Am Mikrofon begrüßt Sie Ludwig Rink, und unser Thema ist heute eine CD des San Francisco Symphony Orchesters, und da vor allem die Orgelsinfonie des amerikanischen Komponisten Aaron Copland.
Aaron Copland, Schluss und Beifall aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Konzertsaal, haben gerade ein neues, längeres sinfonisches Werk gehört und sich zusammen mit den anderen Zuschauern bei Orchester und Dirigent mit Beifall bedankt. Doch statt weiterzumachen im Programm dreht sich der Dirigent um, wendet sich ans Publikum und kommentiert die gerade gehörte Uraufführung mit den Worten: "Wenn ein junger Mann von 23 Jahren eine solche Sinfonie schreiben kann, wird er in fünf Jahren reif sein, als Mörder eingesperrt zu werden."
Diese ungewöhnliche Szene geschah nicht als Happening Ende der 60er-Jahre, sondern bereits am 11. Januar 1925 in New York nach der Uraufführung der Organ Symphony von Aaron Copland, und der Dirigent hieß Walter Damrosch. Andere Quellen berichten, Damrosch habe davon gesprochen, ein solcher Komponist sei in fünf Jahren reif für den Selbstmord. Wie dem auch sei: Zum Glück hat sich die Prophezeiung des Dirigenten weder so noch so erfüllt, und Aaron Copland starb unbescholten und erst im hohen Alter von 90 Jahren ganz natürlich an einem Schlaganfall.
Aaron Copland, 1. Satz aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Aaron Copland wurde 1900 in Brooklyn geboren, war in New York Schüler von Rubin Goldmark, einem Neffen des Komponisten Karl Goldmark. Wie damals für junge amerikanische Musiker üblich, ging er zur Beendigung seiner Studien im Sommer 1921 nach Europa. In Paris gerät er in eine Harmonielehre-Stunde der jungen Nadja Boulanger, und er begeistert sich sofort für ihren äußerst klaren Unterrichtsstil. In seiner Autobiografie berichtet er:
Zwei Vorzüge, die Nadja Boulanger besaß, machten sie einzigartig. Der eine ist ihre verzehrende Liebe für die Musik. Und der andere ist die Fähigkeit, einen Schüler mit Vertrauen zur eigenen Schaffenskraft zu erfüllen. Dazu kommen ein lexikalisches Wissen über jede Phase vergangener und gegenwärtiger Musik, ein erstaunlich kritischer Scharfblick und ein vollendetes Maß an weiblichem Charme und Esprit.
Aus dem geplanten einen Jahr in Paris werden schließlich drei, und Copland wird Zeuge einer äußerst virulenten Musikszene mit ganz unterschiedlichen Strömungen und Richtungen, mit Komponisten der damaligen europäischen Avantgarde wie Schönberg, Strawinsky, Bartok, de Falla, Milhaud, Honegger, Auric, Hindemith, Prokofjew, Szymanowski, Malipiero oder Kodaly.
Dabei ist es gerade ein amerikanischer Musikstil, der ab etwa dem Ende des Ersten Weltkriegs eine große Faszination auf die jungen europäischen Komponisten ausübt: Es ist der Jazz, in dem so völlig gegensätzliche Elemente zusammenkamen wie die kraftvoll-elementare menschliche Ursprünglichkeit des Blues auf der einen und geräuschhafte Motorik auf der anderen Seite, die wie ein Spiegel den rasanten technischen Fortschritt in den Großstädten abzubilden schien. Jazz gilt damals zeitweise geradezu als der Inbegriff eines Gegenbildes gegen die alten europäischen Kulturtraditionen und wird in vielen Fällen als Protest gegen die in eine tiefgreifende Krise geratene Kunstmusik oder zumindest gegen deren offizielles "bürgerliches" Gehabe eingesetzt.
Bei Copland reift der Gedanke, den Jazz als einen Eckpfeiler bei der Schaffung eines amerikanischen Nationalstils zu verwenden, sich auch in der Kunstmusik von den älteren, klassischen Vorbildern aus Europa zu lösen und den Blick zu öffnen für die Fülle der musikalischen Strömungen, die hier in der Neuen Welt zusammentrafen: von der ursprünglichen Musik der Indianer über verschiedene Musikarten afrikanischen Ursprungs bis hin zu den unterschiedlichsten Klängen der anderen zahlreichen, ethnisch divergierenden Immigrantenschichten.
Kurz vor seiner Rückreise nach New York fragt seine Lehrerin Nadja Boulanger ihn, ob er ihr für eine geplante Amerika-Tournee mit dem New Yorker und dem Bostoner Sinfonieorchester ein Orgelkonzert schreiben wolle. Stolz nimmt Copland den Auftrag seiner Lehrerin an, ist sich aber auch seiner Kühnheit bewusst, denn bislang hat er erst ein einziges Werk von größerem Format geschrieben, noch nie erlebt, wie seine eigenen Instrumentationskünste klingen und wenig Ahnung vom Instrument Orgel und seinen Möglichkeiten. Im Sommer 1924 beginnt er mit der Arbeit. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich zu dieser Zeit als Hotelmusiker. Vom Ergebnis ist Nadja Boulanger äußerst begeistert: "Ich kann Ihnen kaum meine Freude schildern", schreibt sie in einem Brief, "das Werk ist so brillant, so voll von Musik."
