Sprecher:
"Teile des Kultur- oder Naturerbes sind von außergewöhnlicher Bedeutung und müssen daher als Bestandteil des Welterbes der ganzen Menschheit erhalten werden."
So steht es in der Präambel der Unesco-Welterbekonvention. Doch was heißt eigentlich "erhalten", wenn sich das Weltnaturerbe selbst im ständigen Wandel befindet?
"Wir denken bei einem Weltnaturerbe häufig an das Grand Canyon, viele Millionen Jahre alt. Und wenn wir jetzt so unser Wattenmeer anschauen, das ist nur ein paar Tausend Jahre alt. Und in sich ist es extrem veränderlich."
Karsten Reise, Leiter der Wattenmeerstation Sylt, kann das beinahe täglich beobachten: Die Flut kommt, bringt Neues mit, wühlt Altes auf – und wenn sie wieder geht, hat sich das Weltnaturerbe schon wieder ein wenig verändert.
"Und da der Meeresspiegel schneller ansteigen wird in Zukunft, dann bedeutet das für so eine flache Wattenmeerküste, dass viel Sediment in Bewegung gerät und die Sandbänke, die heute noch vor Sylt sind, die sind dann wahrscheinlich in ein paar Jahren schon in Dänemark."
Doch mehr als vermuten können die Wissenschaftler hier nicht. Zum einen ist unklar, wie stark das Meer ansteigen wird und wie häufig etwa auch Sturmfluten auftreten. Zum anderen sind auch die Sedimentverschiebungen selbst nur schwer vorherzusagen. Fest steht allerdings, dass es eine Art Nordtransport gibt. Profitieren kann davon unter anderem die Insel Rømø. Lars Clemmensen von der Universität Kopenhagen zeigt das auf einem Luftbild, auf dem ein schöner breiter Sandstrand zu sehen ist.
"Wenn man hier auf dieses Foto schaut, dann kann man sehen, dass an der Vorderseite der Insel Rømø eine Menge Sand ist. Wenn man aber auf Sylt schaut, sieht man nur sehr wenig Sand. Das zeigt, dass Sylt sich in einem Zustand der Erosion und des Rückbaus befindet."
Während Rømø also immer größer wird, kämpft man auf deutscher Seite seit über 40 Jahren heftig mit den Sedimentverlusten. Die Insel Sylt wächst zwar entgegen häufiger Vorurteile an der Nordspitze ebenfalls, an der Westküste aber schrumpft sie. Dort werden jedes Jahr ungefähr 1 Kubikhektometer Sand aus der Nordsee an die Küste gepumpt. Daraus ließe sich eine etwa 100 Meter breite, 100 Meter tiefe und 100 Meter hohe Sandburg bauen. Ohne diese enormen Sandzuschüsse würden von der Küste jedes Jahr ein bis zwei Meter verloren gehen. Ein Problem, meint Karsten Reise, von dem in Zukunft nicht mehr nur Sylt betroffen sein dürfte.
"Die Insel Sylt können wir wie so einen Modellfall nutzen, denn die liegt eigentlich verkehrt. Durch einen Gletscherunfall während der vorletzten Eiszeit ist der Kern der Insel ganz weit in die Nordsee rausgeschoben worden. Und die Wellen und die Strömungen, die arbeiten seitdem daran, diese Insel mit den Nachbarinseln auf Reihe zu bringen, so dass hier die Angriffskräfte sich besonders stark entwickelt haben."
Angriffskräfte, die allerdings nicht nur auf der Seeseite vieler nordfriesischer Inseln nagen, sondern auch bereits auf der geschützten Seite. Karsten Reise.
"Wir haben nicht nur einen Abtrag auf der Seeseite der Insel, sondern auch auf der Wattseite. Hier schafft der Wattboden es schon jetzt nicht mehr, mit dem Meeresspiegelanstieg mitzuwachsen. Das ist so im übrigen Wattenmeer noch in weiten Bereichen der Fall. Aber hier ist so eine besondere Konstellation, weil vor Sylt der Meeresboden schnell abfällt, dass nicht mehr genügend Sand von draußen von der Nordsee reinkommt, so dass die Watten nach und nach – ja: ertrinken. Also man kann bei einer Wattwanderung nicht mehr so weit rauslaufen wie vor zwanzig Jahren."
Im bestimmten Maße ist das nicht ungewöhnlich. Schließlich unterliegt das Wattenmeer seit seiner Entstehung ständig dem Wandel. Erst aufgrund eines langsam ansteigenden Meeresspiegels, konnte sich das einmalige Ökosystem Wattenmeer überhaupt ausbilden. Damals allerdings, vor etwa 7000 Jahren, so Reise, stieg der Meeresspiegel nur um 15 Zentimeter pro Jahrhundert. Prognosen für die Zukunft gehen von fünf- bis zehnmal so viel aus. Reise:
"Und dann werden wir nachhelfen müssen. Dann müssen wir uns Sand aus der Nordsee leihen und diese mit Spülschiffen oder per Pipeline dann auch in die Wattenmeer-Region hinzufügen, um so den Anschluss an den Meeresspiegelanstieg nicht zu verpassen."
