Nicholas Sparks hat seine ersten sechs Romane weltweit schon fünf Millionen Mal verkauft. Interessanterweise baute er seinen Ruhm in Deutschland auf. Eine Million Exemplare gingen bislang über den Ladentisch. Seit 1996 steht er bei Heyne unter Vertrag. Erst mit den deutschen Erfolgen faßte er auch Fuß in seiner Heimat. Mittlerweile werden seine Liebesgeschichten, die eine Rezensentin einmal als "Rezepte für Seelenfutter" bezeichnete, in 37 Sprachen übersetzt. Sein zweites Buch "Weit wie das Meer", war auch schon unter dem Titel "Message in a bottle" als Kinofilm erfolgreich - mit Kevin Costner und Paul Newman in den Hauptrollen. Wer so groß einsteigt, hat Stoff zum Erzählen. Woher kommen seine Geschichten über Liebe, Leid und Tragik?
Alle meine Bücher wurden durch Geschichten aus meiner Familie inspiriert. Meine erste Novelle handelte von den Großeltern meiner Frau. Meine zweite, "Message in a bottle", war inspiriert durch meinen Dad, nach dem Tod meiner Mutter. Sie waren lange verheiratet und als sie starb war er wirklich verloren. Mein dritter Roman handelte von meiner Schwester und ihrem Kampf gegen den Krebs. Und im vierten Roman habe ich dann die Erfahrungen von mir und meiner Frau im Umgang mit unserem Sohn aufgegriffen, der jahrelang kaum ein Wort sagte. Und dann die letzte Geschichte: Sie hat etwas mit meinem Schwager zu tun, und zwar zu der Zeit, als meine Schwester starb. Es ging also um diesen jungen Mann, der die Kinder dann alleine groß ziehen musste. Also alles was ich schreibe, hat etwas mit meiner Familie zu tun. Aber nach der ersten Inspiration habe ich immer versucht, die interessanteste Geschichte daraus zu machen, wie ich nur konnte. Es blieb also genügend Raum für die Fiktion.
Hinter dem strahlenden american guy verbirgt sich ein vom Leben hart geprüfter Mann. Ein Stück Biographie steckt in jedem seiner Romane. Sparks Melodramen enden immer bittersüß. Das sei aber nur ein Aspekt seiner Geschichten, meint er. Seine Figuren hält er in der Regel recht allgemein.
Sie sollen Normalbürger darstellen, so dass der Leser den Eindruck gewinnt, "moment Mal, dass könnte ja glatt mein Vater sein".
Im aktuellen Roman, Weg der Träume, greift er wieder zur bekannten Rezeptur. Der Ordnungshüter Miles Ryan lebt allein mit seinem Sohn. Seine Frau kam vor Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Der Verursacher begeht Fahrerflucht. Miles macht sich auf die Suche nach dem Täter. Plötzlich gehört auch die Lehrerin Sarah zu seinem Leben, denn die unterrichtet seinen Sohn und auch sie hat eine schmerzvolle Enttäuschung hinter sich. Man ahnt es schon - die beiden verbindet ein schreckliches Geheimnis. Der Unfallfahrer ist ganz nah. Wieder ist ein Bestseller daraus geworden. Schon nach kurzer Zeit stand "Weg der Träume" unter den Top Twenty der Spiegel-Bestseller-Liste.
Der Mann aus North Carolina schreibt pro Tag 2000 Wörter. 100.000 Wörter umfasst seine durchschnittliche Romanlänge. Meistens hat er vor dem Lektorat das Doppelte geschrieben, also braucht er - Wochenenden und Urlaub abgezogen - etwa vier, fünf Monate für seine Liebesgeschichten. Schreiben als asketische Disziplinleistung:
Um die Wahrheit zu sagen, ich steh mit den Bauern auf. Um halb fünf geht es los. Ich jogge 10 Kilometer, danach mache ich Frühstück. Ich schaue nach den beiden Großen, die müssen nämlich in die Schule. Mit den Kleinen spiele ich dann bis halb neun, bis unsere Nanny kommt. Dann sitze ich von neun bis drei Uhr nachmittags in meinem Zimmer und schreibe. Danach wieder Spielen mit den Kindern und um halb zehn liege ich im Bett. Das ist alles. So ist mein Leben. Sieben Tage die Woche.
Nicholas Sparks hat schon in jungen Jahren bis zu 150 Bücher im Jahr gelesen. "Irgendwo unbewusst", habe er seinen Stil dabei aufgepickt, meint er gekonnt beiläufig. Ist das schon Literatur was er produziert, oder eher besserer Journalismus?
Nein, ich versuche eine unterhaltsame Geschichte zu schreiben. In einer authentischen Weise. Ich versuche es interessant zu machen und genau das Buch zu schreiben, was ich schreiben will. Und hauptsächlich versuche ich ein Buch zu schreiben, dass ich auch gerne lesen würde. Es ist doch so, wenn ich im Urlaub bin oder im Flugzeug sitze, möchte ich doch keine Enzyklopädie lesen. Ich will was lesen, um eine schöne Zeit zu verbringen. Das ist es, was ich will. Es gibt Platz für alle verschiedenen Formen und Arten der Literatur. Aber ich bin mit meinem Genre absolut glücklich.