"Ich habe bereits bei der Institutsleitung meinen Rücktritt eingereicht. Ich kann meine Familie nicht mit 1400 Euro im Monat über Wasser halten. Deshalb bewerbe ich mich an auf einen Posten in Deutschland, wo ich mindestens doppelt so viel verdiene. Ich habe mich schon beworben, in Dresden und München, und habe vorgestern angefangen, Deutsch zu studieren. Bestimmt die Hälfte von uns hier würde ebenfalls gern ins Ausland gehen."
Giacomo Bellavista ist Physiker und hoffte zehn Jahre lang auf eine feste Stelle im Physikalischen Institut der römischen Universität La Sapienza, dem berühmten Istituto Fermi, das früher einmal die physikalische Kaderschmiede ganz Italiens war. Ein Institut, das Forschung betrieb, die weltweit für Aufsehen sorgte. Doch heute ist es nur noch, klagt Giacomo Bellavista, ein Ort der Trauer:
"In diesem Institut fehlt es an vielem. Ich will hier gar nicht von den zum Teil wirklich vergammelten Räumlichkeiten sprechen; man kann auch Forschung betreiben, wenn der Putz von den Decken bröckelt. Das ist nicht das wesentliche Problem, aber dass wir noch nicht einmal richtig forschen können, das schlägt dem Fass den Boden aus. Unsere Klagen werden doch nie erhört."
Das physikalische Institut der Universität La Sapienza muss mit immer weniger Geld auskommen. Seit 2001 wurden 35 Prozent der staatlichen Ausgaben für das Institut gestrichen. Und das bei steigenden Kosten für technische Geräte und Reparaturen. Das Resultat des Sparkurses: Die Institutsleitung kann dringend notwendige Reparaturen nicht durchführen. Da ist zum Beispiel ein defektes Kryostat zur Erfassung physikalischer Strukturen von Nanopartikeln. 40.000 Euro kostet die Reparatur. Geld, das nicht bereit steht - und das, obwohl es sich um ein für Physiker wichtiges Gerät handelt.
Schlimm ist für die zirka 170 Forscher am "Dipartimento" auch, dass sie am internationalen Wissenschaftsaustausch nur noch virtuell, via E-Mail, teilnehmen können. Dazu der Physik-Doktorand Luca Vanni:
"In der ersten Zeit konnte sich das Institut noch Reisen zu Kongressen erlauben und auch Wissenschaftler zu Projekten einladen. Das ist finanziell nicht mehr drin. Da werden regelmäßig Einladungen abgesagt, weil man kein Geld dafür übrig hat. Ich kratze hier die Kurve, ich spreche fließend Englisch und will nach Deutschland gehen. Da finde ich bestimmt was."
Von der "fuga dei cervelli" ist jetzt die Rede, der Flucht der Hirne ins Ausland, vor allem unter den Physikern. Deutschland und die USA sind jene Länder, von denen man sich aufgrund besserer Arbeitsbedingungen und höherer Gehälter angezogen fühlt.
Die von den Physikern vorgetragene Kritik betrifft nicht etwa nur ihr Institut. Im Gegenteil. In ganz Italien werden staatliche wissenschaftliche Forschungsinstitute finanziell von der Regierung ausgeblutet. Allseits bekannt - weil immer wieder in den Medien wiederholt - sind die Klagen von Institutsdirektoren, die noch nicht einmal Geld haben, um Toiletten- und Fotokopierpapier anzuschaffen. Das wird in den meisten Fällen von zuhause mitgebracht. Mangelnde Forschung aufgrund defekter oder nicht erneuter Gerätschaften, keine Finanzmittel, um an internationalen Projekten teilzunehmen und das Desinteresse seitens der Regierung an Wissenschaftseinrichtungen, die einmal der ganze Stolz Italiens waren. Wie das das physikalische Institut der La Sapienza in Rom.
Es sind vor allem die ganz Jungen, die jetzt auswandern und das Institut verlassen wollen. Die unter 30-Jährigen, denn innerhalb des Instituts für Physik können sie keine Karriere mehr machen: In den letzten zehn Jahren gab es nur zehn Festeinstellungen. Deshalb hoffen viele Jung-Physiker auf den Sprung ins Ausland - auch wenn die meisten von ihnen - Umfragen zufolge - lieber in der Heimat bleiben würden, bei Mamma, Papa und Spaghetti.
