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Wege zum Film

Drastische Filmförderungskürzungen, fehlende Programmplätze - diese Kürzungen treffen das deutsche Kino ins Herz und könnten das Ende eines Finanzierungssystems einleiten, das in Europa einzigartig ist. Diese Entwicklung hat auch auf die Filmhochschulen Auswirkungen, konnten sich doch gerade die Nachwuchsfilmer auf die Gelder der öffentlich–rechtlichen Anstalten verlassen.

Von Christoph Richter |
    Sie sind wild. Entschlossen. Und zu allem bereit. Doch bevor für Deutschlands junge Filmtalente der rote Teppich ausgelegt wird, brauchen sie viel Ausdauer und eine gehörige Portion Geduld.

    Henkel von Donnersmarck, Absolvent der Münchner Filmhochschule musste ganze zehn Jahre warten, bis er seinen ersten Film realisieren konnte. Doch dann ist gleich ein Donnerschlag draus geworden. Denn mit dem Stasidrama "Das Leben der Anderen" bekam er gleich einen Oscar und der Film wurde ein Welterfolg.

    "An solchen Fällen sieht man das Hartnäckigkeit sich auch auszahlt. Man kennt natürlich nicht die Geschichten von denjenigen die es auch so gemacht haben und dann auf der Strecke geblieben sind. Da muss man sich drauf vorbereiten, also wenn aus einer Sache nichts wird, sollte man möglichst schnell eine andere Sache finden, und nicht zu sehr den verlorenen Chancen hinterher heulen. Das ist auch eine Eigenschaft die nicht förderlich ist in dieser Branche."

    Florian Gärtner ist Autodidakt und Regisseur. Seine letzte Arbeit war der ARD-Film "Das Feuerschiff" mit Jan Fedder und Axel Milberg, die Verfilmung einer Novelle von Siegfried Lenz.

    Das Schwierige beim Start ins Berufsleben eines jeden jungen Filmemachers ist der Spagat zwischen den eigenen Ansprüchen und dem was sich letztlich verkaufen und vermarkten lässt. Eben woran die Geldgeber, das sind in diesem Fall die Fernsehsender, interessiert sind.

    Dennoch nicht verzagen, appelliert Florian Gärtner, auch wenn das Leben außerhalb des Schutzgebietes Filmhochschule äußerst ungemütlich ist.

    "Lasst Euch nicht unterkriegen, glaubt an Eure Ideen, glaubt an Euch. Habt Mut, habt Kraft, entwickelt Phantasie, weil immer Geschichten da sind, die Leute wollen immer Geschichten sehen."

    Klingt einfach, aber viele Filmstudenten verzweifeln. Denn derzeit werden die Etats der öffentlich–rechtlichen Fernsehanstalten, die bisher den Löwenanteil für deutsche Filmproduktionen gezahlt haben, drastisch gekürzt. Der Grund sind krisenbedingte finanzielle Einbußen von einigen hundert Millionen Euro. Probleme, die auch die Filmhochschulen deutlich spüren. Konnten sich bisher doch gerade die Nachwuchsfilmer auf die Gelder der öffentlich-rechtlichen Anstalten verlassen, so Filmemacher Florian Gärtner:

    "Es bleiben schon einige auf der Strecke mit den ganzen Kürzungen, und man muss da schon zäh sein, und auch keine großen Ansprüche an den eigenen Lebensstil haben, also in der Lage sein, auch mit wenig Geld zu leben. Es ist gut, wenn man einen anderen Job hat, wo ein bisschen Geld reinkommt. Andererseits ist da immer auch die Gefahr, dass man sich von dem eigentlichen Ziel zu weit entfernt."

    In Deutschland wird an sechs klassischen Filmhochschulen das Gros der Nachwuchsfilmer ausgebildet. Dazu kommen spezielle Klassen der Kunsthochschulen, einige private Lehrstätten, wie die Internationale Filmschule Köln. Insgesamt werden damit allein dieses Jahr und in diesen Tagen 80 Regisseure ins Berufsleben entlassen, bei immer weniger werdenden Programmplätzen.

    Anna Intemann, eine 26-jährige Kamera-Studentin an der Filmhochschule Babelsberg kommt ins Grübeln.

    "Da mach ich mir schon viele Gedanken. Inwiefern man auch Filme machen kann später, die man auch gerne machen möchte. Oder inwiefern man sich verkaufen muss. Ich versuche auch gerade mein Studium nicht besonders schnell abzuschließen, um da noch ein bisschen Zeit zu haben. Aber da ein Platz zu finden, ist schon schwierig."

    Vor fünf Jahren, 2004 hat die 34-jährige Franziska Meletzky ihren Abschluss an der HFF, der Filmhochschule Babelsberg gemacht. Aufgewachsen in einem Leipziger Plattenbau, kam sie über Umwegen zum Film. Bevor sie Regie studiert hat, hatte sie bereits mehrere Theaterstücke inszeniert, einen Magister in Germanistik und Anglistik in der Tasche und beim englischen Fußballclub Manchester City als Kellnerin gearbeitet.

    "Ja, ich hatte totale Angst, weil mir nie jemand erklärt hat, so ganz simpel: Wo gehst du mit deinem ersten Stoff hin, wie findest du einen Produzenten, was für Gage kannst du erwarten. Also die ganz einfachen Sachen. Wie findest du einen Verleiher. Keine Ahnung. Ich hatte riesigen Schiss. Hab's dann einfach probiert."

    Mit ihrem eisernen Willen hat sie es geschafft. Tagsüber betreut sie ihre zwei Kinder, nachts schreibt sie an Drehbüchern. Ein Leben für den Film. Und:

    "Seid offen, macht Kontakte. Das Leben ist so bunt, es ergeben sich dann so viele Sachen und Querverbindungen. Seid mutig!"