Bei Minus 30 Grad ist das einfach scheuβlich. Schläuche und Wasserhähne froren im Handumdrehen ein. Ich kann mich an keine derartige Trockenperiode erinnern", klagt der 56jährige Landwirt.
In ganz Finnland herrscht seit dem letzten Frühjahr Niederschlagsmangel, der insbesondere im Süden und in den Küstenregionen zu einem rekordartigen Absinken der Grundwasserspiegel geführt hat. Laut Risto Mäkinen vom staatlichen Umweltzentrum gab es eine ähnliche Situation zuletzt in den 40er Jahren:
Die Grundwasserspiegel liegen zwischen ein- und eineinhalb Meter unter dem Mittelwert. Die Schneeschmelze wird das Problem lindern, aber nicht beheben.
Regenfälle der letzten Tage sind ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn nach Berechnungen des Umweltzentrums müssten 500 bis 600 mm Niederschlag in Finnland niederlegen, was etwa der Menge eines ganzen Jahres entspricht. Vom Grundwassermangel sind vor allem Milchhöfe wie der von Mauri Leiramo betroffen. Von 500 Höfen in der südfinnischen Region Uusimaa leiden über 100 unter ernstem Wassermangel. Die meisten Höfe sind auf eigene Brunnen angewiesen, denen auch aufgrund der besonderen geologischen Beschaffenheit des Bodens das Wasser schon im letzten Sommer ausging:
"In Finnland", erläutert Risto Mäkinen, "ist der Grundwasserkreislauf sehr kurz. Das harte Grundgestein - Granit - wird vielerorts von relativ dünnen Erdschichten bedeckt, die bei ausbleibenden Niederschlägen relativ schnell austrocknen."
Die Schwierigkeiten haben jedoch auch hausgemachte Ursachen. Viele Landwirte hatten die bis dahin problemlose Grundwassersituation in Sicherheit gewogen. Der Platz eines Brunnen spielte kaum eine Rolle, denn wo man bohrte, stieβ man auf Grundwasser. Auch die Wartung der Brunnen wurde vernachlässigt:
Eine kürzliche Bestandsaufnahme war sehr ernüchternd", stellt Mäkinen fest. "Fast die Hälfte der Brunnen ist in einem unbefriedigenden oder schlechten Zustand.
Von der Grundwasserknappheit auf dem Land erfuhr der finnische Groβstadtbewohner nur aus den Medien. Die Hauptstadt Helsinki wird über einen unterirdischen Trinkwassertunnel aus dem riesigen Päijänne-See, rund 120 Kilometer nördlich von Helsinki, versorgt. Gibt es in Finnland in Bezug auf Trinkwasser A- und B-Bürger?
"Ja, das kann man karrikierend so sagen", meint schmunzelnd Mäkinen."In den letzten Jahren wurde zwar in die Wasserversorgung auf dem Lande investiert, aber natürlich sind viele Höfe an das kommunale Trinkwassernetz nicht angeschlossen."
Landwirt Leiramo schiebt den Deckel des Ersatzbrunnens zur Seite. Ein Blick hinein: Der Wasserstand ist niedrig, aber ausreichend. Nach 20 Minuten ist der Tank gefüllt. Im Stall warten 30 durstige Mäuler. Auf dem Rückweg fallen am Straβenrand Schachtungsarbeiten auf. Leiramo hat berechtigte Hoffnung, dass die Wasseraktion in seinem Falle bald ein Ende hat:
/ Die Kommune legt eine Wasserleitung. Die Trockenheit hat nachgeholfen. Das Wasserproblem sind wir damit bald los, auch wenn uns allein der Anschluss 4000 Euro kostet und künftig auch für Wasser zu bezahlen ist.