Die Rollen sind verteilt. Der eine schaut sich den Wissenschaftsbetrieb in Ruhe von den hinteren Bänken an, Mutter Courage kämpft sich durch die Reihen, Brunhilde wappnet sich gegen wissenschaftliche Rivalen und Lady Macbeth hält das ganze für Wahnsinn. Am ersten Vormittag beschreiben die Kursteilnehmer rosa Karteikarten mit Fragen und Erwartungen. Zum Beispiel: Wie komme ich als Sozialwissenschaftlerin an Geld? Gibt es einen idealen Plan zur schnellen Promotion? Wie kann ich Familie und Karriere vereinbaren? Gibt es Tipps und Tricks fürs Wissenschaftlerleben?
Eine Woche lang haben die Kursleiter und Dozenten Zeit, die Fragen zu beantworten. Auch ganz individuelle, sagt Rosemarie Jahnel, Leiterin der Studentischen Abteilung an der Uni Frankfurt.
Ist noch mystifiziert, der Berufswunsch Professor.. hier darf man sich aber aussprechen, in der Gemeinschaft von Gleichgesinnten, Du traust dich das auch? Hier wagen sie es sich zu öffnen.
Das ist bei den meisten schon nach wenigen Minuten geschehen. Erinnern wir uns an Brunhilde, also Anja Welaschök
Das ist eine Leidenschaftsfrage. Man muss das Brennen in der Brust verspüren, Bücher durchzuforsten...Diplomarbeit zu schreiben war für mich die Erfüllung.
Thomas Blauberger, im Theater wäre er gern der Zuschauer, im richtigen Leben ist er 25 und fertiger Politologe, und sieht das Wissenschaftlerdasein als Privileg.
Ich möchte trotzdem lieber mehr arbeiten... etwas dass mir Spaß macht, statt was anderes zu machen, auch wenn ich vielleicht mehr Geld verdienen könnte.
In den 5 Tagen erfahren die Studenten zum Beispiel, welche Stipendien es gibt, wie man sich für wissenschaftliche Stellen bewirbt, wie man Drittmittel einholt – ein Rhethorikkurs ist inklusive. Der deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellen sich vor und auf einer öffentlichen Podiumsdiskussion wird es darum gehen, wie der Doktortitel europaweit standardisiert werden kann. Bis vor wenigen Jahren hat es so ein Training noch nicht gegeben, sagt die Soziologin und Initiatorin Gunta Saul-Soprun und viele scheitern, weil sie diese Starthilfe nie bekommen haben. Weil sie zum Beispiel nicht wissen, dass man sich nur durch Veröffentlichungen einen Namen machen kann. Die Forschung also nicht unter der Lehre leiden darf.
... und dass man Zeitvorgaben hat. Und dass auf Tagungen gehen muss. wie in jedem Beruf, man braucht auch das soziale Umfeld dafür.
Die wenigsten, sagt Rosemarie Jahnel aus Erfahrung, sind nach den 5 Tagen abgeschreckt, obwohl es tausend Gründe dafür gebe könnte: Es gibt wenig Geld, wenige freie Stellen und man braucht viel Zeit. Doch die Juristin Jahnel macht Mut:
Wir sprechen nicht die Überflieger an, die finden allein den Weg. Aber es gibt so viele so gute Leute, die wollen wir motivieren, dass sie sich trauen diesen Berufsweg einzuschlagen und die sind jetzt alle gekommen, da freuen wie uns sehr...