Es ist früher Abend im Dorf Biu, nahe der Provinzhauptstadt Bolgatanga. Kinder laufen lachend durcheinander, buntgekleidete Frauen sitzen unter einem ausladenden Affenbrotbaum am Dorfeingang und verkaufen Gefäße mit Shea-Butter an eine kleine Besuchergruppe. Im Hintergrund: Lehmhütten und Felder, auf denen sich Hirse im Wind wiegt. Eine trügerische Idylle.
Im vergangenen Jahr, erzählt die Bäuerin Georgina Adawina, sei alles überflutet gewesen, die Häuser brachen zusammen, sie hatten kein Essen und mussten darum kämpfen, Notunterkünfte für sich und ihre Kinder zu finden. Das Dorf Biu liegt in der Nähe des Weißen Volta. Die Niederschläge im vergangenen Jahr waren außergewöhnlich heftig. In Burkina Faso öffneten die Behörden die Schleusen eines Stausees, um die Staumauer zu entlasten. Ihren südlichen Nachbarn sagten sie nichts davon. Die Flutwelle begrub Biu unter Schlamm und Wasser.
"Sie liegen stromaufwärts, wir stromabwärts. Alles was sie tun, betrifft auch uns."
Der ältere Herr im grün-gelb gemusterten Hemd schüttelt den Kopf. Aaron Aduna ist der Regionalkoordinator der staatlichen Wasserressourcen-Kommission Ghanas. Er sitzt in seinem Büro, in einem nie zu Ende gebauten Rohbau am Stadtrand von Bolgatanga. Links vom Treppenhaus eine Büroflucht, rechts leere Betonplatten auf denen Gras wächst. Aaron Adunas Hauptaufgabe ist es, mit den Nachbarn im Norden zu verhandeln, damit der Volta weder zu viel, noch zu wenig Wasser nach Ghana bringt. Damit nicht noch einmal eine unangekündigte Flut Leben, Vieh und die Ernte zerstört.
"Unser Wasser kommt aus Burkina Faso. Wie also gehen wir damit um? Woher wissen wir, dass sie uns sauberes Wasser schicken? Sollten sie je den Wasserhahn zu drehen, oder das Wasser verunreinigen, wird es zum Konflikt kommen. Wir tun alles, um so einen Konflikt zu vermeiden, indem wir eng mit den Behörden in Burkina Faso zusammenarbeiten. Nur so können wir eine nachhaltige Wasserwirtschaft sicherstellen, besonders hier, im Tal des Weißen Volta."
Einen ersten Erfolg dieser Kooperation kann Aaron Aduna vorweisen. Dieses Jahr haben die burkinischen Behörden rechtzeitig bescheid gesagt, bevor sie die Schleusen öffneten. Die gelegentlichen Querelen mit dem nördlichen Nachbarn sind allerdings nicht das einzige Problem in der Region. Die Regenzeit wird launischer und viele Bauern gehen dazu über, ihre Felder während der Trockenzeit zu bewässern, statt auf die unzuverlässigen Niederschläge zu hoffen. Sie legen immer mehr kleine und große Stauseen an.
"Also hier in der Region gibt es etwa 160 von diesen kleinen Dämmen und vom Speichervolumen sind die ungefähr gleichwertig mit diesen zwei größeren Bewässerungsprojekten, die wir halt haben."
Jens Liebe ist Hydrologe am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn. Er steht einige Kilometer von Bolgatanga entfernt, an einem kleinen See von der Größe eines Fußballfeldes.
"Wenn wir uns das Voltabecken anschauen, wir sind jetzt hier weit im Norden, im Süden ist der Akosombo-Damm, ein sehr großer Stausee, der eben darauf angewiesen ist, dass Wasser aus den nördlichen Regionen darein fließt. Wenn jetzt natürlich hier eine Entwicklung dieser kleinen Staudämme einsetzt, wird denen häufig zugeschrieben, dass die den Abfluss und die Wasserverfügbarkeit im Süden für die Erzeugung von Strom reduziert."
Die Wasserkraftwerke des Akosombo-Stausees decken den größten Teil des ghanaischen Strombedarfs. Dementsprechend skeptisch reagiert die Regierung auf die Bewässerungsprojekte im Norden. Zu unrecht, wie Jens Liebe und seine Kollegen mit Hilfe ihrer hydrologischen Modelle herausfanden: Sie hatten mit Hilfe von Satellitenbildern und Wassertiefenmessungen das Speichervolumen aller kleinen Stauseen der Region abgeschätzt. Dann modellierten sie, wie viel Wasser noch im Akosombo-Stausee ankommt, wenn sich die Zahl der kleinen Stauseen um 50 oder 100 Prozent erhöht. Das Ergebnis: selbst wenn sich die Anzahl der kleinen Stauseen verdoppeln würde – der Einfluss auf den Akosombo-Stausee wäre minimal.
