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Wege in eine nachhaltige Zukunft

In Bonn bereiten Politiker, Wirtschaftsvertreter und Umweltschützer zurzeit den UN-Umweltgipfel nächstes Jahr vor. Diese Nachfolgekonferenz zum Gipfel von Rio de Janeiro 1992 soll zusammenhängende Lösungen für ein umweltverträgliches Leben finden.

Von Monika Hoegen |
    Trotz aller Debatten um Nachhaltigkeit: Wir verschwenden weltweit viel zu viel natürliche Ressourcen. So werden für die Produktion von Rindfleisch mit 1000 Kilokalorien Energie 30 Kubikmeter Wasser benötigt. Gleichzeitig haben eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und der Anbau von Pflanzen für Biosprit steht in Konkurrenz zur Produktion von Nahrung. Um derlei Probleme zu lösen, müsste man Sektor übergreifend handeln - was kaum geschieht, wie etwa Ernst Ulrich von Weizsäcker, Mitglied des Weltzukunftsrates, beklagt.

    "Im Moment haben wir die Klimaleute, die denken nur an CO2 und zerstören dabei eine ganze Menge Nahrungsmittel, zum Beispiel in Afrika. Durch Jatropha-Plantagen oder irgend so etwas, die den Leuten das Land wegnehmen. Und dann weiß man, dass die zur Verfügungsstellung von Wasser furchtbar viel Energie kostet und die zur Verfügungsstellung von Energie kostet furchtbar viel Wasser und nimmt dann wieder Nahrungsmittel weg."

    Auch Holger Hoff, Wissenschaftler am Stockholm Environment Institute, kennt viele Beispiele verfehlter Nachhaltigkeit.

    "Eine typische Anpassung an Klimawandel und die daraus folgende Wasserknappheit ist zu sagen, dann bauen wir eben Entsalzungsanlagen - was in manchen Regionen wahrscheinlich vernünftig ist, aber sehr energieintensiv ist. Und wenn man es nicht mit erneuerbaren Energien schafft, was technisch im Moment noch sehr schwierig ist, hat man den Nexus nicht berücksichtigt und hat sich auf die Weise hohe Folgekosten eingehandelt."

    Positive Ansätze gibt es aber auch - wie ein Projekt in Jordanien, das vom deutschen Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit unterstützt wird. Gereinigte Abwässer werden dort zur Bewässerung auf die Felder geleitet. Weil das Wasser einen Abhang hinunterfließt, kann gleichzeitig mittels einer Hydrokraftanlage Strom für 10.000 Haushalte erzeugt werden. Ein idealer Kreislauf ohne Verschwendung. Ob solche Beispiele Schule machen? Ein Hindernis ist die Industrielobby, meint Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung.

    "Alle diejenigen, die an industrialisierter Landwirtschaft, so wie wir sie heute kennen, ganz gut verdienen, die wollen natürlich nicht, dass wir jetzt auf einmal hergehen und Richtung Kleinbauern umsteuern, dass wir die Abhängigkeiten der Bauern von multinationalen Saatgutkonzernen reduzieren. Das sind Milliardenmärkte, die gibt man ja nicht einfach so auf."

    Dass richtig verstandene Nachhaltigkeit kein Gegensatz zwischen Ökonomie und Ökologie sei, betonte dagegen Umweltminister Norbert Röttgen in Bonn.

    "Die Wohlstandsfrage ist: Künftig mit immer weniger Ressourcen, mit immer weniger Energie, mit immer weniger CO2-Ausstoß mehr zu produzieren."

    Ana Puyol von der Organisation Traffic aus Ecuador kämpft seit Jahren darum, dass die Ausbeutung der Erdölvorkommen im Yasuni-Nationalpark nicht die Lebensgrundlage der indigenen Gemeinschaften zerstört. Sie findet die Nexus-Debatte gar nicht so neu.

    "Ich denke nicht, dass es ein neuer Ansatz ist. Schon seit der ersten Umweltkonferenz von Rio hat man so etwas gefordert. Ich denke sogar, dass Rio da in mancherlei Hinsicht noch viel progressiver war. Aber Menschen brauchen nun mal lange, um etwas zu vereinbaren. Und deshalb ist diese Konferenz wichtig, finde ich, denn sie belebt die Verbindungen zwischen den Sektoren wieder. Es stimmt, dass deren Vertreter bisher kaum miteinander reden."