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Wattenmeer-Forum zu Perspektiven der Garnelen-Fischerei

Das Trilaterale Wattenmeerforum ist ein Zusammenschluss aller Anrainer und Nutzer des Wattenmeeres, wie der Vertretungen der Fischer, der Landwirte, der Hafenindustrie und natürlich des Naturschutzes. Der Beschluss zur Bildung dieses Forums wurde auf der 9. Wattenmeerkonferenz der Regierungen Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande, 2001 in Esbjerg gefasst. Im letzten Jahr tagte es erstmalig in den Niederlanden. Die jüngste Tagung vom 24.-25.4. fand in der dänischen Stadt Tondern statt.

Von Annette Eversberg |
    Das Wattenmeer ist flächenmäßig keine unbedeutende Region. Insgesamt umfasst es 15.000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Dänemark hat eine Fläche von 44.000 Quadratkilometern. In der Gesamtregion aller drei Staaten leben etwa 90 Millionen Menschen.

    Zentraler Punkt der 2. Sitzung des Trilateralen Wattenmeerforums in Tondern war die Frage der sustainability, der Nachhaltigkeit, wie es in der deutschen Übersetzung heißt. Denn das von der Brundtland Commission in den späten 80er Jahren entwickelte Konzept, nach dem man mit den Ressourcen so umgehen soll, dass zukünftige Generationen nicht benachteiligt werden, erschien vielen zu unspezifisch. In Dänemark führt dies nicht zur Klärung, sondern eher zu Misstrauen gegenüber dem Wattenmeerschutz. Deshalb wurden erstmals konkrete Fragen diskutiert, die die Nachhaltigkeit in der Wattenmeerregion definieren sollen. Holger Wesemüller vom Berliner Büro des WWF.

    Wie intensiv soll die Fischerei sein, wobei die Probleme eher noch bei der Muschelfischerei zu sehen sein werden. Oder Tourismus, Tourismus. Brauchen wir in Deutschland so viele Häfen und müssen überall die Flussmündungspolitik noch ausgebaggert werden, aus nationaler Konkurrenz- und Kirchturmpolitik und dann mit den großen ökologischen Schäden. Das wird schwer fallen, das zu erreichen. Aber, dass wir darüber diskutieren, ist der Fortschritt.

    Dass der Naturschutz bei der Frage der Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle spielt, ist bei den Vertretern der Wattenmeernutzer nicht mehr strittig. Auch die Niederlande, deren Hauptinteresse die Fischereiwirtschaft gilt, haben, so Ed Nijpels, Königlicher Kommissar der Provinz Frysland und Vorsitzender des Trilateralen Wattenmeerforums, die Rolle des Naturschutzes anerkannt.

    Wenn wir natürliche Ressourcen verlieren, sagt, Ed Nijpels, dann sind sie einfach nicht mehr da. Ich meine, wir müssen verhindern, dass wir die Natur so beschneiden, dass wir sie nicht mehr wiederherstellen können.

    Dennoch gehe es nicht ohne Kompromiss. Bei der Fischerei ebenso wie beim Naturschutz. Darin stimmte Holger Wesemüller mit ihm überein.

    Wir erkennen ja auch an, dass hier Menschen leben und arbeiten, und das sollte auch gesichert werden. Naturschutz mit den Menschen, Naturschutz für den Menschen. Das ist die Grundlage diesen Naturraum zu erhalten, die wird nicht infrage gestellt. Und die Schutzmaßnahmen, die bisher ergriffen worden sind. Und das ist schon ein guter Ausgangspunkt für die Zukunft.

    Die Teilnehmer des Trilateralen Wattenmeerforums wandten sich daher gemeinsam gegen eine Strafe der niederländischen Kartellbehörden gegen die niederländischen, deutschen und dänischen Garnelenfischer, wegen Fangmengen- und Preisabsprache. Gerade dies habe zu Nachhaltigkeit geführt, wie der Landrat des Kreises Dithmarschen Dr. Jörn Klimant erläutert.

    Es hat nämlich die Fangmenge reguliert. Es hat dadurch sichergestellt, dass die Fischer über ein planbares Einkommen verfügen, und es hat dazu geführt, dass man gesagt hat, diese Absprachen ermöglichen es uns, unter Schonung der Bestände zu fischen und nicht bis zum letzten die Bestände zu befischen, um einigermaßen Einkommen zu haben.

    Gleicher Meinung waren die Vertreter der Niederlande, Dänemarks und Deutschlands auch darin, dass bei der Planung von Offshore-Windparks noch viele Fragen offen sind, betonte der Stellvertretende Vorsitzende des Wattenmeerforums, Jens Andresen aus Dänemark. Er kritisierte im Auftrage der Teilnehmer, dass dies auf der Tagesordnung der bevorstehenden Regierungskonferenz auf der Basis der Ospar- und Helcom-Vereinbarungen im Sommer in Bremen nicht enthalten ist.

    Vor allem muss da eine überregionale Planung stattfinden. Wir haben einen Bedarf genau zu wissen, wo in der Nordsee wünscht man Offshore-Windparks und wo nicht. So dass wir planen können, wo wird eine sustainability überhaupt in der Zukunft möglich sein. Und genauso betrifft es die ganze Schifffahrt und die ganze Sicherheit zur See. Denn überall, wo Mühlen entstehen bedeutet dies ja eine gewisse Gefahr.

    Regelrechten Druck übten die Teilnehmer Dänemarks, der Niederlande und Deutschlands in der Frage der Schiffssicherheit auf die Europäische Gemeinschaft und die nationalen Regierungen aus. Obwohl sich dramatische Unglücke wie die Havarie der Prestige im letzten Jahr in Spanien ereignet haben, sei immer noch nichts geschehen. Jens Andresen ging auch mit der dänischen Regierung hart ins Gericht:

    Die reden, und reden und reden. Aber wir wollen jetzt Handlungen sehen.