Im ländlichen Raum habe ich die Grundstücke von meinen Eltern und ich will natürlich wie die auch einen Garten haben. Im ländlichen Raum habe ich auch noch nicht so viel Fläche verbraucht. Dann ist es ganz, ganz schwierig, solchen Leuten klar zu machen, auch diese Fläche, die da verbraucht wird, ist unwiederbringlich weg, deswegen versucht, ihr mal was zu tun und spart Flächen.
Im Konkurrenzkampf um neue Bürger und Gewerbeansiedlungen würden von den Gemeinden oft viel zu schnell wertvolle Wiesen und Äcker preisgegeben. Und dies, obwohl in fast jeder Region genügend alte Gewerbeflächen zur Verfügung stünden, die im Sinne einer Kreislaufwirtschaft beim Flächenmanagement genutzt werden könnten, argumentiert Fritz Heidland:
Wir haben, um mal eine Zahl zu nennen, allein zwischen Freiburg und Offenburg tausend Hektar brachliegende Industrieflächen. Das heißt, das sind Flächen, die sind in Plänen festgelegt und kein Mensch baut drauf. Das heißt, wir haben ein enormes Überangebot und brauchen eigentlich gar nichts mehr.Das aber sagen sie mal einer Gemeinde, die jetzt noch irgendetwas haben möchte.
Jemand, der Gemeinden zeigt, wie sie brachliegende Flächen in Ortskernen nutzen können, anstatt für viel Geld die grüne Wiese am Rande zu erschließen, ist Sebastian Wilske. Für ein ganzes Tal im Schwarzwald hat der Landesplaner der Universität Karlsruhe mit einem Team eine sparsame Flächennutzung konzipiert - für das Murgtal nämlich. Dort wird seit Jahrhunderten Papier hergestellt und das enge Tal ist deshalb relativ dicht besiedelt. Doch statt immer weiter die Hänge hinaufzubauen, wie es in den letzten Jahrzehnten geschehen ist, schlägt Sebastian Wilske vor, konsequent Baulücken rund um die Haltepunkte der S-Bahn-Linie zu schließen, die sich seit einiger Zeit von Karlsruhe aus in das Tal schlängelt:
Wenn die Dichten irgendwann so weit runter gegangen sind, dass das Ganze nur noch mit
dem Auto betrieben werden kann, dann ist dieser Prozess unumkehrbar. Man schafft es nicht mehr, die Orte wieder zusammenzubringen und die entkernten Kerne wieder zu beleben, vor allem, weil unsere Mittel, was die Sanierung angeht, wahrscheinlich nicht mehr so zur Verfügung stehen, wie in den vergangenen Jahren.
Besonders um die Zukunft der Landwirtschaft sorgt sich die Veranstalterin der Tagung, die Evangelische Kirche in Baden. Pfarrer Hermann Witter stellt als Kirchenbeauftragter für das Land fest, dass der Flächenverbrauch in den Dörfern zu grundlegenden Konflikten führt. Da könne die Kirche nicht tatenlos zusehen:
Mir geht es darum, dass der Frieden im Dorf erhalten bleibt. Und durch Konversion von Ackerflächen oder von Grünflächen in Industriegebiete, in Wohnungsbau, in Siedlungsflächen, in Verkehrsflächen gibt es ganz enormen Druck, der sich in den Dörfern und Städten entlädt und da könnte die Kirche was dazu tun, indem sie die Leute an einen Tisch bringt, damit sie miteinander reden und auch mal schauen, wo eventuell brachliegende Flächen, die innerörtlich zu nutzen sind, dann verwendet werden.
Die Kommunen müssten lernen, wieder einen Begriff von "Ortsentwicklung” zu finden, der nicht automatisch Entwicklung außerhalb auf der grünen Wiese bedeute, betonten die Tagungsteilnehmer. Der Staat könne dabei helfen, indem er zum Beispiel durch Eigenheimzulage oder Entfernungspauschale die Zersiedelung der Landschaft nicht auch noch weiter fördere. Die knappen staatlichen Mittel, so die Forderung der Experten, müssten stattdessen in Zukunft vor allem wieder für die Sanierung der Ortskerne fließen.