"Teile des Kultur- oder Naturerbes sind von außergewöhnlicher Bedeutung und müssen daher als Bestandteil des Welterbes der ganzen Menschheit erhalten werden."
So steht es in der Präambel der Unesco-Welterbekonvention. Doch was heißt eigentlich "erhalten", wenn sich das Weltnaturerbe selbst im ständigen Wandel befindet?
"Wir denken bei einem Weltnaturerbe häufig an das Grand Canyon, viele Millionen Jahre alt. Und wenn wir jetzt so unser Wattenmeer anschauen, das ist nur ein paar Tausend Jahre alt. Und in sich ist es extrem veränderlich."
Karsten Reise, Leiter der Wattenmeerstation Sylt, kann das beinahe täglich beobachten: Die Flut kommt, bringt Neues mit, wühlt Altes auf – und wenn sie wieder geht, hat sich das Weltnaturerbe schon wieder ein wenig verändert.
"Und da der Meeresspiegel schneller ansteigen wird in Zukunft, dann bedeutet das für so eine flache Wattenmeerküste, dass viel Sediment in Bewegung gerät und die Sandbänke, die heute noch vor Sylt sind, die sind dann wahrscheinlich in ein paar Jahren schon in Dänemark."
Doch mehr als vermuten können die Wissenschaftler hier nicht. Zum einen ist unklar, wie stark das Meer ansteigen wird und wie häufig etwa auch Sturmfluten auftreten. Zum anderen sind auch die Sedimentverschiebungen selbst nur schwer vorherzusagen. Fest steht allerdings, dass es eine Art Nordtransport gibt. Profitieren kann davon unter anderem die Insel Rømø. Lars Clemmensen von der Universität Kopenhagen zeigt das auf einem Luftbild, auf dem ein schöner breiter Sandstrand zu sehen ist.
"Wenn man hier auf dieses Foto schaut, dann kann man sehen, dass an der Vorderseite der Insel Rømø eine Menge Sand ist. Wenn man aber auf Sylt schaut, sieht man nur sehr wenig Sand. Das zeigt, dass Sylt sich in einem Zustand der Erosion und des Rückbaus befindet."
Während Rømø also immer größer wird, kämpft man auf deutscher Seite seit über 40 Jahren heftig mit den Sedimentverlusten. Die Insel Sylt wächst zwar entgegen häufiger Vorurteile an der Nordspitze ebenfalls, an der Westküste aber schrumpft sie. Dort werden jedes Jahr ungefähr 1 Kubikhektometer Sand aus der Nordsee an die Küste gepumpt. Daraus ließe sich eine etwa 100 Meter breite, 100 Meter tiefe und 100 Meter hohe Sandburg bauen. Ohne diese enormen Sandzuschüsse würden von der Küste jedes Jahr ein bis zwei Meter verloren gehen. Ein Problem, meint Karsten Reise, von dem in Zukunft nicht mehr nur Sylt betroffen sein dürfte.
"Die Insel Sylt können wir wie so einen Modellfall nutzen, denn die liegt eigentlich verkehrt. Durch einen Gletscherunfall während der vorletzten Eiszeit ist der Kern der Insel ganz weit in die Nordsee rausgeschoben worden. Und die Wellen und die Strömungen, die arbeiten seitdem daran, diese Insel mit den Nachbarinseln auf Reihe zu bringen, so dass hier die Angriffskräfte sich besonders stark entwickelt haben."
Angriffskräfte, die allerdings nicht nur auf der Seeseite vieler nordfriesischer Inseln nagen, sondern auch bereits auf der geschützten Seite. Karsten Reise.
"Wir haben nicht nur einen Abtrag auf der Seeseite der Insel, sondern auch auf der Wattseite. Hier schafft der Wattboden es schon jetzt nicht mehr, mit dem Meeresspiegelanstieg mitzuwachsen. Das ist so im übrigen Wattenmeer noch in weiten Bereichen der Fall. Aber hier ist so eine besondere Konstellation, weil vor Sylt der Meeresboden schnell abfällt, dass nicht mehr genügend Sand von draußen von der Nordsee reinkommt, so dass die Watten nach und nach – ja: ertrinken. Also man kann bei einer Wattwanderung nicht mehr so weit rauslaufen wie vor zwanzig Jahren."
Im bestimmten Maße ist das nicht ungewöhnlich. Schließlich unterliegt das Wattenmeer seit seiner Entstehung ständig dem Wandel. Erst aufgrund eines langsam ansteigenden Meeresspiegels, konnte sich das einmalige Ökosystem Wattenmeer überhaupt ausbilden. Damals allerdings, vor etwa 7000 Jahren, so Reise, stieg der Meeresspiegel nur um 15 Zentimeter pro Jahrhundert. Prognosen für die Zukunft gehen von fünf- bis zehnmal so viel aus. Reise:
"Und dann werden wir nachhelfen müssen. Dann müssen wir uns Sand aus der Nordsee leihen und diese mit Spülschiffen oder per Pipeline dann auch in die Wattenmeer-Region hinzufügen, um so den Anschluss an den Meeresspiegelanstieg nicht zu verpassen."