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Wege zur Erhaltung und Verbreitung der deutschen Sprache gesucht

Die deutsche Sprache stirbt nicht aus, sie muss aber immer weiter entwickelt werden. Das ist das Credo der Vereinigung der Deutschlehrer in aller Welt. Aber wie macht man das? Ab heute treffen sie sich in Jena zur Internationale Deutschlehrer-Tagung.

Von Ulrike Greim |
    Es liegt ein klein wenig Euphorie in der Luft, als die 3000 Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer aus aller Welt in Jena einchecken. Immerhin ist es das größte Klassentreffen seiner Art. Und es findet statt in der Heimat der Klassik – Weimar ist ja gleich nebenan. Und auch in einem spannenden Teil Deutschlands.

    "20 Jahre Mauerfall ist ja in diesem Jahr sehr aktuell. Das ist ja sehr interessant. Und damit beschäftigen wir uns immer im Unterricht auch. Mit Deutschland heute und früher, vor allem Deutschland nach 1945. Und natürlich dann auch die Wende."

    Alles interessiert sie, sagt diese Frau, die in Dänemark an einem Wirtschaftsgymnasium deutsch unterrichtet. Zwar sei das Interesse am Nachbarn früher größer gewesen, dennoch seien auch jetzt die Kontakte eng geknüpft, sagt ihre Kollegin.

    "Für Dänemark ist auch Deutschland unser wichtigster Handelpartner, und daher müssen die Schüler etwas wissen. Ich interessiere mich auch für Interkulturalität. Das ist etwas, was wir auch unseren Schülern beibringen müssen. Und da hoffe ich hier, etwas Neues mit nach Hause zu bringen."

    Mit nach Hause wollen sie viele Anregungen nehmen, wie man Deutsch interessanter machen kann, näher dran an den Schülern. Goethe und Schiller sind am Wirtschaftsgymnasium kein Thema. Eher das heutige Deutschland. Das holen sich die Dänen via Internet in den Klassenraum. Die deutschen Medien machen es möglich.

    "Die ZDF-Mediathek, die verwende ich öfters. Also, dass wir da dann die Nachrichten sehen, oder 'Hallo Deutschland', oder 'Tivi', wenn es Schüler sind, die nicht so gut Deutsch können. Aber 'Hallo Deutschland' verstehen sie schon. Dann arbeiten wir daran."

    Ganz anders geht es einer koreanischen Dozentin. In Korea steht das Deutsche nicht ganz hoch im Kurs. Ihre Abteilung an einer staatlichen Uni südlich von Seoul ist sehr klein, sagt sie. Und ständig von Kürzungen bedroht. Sie erhofft sich einen Motivationsschub für ihre Arbeit. Deprimierend sei, dass selbst die koreanisch-deutschen Wirtschaftskontakte kein Plus für die deutsche Sprache bedeuteten.

    "Was ich ziemlich problematisch finde, ist, dass Firmen, deutsche Firmen, die in Korea Niederlassungen haben, sie wollen auch nicht die Studenten und Absolventen haben, die deutsch sprechen. Sondern eher englisch, wissen sie? Also das ist eher das Problem."

    Hans Barkowski, der Präsident der Internationalen Deutschlehrer-Tagung, bleibt bei allem Pessimismus vieler Deutschlehrer zuversichtlich. Die deutsche Sprache habe einen sehr guten Stand, sie gehöre zu den elf größten Sprachen der Welt.

    "Weltweit, kann man sagen, ist von 2000 bis 2005, und nur bis dahin liegen uns verlässliche Zahlen vor, die Gemeinschaft der 'Deutsch-als-Fremdsprachen-Lerner' um drei Millionen gesunken, aber es sind immer noch fast 17 Millionen, die weltweit deutsch lernen. Und es sind 80 bis 100 Millionen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen."

    Ausdrücklich lobt Hans Barkowski das auswärtige Amt, das sich vielfältig, zum Beispiel über ein großangelegtes Schulpartnerschaftsprogramm, um Kooperation bemühe. Da aber die meisten Menschen in und um Deutschland herum deutsch sprechen, müsse das Augenmerk verstärkt ihnen gelten. Zum Beispiel den Migranten.

    "Wir beschäftigen uns mit der Adressatenorientierung von Kursangeboten. Dass es Jugendlichen-Kurse gibt, dass es Alphabetisierungskontexte gibt für das Sprachenlernen. Dass es Frauenkurse gibt, dass unterschieden wird zwischen Neuzuwanderern und denen, die schon lange hier sind und vielleicht eine ganz andere Art des Unterrichts brauchen."

    Und vor allem soziale Integration. Sprache sei nur ein Baustein, wenngleich ein wichtiger. So haben die Deutschlehrer aus aller Welt ein dickes Programmangebot bis zum Wochenende – von der Differenzierung der Sprachkurse in Deutschland, über Deutsch als Wirtschaftssprache im Ausland, den Einsatz neuer Medien im Deutschunterricht bis zu landeskundlichen Aspekten, wie der deutschen Wiedervereinigung.