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Wasser und Kunst

"Wasser und nachhaltige Entwicklung" ist das Thema der Weltausstellung 2008 im nordspanischen Zaragoza. Ein Projekt namens "Overtures" hat das Thema jetzt vorbereitet, auch auf dem Feld der Kunst. Eine Gruppe von internationalen Kuratoren, Fachleuten und Künstlern wurde nach Island geschickt, um sich dort mit dem "blauen Gold", der knapper werdenden Ressource Wasser zu beschäftigen.

Von Sven Ricklefs |
    " Ja, wir leben in Island von und mit und in Wasser, nicht wahr, "

    sagt der Generaldirektor der Isländischen Energiebehörde Thorkell Helgason und umreißt in wenigen Worten jenen elementaren Reichtum, den die größte Vulkaninsel der Welt knapp südlich des nördlichen Polarkreises ihren Bewohnern zur Verfügung stellt.

    " Zu Overtures bin ich gekommen aufgrund meiner grundsätzlichen Konzeption, nämlich einmal international zu arbeiten mit internationalen Künstlern und Kuratoren ein Netzwerk auch an unterschiedlichen Orten zu arbeiten, in andere Kulturen, in andere Infrastrukturen hineinzugehen, sie kennen zu lernen, "

    sagt die Kuratorin und Leiterin des mobilen Kunstforums ArtCirculo Serafine Lindemann. Sie ist die Initiatorin des Projekts Overtures, das im Sinne der Übersetzung Annäherungen gleich ein ganzes Bedeutungsspektrum eröffnet: Da ist einmal die Annäherung von Künstlern an Künstler, aber auch diejenige von Künstlern an Techniker und Wissenschaftler, die an zukunftsorientierten Technologien und Produkten arbeiten. Da ist die Annäherung an das gewählte Thema "Ressource Wasser", und jene Annäherung an Island, an das nördlichste und wasserreichste Land Europas. Und so konfrontierte sich die Gruppe um Serafin Lindemann nun in Island ganz konkret mit den Kraftwerken des Landes, diskutierte mit der Energiebehörde, besuchte Wasserfälle und Geysire und traf isländische Künstler.

    Wirtschaftspartner dieses Dialogs ist die deutsche Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Mobilfunkunternehmens Vodaphone, die sich unter ihrem Leiter Bernd Wiemann ganz dem interdisziplinären Austausch mit Kunst und Kultur verschrieben hat und die weit über die Grenzen der eigenen Produktpalette hinausblickt:

    " Overtures ist ein Projekt, das das ganz deutlich zeigt. Da sind Techniker jetzt mit dabei und in diesem gemeinsamen Dialog hoffen wir, dass Kunstwerke entstehen, die vielleicht mehr Betroffenheit auslösen, die das Thema - die Ressource Wasser - in der Gesellschaft leichter diskutieren lassen, auf das wir da hindeuten wollen gemeinsam, die damit eine Plattform erzeugen des Verständnisses für die Veränderung von Verhaltensmustern. "

    Mit dem Kick-off der Expedition in Island und der Einladung an eine Gruppe von internationalen Wissenschaftlern, Künstlern und Kuratoren ging das Projekt Overtures offensiv in den Dialog nicht nur miteinander sondern gerade auch mit einem Land, das mit seinem Wasserreichtum an Problemlösungen arbeitet, deren Szenarien Chancen wie Gefahren gleichermaßen aufscheinen lassen, und die weltweit Bedeutung erlangen könnten. So arbeitet Island intensiv an dem selbst gesteckten Ziel, sich völlig von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu befreien, die ohnehin nur noch für Transport und Verkehr benötigt werden. Strom und Wärme werden bis auf vier Prozent des Bedarfs von Geothermischen und Wasser- Kraftwerken erzeugt. Und so stand das Thema Wasserstoffmotoren als unstrittige weil nachhaltige Lösungsvariante ebenso auf dem Programm, wie auch Islands forcierter Ausbau von Wasserkraftwerken, die es ermöglichen mit Energiedumpingpreisen intern. Aluminiumproduzenten ins Land zu locken, was höchst umstritten ist.

    Das Wasserüberfluss Islands ist eine Herausforderung, die das Projekt Overtures auf seine Expedition mitnehmen wird, quer durch Europa in Richtung Expo Zaragosa 2008. Dort, in dem spanischen Dorf Aragon nahe der Expo sollen dann 2008 schließlich die Ergebnisse der verschiedenen Stationen und die Ergebnisse des interdisziplinären Dialogs im Rahmen einer Ausstellung zu sehen sein: als Auseinandersetzungen allerdings der internationalen Künstler mit dem ganz speziellen Ort Aragon und seiner spezifischen Wassersituation.

    Doch bis dahin wird die Karawane von Overtures in unterschiedlicher Besetzung in Norwegen, in der Türkei und in Deutschland noch einige Orte besuchen, deren unterschiedliche Wassersituationen und Kulturen wiederum in den Dialog treten sollen mit jenen Erfahrungen, die man hier in Island zwischen Gletschern und Geysiren auf so außergewöhnliche Weise sammeln konnte, wie etwa der Münchner Performancekünstler Berkan Karpat:

    " Allein dieser Überfluss an Wasser ist schon fast zu viel für mich, wie viel Wasser kann ich hier in Island ertragen, so beginnt das eigentlich ein Verhältnis zu werden, dass ich zu sehr umspült bin von Wasser, das ich langsam versuche, dass ich eine Distanz wieder beginne. Also es erschlägt mich grade. "