
Dazu haben sich Tal Moran und Eva Walther einen neuen psychologischen Ansatz vorgenommen. Eine Methode aus der Versöhnungsforschung, die in Bürgerkriegsgesellschaften eingesetzt wurde, habe sich im Versuch auch für aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen bewährt, teilte die Universität Trier mit. Weitere Forschung sei nötig, um zu sehen, wie sich die Ergebnisse in die praktische Anwendung übertragen ließen.
Grundlage ist das Beispiel USA. Teilnehmer, die sich selbst als Republikaner oder Demokraten identifizierten, wurden mit Bildern und Texten konfrontiert. Den Probanden wurden demnach Mitglieder der jeweils anderen Partei gezeigt, teils verbunden mit moralisch positiven Informationen wie "spendete einem Kollegen eine Niere" oder neutralen Aussagen. Die positive Darstellung der Gegenseite führe zu einer signifikant höheren Sympathie - auch über einen längeren Zeitraum hinweg.
Medien und Parteien nun in der Pflicht
"Wir waren selbst überrascht, wie stark der Effekt war", sagte die Trierer Universitätsprofessorin Walther. Die moralisch gefärbten Informationen beeinflussten die Bewertung der abgebildeten Personen - so das Ergebnis von direkten Befragungen und Tests. Sie und ihre israelische Kollegin Moran sehen daher unter anderem die Politik in der Pflicht.
Politiker könnten trotz Auseinandersetzungen Gegner bewusst positiv darstellen, erklärte Walther. Wenn ein Kanzler öffentlich sage, ein Kontrahent wolle bei allen inhaltlichen Unterschieden "nur das Beste für unser Land", könne das zur Versöhnung beitragen.
Diese Nachricht wurde am 24.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.