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Wasserquelle Nebel

Technik. - Im kanadischen St. John's auf Neufundland trafen sich in dieser Woche fast 200 Chemiker, Physiker und Meteorologen aus über 50 Ländern, um über Nebel zu diskutieren. Denn behindert nicht nur die Sicht, sondern stellt ein wertvolles Wasserreservoir dar.

    "Viele wolkenverhangene tropische Wälder, gemäßigte Küstenwälder oder sogar Bergwälder erhalten einen beträchtlichen Teil ihres Wassers aus Nebel", erklärt Robert Schemenauer, Physiker bei "Environment Canada", einer dem kanadischen Umweltministerium zugeordneten Organisation. Ein Viertel des Bedarfs stillen diese Wälder durch den Nebel, der Rest kommt vom normalen Niederschlag. Dies hat Schemenauer und seine Kollegen auf eine Idee gebracht. In Gegenden, in denen es kaum regnet, in denen aber Nebel vorkommen, kann man diese "Wassertanks" anzapfen. "Wir verwenden künstliche Nebelsammler. Sie sind sehr groß, etwa sechs Meter hoch und zwölf Meter lang und bestehen aus einem Plastikgeflecht, das den Nebel sehr effektiv einsammelt", so Schemenauer. Jeder Sammler bringt es so auf rund 500 Liter sauberes Wasser am Tag und das selbst an den trockensten Stellen. Daher laufen derzeit Pilotprojekte in Chile, Peru, Südafrika und Nepal. In Chile reicht die knochentrockene Atacama-Wüste bis an die Pazifikküste. Über dem Ozean liegt praktisch immer Nebel der oft an Land treibt. Damit haben die Nebelsammler das Medium, das sie zum Sammeln brauchen. "Nebel besteht aus vielen kleinen Wassertröpfchen in der Luft, die vom Wind an die Oberfläche der Sammler gedrückt werden", erläutert Schemenauer. Zehn Millionen dieser Tröpfchen ergeben einen Tropfen von der Größe eines Streichholzkopfes. Für die Bewohner des Dorfes Chungungo in Chile steht dank dieser Apparate dreimal so viel Wasser zur Verfügung als früher. Die Investitionskosten sind dagegen erträglich. 300 bis 400 Menschen können mit Geräten für insgesamt 20.000 Dollar mit ausreichend Wasser versorgt werden. Dazu kommen noch die Kosten für Verteil- und Sammelsysteme.

    [Quelle: Dirk Lorenzen]