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Wasserbüffel als Landschaftspfleger

Wasserbüffel gehören zu den sehr alten Nutztierrassen. Auch in Europa werden sie langsam heimisch, auch in Deutschland. Schon vor dem ersten Weltkrieg gab es hierzulande den ersten Büffelzuchtverein, weil man das Fleisch der Tiere schätzte. Heute hat der Naturschutz die Wasserbüffel für sich entdeckt. Denn immer mehr Flächen fallen aus der Beweidung heraus, weil sich die Bewirtschaftung nicht mehr lohnt.

Von Annette Eversberg |
    Es ist frostig an diesem Morgen im Arche Tierpark für seltene Nutztierrassen im schleswig-holsteinischen Warder. Trotzdem lässt sich einer der größten Bewohner des Tierparks, der Wasserbüffelbulle mit den gewaltigen Hörnern nicht aus der Ruhe bringen. Gänzlich unbeteiligt liegt die Wasserbüffelkuh im offenen Unterstand. Hinter ihr das erst im Oktober geborene Kalb. Geschäftsführer Heinrich Laing weiß, dass sie sehr genügsam und ausgesprochen ruhig sind.

    " Wir haben die Tiere schon seit einigen Jahren. Das Wasserbüffelpaar. Die haben einen Unterstand, wo sie sich gegen Wind und Wetter ein bisschen schützen können. Aber die sind ganzjährig draußen. Ob bei Frost, ob bei minus 10 Grad ob bei plus 20 Grad. Sie sehen auch sehr gut genährt aus. Sie haben bei uns ein typisches Feuchtgebiet hier unten an dem kleinen Bachlauf. Sie kommen gut klar. Offensichtlich Wasserbüffel sind klimatisch sehr anpassungsfähig. "

    Und sie eignen sich besonders für die extensive Haltung. Deshalb sind Naturschützer auf die Idee gekommen, sie zur Pflege eines Niedermoors einzusetzen: Des Fehntjer Tiefs in Ostfriesland. Etwa 3000 Hektar, auf denen seltene Wiesenvögel brüten, unterliegen dort der EU-Vogelschutzrichtlinie. Die Flächen müssen offengehalten werden. Vor allem die vielen Wassergräben. Dr. Albrecht Mährlein, Agrarwissenschaftler und Sachverständiger aus Greven verfasste ein ökonomisches Gutachten für das ökologische Projekt.

    " Hier ist man konsequent von Seiten des Naturschutzes und hat keinen Kompromiss gemacht zwischen den Bedürfnissen der Landwirtschaft und des Naturschutzes und hat hier das Level aus der Sicht des Naturschutzes sehr hoch angesetzt und damit auch das Wasser sehr hoch angesetzt. "

    Heimische Rinder- oder Schafrassen kamen im ostfriesischen Fehntjer Tief nicht mehr zurecht. Außerdem haben viele Naturschutzgebiete Bedingungen, in denen die traditionelle Extensivhaltung nach den heutigen Tierschutzbestimmungen problematisch ist. Wasserbüffel brauchen dagegen nasse Standorte und suhlen sich gerne in den schlammigen Gräben. Was aber noch wichtiger ist: Mit ihren breiten Hufen haben sie eine höhere Auflagefläche. Sie sinken nicht tief ein. Außerdem sind sie gute Futterverwerter, wenn das Nahrungsangebot wie in Niedermooren sehr nährstoffarm ist. Vor allem im Winter. Der Vertritt durch die Hufe und der große Appetit der fast eine Tonne schweren Büffel verhindert den Aufwuchs von Sträuchern und Bäumen. Ideal für den Naturschutz. Doch kostenlos ist das nicht. Denn die Wasserbüffel müssen von einem Landwirt gehalten werden. Das ist nicht einfach. Albrecht Mährlein.

    " Gerade auf Extremstandorten sind Landwirte immer gehalten, Weideunterstände zu haben, wo die Tiere dauerhaft trocken liegen können, und auch bei einem speziellen Standort wie Niedermoor, das vernässt ist, müssen auch bestimmte Standorte trocken sein, so dass die Tiere sich auch aufhalten können. Es sind erhebliche Einzäunungen vorzunehmen. Je größer es wird. Auch die ganze Freilandhaltung erfordert Kosten und einen erheblichen Arbeitsaufwand. "

    Für die Haltung der Tiere zur Landschaftspflege kommt man nicht ohne EU-Agrarsubventionen aus. Der Landwirt braucht die Flächenprämie, die künftig auch für Grünland gezahlt wird. In voller Höhe allerdings erst nach einigen Jahren.

    " Ich habe vorgeschlagen, den Landwirt von einigen Kosten zu entlasten. Dass der Naturschutz sagt, sämtliche investiven Kosten übernehmen wir. Wenn wir eine Abschreibungsdauer von 10 Jahren annehmen, dann gehen wir davon aus, dass nach diesen 10 Jahren die Zeit erreicht ist, dass der Landwirt investieren kann. Und es zeigte sich, dass dann eine 100prozentige Kostendeckung möglich ist. "

    Mit einer großen Herde kann der Landwirt zudem das hochwertige und sehr cholesterinarme Fleisch der Tiere verkaufen und vor allem die Büffelmilch nutzen, aus der der echte Mozzarella gemacht wird. Gerade die Verknüpfung von ökonomischer Landwirtschaft und ökologischer Landschaftspflege hält Heinrich Laing vom Tierpark für alte Nutztierrassen für besonders gelungen.

    " Wir sind ja hier mit unseren alten Tierrassen jeden Tag damit konfrontiert, und sagen, ein Ziel ist ja auch, dass wir nicht nur einen Genpool erhalten, sondern auch die Tiere wieder zum Einsatz bringen sollen im Landschaftsschutz. Und wenn man sie vernünftig in Kombination einsetzt, hat man hervorragende Ergebnisse, dass die Flächen weiterhin gepflegt werden. "