer verstaubten Vitrine, ihren Fernseher stellt sie kaum an, um nicht noch mehr Geld auszugeben.
"Hier gibt es schon echte Armut. "
Carmela Gabonal ist Sozialarbeiterin in Lima.
"Manche hier arbeiten als Händler, andere im Bau. Die Menschen hier haben aber schon einige Möglichkeiten."
Das Wasser, sagt Gabonal, hat für eine gewisse Entwicklung gesorgt. Als die Leitungen, die zu jedem Haus führen, gelegt wurden, habe SEDAPAL auch die Schotterwege befestigt – und die Schlaglöcher, die sich damals in den Weg gruben, zugeschüttet. All das, sagt die Sozialarbeiterin, hat das Dorf der Wasserbehörde zu verdanken – und seinem Leiter Eduardo Cascón, der die Behörde vor einem Jahr übernommen hat. 40 Prozent der Bewohner haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Abwassersystemen, erklärt Cascón. Fast eine Million Menschen sind auf die Wassermafia – und selbst gebaute Brunnen angewiesen.
"Die Brunnen ziehen Ratten und Fliegen an, das sind Brutstätten für Krankheiten. Im Sommer werden dann Kinder und ältere Menschen krank. Es ist viel teurer die Leute zu behandeln als ein vernünftiges Wassersystem zu bauen."
Vor fünf Jahren hat die peruanische Regierung das Programm "agua para todos" beschlossen. Wasser für alle: In drei Jahren möchte Cascón alle Limenos mit Wasser versorgen. Kein einfache Aufgabe, denn Lima liegt in der Wüste.
"Wir befinden uns in einem Gebiet mit extrem wenig Wasser. Der beste Vergleich wäre Kairo. Kairo liegt auch in der Wüste, hat 15 Millionen Einwohner – aber der Nil führt 2830 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Wir in Lima haben neun Millionen Einwohner, aber in unserem Fluss fließen bloß zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde! Wir haben so gut wie keine Wasserquellen."
Cascón lächelt ein müdes Lächeln. Manchmal, sagt der um die 50-Jährige, wünsche er sich zurück an die Privatuniversität, an der er Leiter der Ingenieursfakultät war. Vor allem, wenn er mit Ministerien um Geld streitet und wenn ihn die Korruption in seiner eigenen Behörde frustriert – und er sieht, wie viel Wasser einfach versickert.
"Es gibt einfach so viel Ineffizienz in der Wassernutzung in Lima. Warum? Weil das Wasser so günstig ist, das ist einfach nicht richtig."
In Lima liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch bei 240 Litern pro Tag. In Deutschland, sagt Cascón, ist er Verbrauch nur halb so groß. Eigentlich, sagt er, müsse der Wasserpreis viel höher sein. SEDAPAL zahle 20, sogar 30 Soles für jeden Liter Wasser, der in entlegene Gebiete transportiert werde. Zahlen würde die Menschen jedoch nur etwa 3. Der Druck auf die Behörde steigt – denn immer mehr Menschen strömen in die Wüstenstadt. Über Nacht entstehen neue Siedlungen: Erst zäumen die Leute kleine Parzellen ab, aus den schnell zusammengehämmerten Holzverschlägen werden bald kleine Hütten. Die Menschen, die in diesen "invasiones", oder illegalen Siedlungen, leben, wollen Wasser. Das Wasser, von dem es immer weniger gibt.
"Die Wasservorkommen werden immer weniger, es regnet kaum noch und die Lagunen trockenen aus. Die Gefahr für Lima ist riesig – aber viele Leute sind sich dessen einfach nicht bewusst."
Maria etwa. Dass die Wasservorkommen knapper werden, davon weiß sie nichts. Sparen muss sie aber trotzdem – damit nicht wieder ihr Wasser abgestellt wird und sie bei ihren Nachbarinnen um Wasser betteln muss.