Giacomo Bellavista ist Physiker und hoffte zehn Jahre lang auf eine feste Stelle im Physikalischen Institut der römischen Universität La Sapienza, dem berühmten Istituto Fermi, das früher einmal die physikalische Kaderschmiede ganz Italiens war. Ein Institut, das Forschung betrieb, die weltweit für Aufsehen sorgte. Doch heute ist es nur noch, klagt Giacomo Bellavista, ein Ort der Trauer:
"In diesem Institut fehlt es an vielem. Ich will hier gar nicht von den zum Teil wirklich vergammelten Räumlichkeiten sprechen; man kann auch Forschung betreiben, wenn der Putz von den Decken bröckelt. Das ist nicht das wesentliche Problem, aber dass wir noch nicht einmal richtig forschen können, das schlägt dem Fass den Boden aus. Unsere Klagen werden doch nie erhört."
Das physikalische Institut der Universität La Sapienza muss mit immer weniger Geld auskommen. Seit 2001 wurden 35 Prozent der staatlichen Ausgaben für das Institut gestrichen. Und das bei steigenden Kosten für technische Geräte und Reparaturen. Das Resultat des Sparkurses: Die Institutsleitung kann dringend notwendige Reparaturen nicht durchführen. Da ist zum Beispiel ein defektes Kryostat zur Erfassung physikalischer Strukturen von Nanopartikeln. 40.000 Euro kostet die Reparatur. Geld, das nicht bereit steht - und das, obwohl es sich um ein für Physiker wichtiges Gerät handelt.
Schlimm ist für die zirka 170 Forscher am "Dipartimento" auch, dass sie am internationalen Wissenschaftsaustausch nur noch virtuell, via E-Mail, teilnehmen können. Dazu der Physik-Doktorand Luca Vanni:
"In der ersten Zeit konnte sich das Institut noch Reisen zu Kongressen erlauben und auch Wissenschaftler zu Projekten einladen. Das ist finanziell nicht mehr drin. Da werden regelmäßig Einladungen abgesagt, weil man kein Geld dafür übrig hat. Ich kratze hier die Kurve, ich spreche fließend Englisch und will nach Deutschland gehen. Da finde ich bestimmt was."
Von der "fuga dei cervelli" ist jetzt die Rede, der Flucht der Hirne ins Ausland, vor allem unter den Physikern. Deutschland und die USA sind jene Länder, von denen man sich aufgrund besserer Arbeitsbedingungen und höherer Gehälter angezogen fühlt.
Die von den Physikern vorgetragene Kritik betrifft nicht etwa nur ihr Institut. Im Gegenteil. In ganz Italien werden staatliche wissenschaftliche Forschungsinstitute finanziell von der Regierung ausgeblutet. Allseits bekannt - weil immer wieder in den Medien wiederholt - sind die Klagen von Institutsdirektoren, die noch nicht einmal Geld haben, um Toiletten- und Fotokopierpapier anzuschaffen. Das wird in den meisten Fällen von zuhause mitgebracht. Mangelnde Forschung aufgrund defekter oder nicht erneuter Gerätschaften, keine Finanzmittel, um an internationalen Projekten teilzunehmen und das Desinteresse seitens der Regierung an Wissenschaftseinrichtungen, die einmal der ganze Stolz Italiens waren. Wie das das physikalische Institut der La Sapienza in Rom.
Es sind vor allem die ganz Jungen, die jetzt auswandern und das Institut verlassen wollen. Die unter 30-Jährigen, denn innerhalb des Instituts für Physik können sie keine Karriere mehr machen: In den letzten zehn Jahren gab es nur zehn Festeinstellungen. Deshalb hoffen viele Jung-Physiker auf den Sprung ins Ausland - auch wenn die meisten von ihnen - Umfragen zufolge - lieber in der Heimat bleiben würden, bei Mamma, Papa und Spaghetti.