Im vergangenen Jahr, erzählt die Bäuerin Georgina Adawina, sei alles überflutet gewesen, die Häuser brachen zusammen, sie hatten kein Essen und mussten darum kämpfen, Notunterkünfte für sich und ihre Kinder zu finden. Das Dorf Biu liegt in der Nähe des Weißen Volta. Die Niederschläge im vergangenen Jahr waren außergewöhnlich heftig. In Burkina Faso öffneten die Behörden die Schleusen eines Stausees, um die Staumauer zu entlasten. Ihren südlichen Nachbarn sagten sie nichts davon. Die Flutwelle begrub Biu unter Schlamm und Wasser.
"Sie liegen stromaufwärts, wir stromabwärts. Alles was sie tun, betrifft auch uns."
Der ältere Herr im grün-gelb gemusterten Hemd schüttelt den Kopf. Aaron Aduna ist der Regionalkoordinator der staatlichen Wasserressourcen-Kommission Ghanas. Er sitzt in seinem Büro, in einem nie zu Ende gebauten Rohbau am Stadtrand von Bolgatanga. Links vom Treppenhaus eine Büroflucht, rechts leere Betonplatten auf denen Gras wächst. Aaron Adunas Hauptaufgabe ist es, mit den Nachbarn im Norden zu verhandeln, damit der Volta weder zu viel, noch zu wenig Wasser nach Ghana bringt. Damit nicht noch einmal eine unangekündigte Flut Leben, Vieh und die Ernte zerstört.
"Unser Wasser kommt aus Burkina Faso. Wie also gehen wir damit um? Woher wissen wir, dass sie uns sauberes Wasser schicken? Sollten sie je den Wasserhahn zu drehen, oder das Wasser verunreinigen, wird es zum Konflikt kommen. Wir tun alles, um so einen Konflikt zu vermeiden, indem wir eng mit den Behörden in Burkina Faso zusammenarbeiten. Nur so können wir eine nachhaltige Wasserwirtschaft sicherstellen, besonders hier, im Tal des Weißen Volta."
Einen ersten Erfolg dieser Kooperation kann Aaron Aduna vorweisen. Dieses Jahr haben die burkinischen Behörden rechtzeitig bescheid gesagt, bevor sie die Schleusen öffneten. Die gelegentlichen Querelen mit dem nördlichen Nachbarn sind allerdings nicht das einzige Problem in der Region. Die Regenzeit wird launischer und viele Bauern gehen dazu über, ihre Felder während der Trockenzeit zu bewässern, statt auf die unzuverlässigen Niederschläge zu hoffen. Sie legen immer mehr kleine und große Stauseen an.
"Also hier in der Region gibt es etwa 160 von diesen kleinen Dämmen und vom Speichervolumen sind die ungefähr gleichwertig mit diesen zwei größeren Bewässerungsprojekten, die wir halt haben."
Jens Liebe ist Hydrologe am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn. Er steht einige Kilometer von Bolgatanga entfernt, an einem kleinen See von der Größe eines Fußballfeldes.
"Wenn wir uns das Voltabecken anschauen, wir sind jetzt hier weit im Norden, im Süden ist der Akosombo-Damm, ein sehr großer Stausee, der eben darauf angewiesen ist, dass Wasser aus den nördlichen Regionen darein fließt. Wenn jetzt natürlich hier eine Entwicklung dieser kleinen Staudämme einsetzt, wird denen häufig zugeschrieben, dass die den Abfluss und die Wasserverfügbarkeit im Süden für die Erzeugung von Strom reduziert."
Die Wasserkraftwerke des Akosombo-Stausees decken den größten Teil des ghanaischen Strombedarfs. Dementsprechend skeptisch reagiert die Regierung auf die Bewässerungsprojekte im Norden. Zu unrecht, wie Jens Liebe und seine Kollegen mit Hilfe ihrer hydrologischen Modelle herausfanden: Sie hatten mit Hilfe von Satellitenbildern und Wassertiefenmessungen das Speichervolumen aller kleinen Stauseen der Region abgeschätzt. Dann modellierten sie, wie viel Wasser noch im Akosombo-Stausee ankommt, wenn sich die Zahl der kleinen Stauseen um 50 oder 100 Prozent erhöht. Das Ergebnis: selbst wenn sich die Anzahl der kleinen Stauseen verdoppeln würde – der Einfluss auf den Akosombo-Stausee wäre minimal.