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Wasserschutz in Dänemark

Ein ökologisches Problem das die Massentierhaltung mit sich bringt, ist die Schadstoff- und Stickbelastung der Gewässer, besonders des Grundwassers. Auf dem Weltwasser-Kongress dieser Woche in Berlin ist neben der Wassernot auch die Wasserverschmutzung ein großes Thema. Wie versucht man in Dänemark, der Grundwasserbelastung durch die Landwirtschaft Herr zu werden?

Von Anette Eversberg |
    Die Einführung der ökologischen Landwirtschaft in Dänemark vor mehr als 10 Jahren hatte ein ganz bestimmtes Ziel. In der konventionell erzeugten Milch waren hohe Anteile von Pestiziden gefunden worden, die gleichzeitig auch im Grundwasser enthalten waren. Noch heute ist die ökologische Milch in Dänemark ein Renner, trotz eines etwa 5 Prozent höheren Preises. Inzwischen ist der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Betriebe ständig gestiegen. Vor allem im Süden des dänischen Festlandes, das bis zur deutschen Grenze reicht, werden über 20 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet. Doch die Qualität des Wassers in der Region hat sich noch nicht grundlegend verändert, erläutert Hans Guldager von der Umweltbehörde des Kreises Sonderjylland in Tondern:

    Auch die Pestizide, die bei den Kommunen oder von privaten Grundstücksbesitzern ausgebracht werden, sind ein Problem für die Brunnen, die sich in den Städten befinden. Und zum Teil waren die Pestizidkonzentrationen,die wir gefunden haben, sogar sehr hoch.

    Ein Problem ist die Struktur der Wasserversorgung. Es gab eine Zeit, da konnte jeder einen Brunnen bohren, wenn er wollte. Meistens reichen die Schächte nur so weit, bis sie auf das erste Grundwasser stoßen. In diesen bodennahen Brunnen ist die Konzentration hoch, weil Schadstoffe, darunter auch Nitrate, das Grundwasser schnell erreichen. Deshalb wurden in den letzten Jahren Millionen dänischer Kronen ausgegeben, um neue Brunnen in tieferen Schichten zu bohren. Denn 31 Prozent von ihnen wiesen starke Pestizidkonzentrationen auf. 19 Prozent mussten sogar ein für allemal stillgelegt werden. Doch beim Bohren neuer Brunnen will es das dänische Umweltministerium nicht belassen. Bei seinen Maßnahmen hat es nach wie vor die konventionelle Landwirtschaft im Blick:

    Das Umweltministerium hat ein Programm aufgelegt, wonach bis 2003 die Menge der angebotenen Pestizide deutlich reduziert werden sollen. Außerdem soll auch ihre Verwendung auf den Feldern deutlich gesenkt, wenn nicht sogar ganz eingestellt werden. Das erste Ziel, die Angebotsmenge zu senken, wurde bereits erreicht.

    Großer Handlungsbedarf , sagt Hans Guldager, sei aber noch bei der Handhabung der Pestizide in der Landwirtschaft. Beim Einfüllen in die Spritztanks und bei der anschließenden Säuberung. Hier seien die Bauernverbände derzeit dabei, Schulungskurse zu organisieren. Wieweit sich bisher die ökologische Landwirtschaft mit ihrem Verzicht auf jeden Pestizideinsatz auf die Wasserqualität ausgewirkt, darüber gibt es - so Hans Guldager - noch keine verlässlichen Angaben:

    Das ist schwer zu sagen. Beim Grundwasser ist vor allem der Zeitfaktor entscheidend. Das meiste Wasser, das wir jetzt entnehmen, ist schon sehr alt. Man kann daher zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, wie sich die ökologische Landwirtschaft ausgewirkt hat. Aber natürlich wird der Verzicht auf Pestizide langfristig eine Wirkung haben.

    Inzwischen wird die Überwachung der Wasserwerke kontinuierlich erweitert. Außerdem werden Wasserschutzgebiete neu eingerichtet. Dabei prüft man jedoch zunächst genau, welchen Weg das Grundwasser nimmt. Zudem sollen die Schutzgebiete so zugeschnitten werden, dass ein Absickern belasteten Grundwassers in die Brunnen der tieferen Schichten vermieden wird. Gleichzeitig werden verschmutzte Bereiche gereinigt und Bäume neu angepflanzt. In ganz Dänemark ist mehr als ein Drittel der Landesfläche durch Wasserschutzgebiete erfasst. Jeder fühlt sich angesprochen. Deshalb finden die staatlichen Bemühungen um die Reinhaltung des Wassers einen breiten Konsens. Nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch bei den verschiedenen Interessengruppen. Hans Guldager:

    Diese Arbeit wird ständig von einem Koordinierungsausschuß begleitet, der drei bis vier Mal pro Jahr zusammentritt, und in dem die Mitglieder der Bauernverbände, der Wasserwerke, der Kommunen und des Kreises sowie der Gesundheitsbehörden vertreten sind. Und alle Beteiligten sind wirklich daran interessiert, diese Probleme zu lösen. Natürlich gibt es da viel zu klären, doch es ist sehr wichtig, dies so schnell wie möglich anzugehen.