Aaron Copland, Scherzo aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Diese Orgelsinfonie hatte entscheidenden Anteil daran, dass die weiteren Schritte des jungen Komponisten in der musikalischen Öffentlichkeit Amerikas von nun an mit großem Interesse verfolgt wurden. Mit Blue Notes und Synkopen kündigt sich - zunächst noch ganz vorsichtig - die Art und Weise an, wie Copland der klassischen Musik Amerikas eine ihr eigene typische Färbung verleihen wird. In der Folgezeit setzt er sich gründlich mit dem Jazz auseinander, experimentiert viel auf der Suche nach einem eigenen Stil, bemüht sich ab etwa 1934, seine Aussage in möglichst einfacher, allgemein verständlicher Form einem breiten Publikum mitzuteilen.
Er wird ab 1939 zu einem überragenden Filmmusiker, dessen Melodien auch weit über den Konzertsaal hinaus populär sind, und hat auch keine Scheu vor politischen Themen. So enthält sein Werkkatalog neben sinfonischer Musik, Kammermusik und Balletten auch ein Lincoln-Porträt oder die Präambel der Charta der Vereinten Nationen für Sprecher und Orchester von 1946. In den 50er-Jahren komponierte er mithilfe einer selbst entwickelten seriellen Technik, was den Werken dieser Zeit nicht die allergrößte Popularität verlieh.
Unseren Ohren heute fällt auf, dass Copland in dieser frühen Orgelsinfonie von 1924 stellenweise schon vorwegnimmt, was sehr viel später Komponisten wie Philip Glass oder Terry Riley über große Strecken ausbreiteten: die ständige Wiederholung immer gleicher Motive und deren ganz allmähliche Veränderung, grob beschrieben mit dem Etikett "Minimal Music".
Aaron Copland, 2. Satz Scherzo aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Diese vorbildliche Neuaufnahme der Copland'schen Orgelsinfonie stammt vom Organisten Paul Jacobs und dem San Francisco Symphony Orchester unter Leitung von Michael Tilson Thomas, der dort seit 1995 Chefdirigent ist und heftig mit dazu beigetragen hat, dass man heute bei der Nennung der besten amerikanischen Orchester San Francisco unbedingt miterwähnen muss.
Spätestens seit der kontinuierlichen Produktion aller Mahler-Sinfonien, die zum großen Teil mit Grammys ausgezeichnet wurden, ist das auch Musikfreunden diesseits des Atlantiks bekannt. Und man wird in den nächsten Monaten die Probe aufs Exempel machen können, denn vom 19. Mai bis 6. Juni tourt das Orchester durch Europa. Geplant sind Stationen in Prag, Wien, Brüssel, Luxemburg, Essen, in Paris, Barcelona, Madrid und Lissabon, wobei in jeder Stadt zumindest eine der Mahler-Sinfonien Nr. 2, 6 oder 9 erklingen wird. Und im Rahmen der Gedenkfeiern der Stadt Wien zu Mahlers 100. Todestag spielen Michael Tilson Thomas und das San Francisco Symphony im Wiener Konzerthaus in vier Konzerten alle drei Sinfonien.
Überhaupt sind die Musiker aus Kalifornien 2011 besonders aktiv, feiern sie doch den 100. Geburtstag der Orchestergründung. Neben einer ambitionierten elfmonatigen Saison gefüllt mit Konzerten und weiteren Jubiläums-Veranstaltungen ist zuhause an der Westküste ein zweiwöchiges Festival geplant, eine Tournee durch die USA, Residencies von Künstlern und Komponisten, Uraufführungen von Auftragswerken der amerikanischen Komponisten John Adams und Mason Bates, ein breitgefächertes Nachwuchsprogramm, diverse Medienprojekte zur Hundertjahrfeier, einschließlich eines Buches und eines Dokumentationsfilms sowie nicht zuletzt eine Konzertreihe mit jeweils zwei Konzerten der sechs besten amerikanischen Orchester in San Francisco.
Aaron Copland, letzter Satz: Schluss aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
In einer Neuaufnahme des San Francisco Symphony Orchester unter Leitung von Michael Tilson Thomas hörten Sie in unserer Reihe "Die neue Platte" Auszüge aus der Organ Symphony von Aaron Copland.
Die etwas eigenartige Ansprache des Dirigenten Walter Damrosch nach der Uraufführung dieses Werkes, von der ich Ihnen zu Beginn der Sendung berichtete, wo vom mörderischen Potenzial des jungen Copland die Rede war, – diese Ansprache war sicherlich als Gag gedacht und wurde vom Publikum damals mit Lachen quittiert. Der Dirigent wollte - so erklärte Copland später den Scherz – die älteren Damen unter seiner Zuhörerschaft ein wenig aufheitern, jene Leute, die erschrocken auf die Unliebenswürdigkeit des neuen Stils in der Musik reagierten.
Solches Erschrecken ist heute, zumindest was die klassische Moderne angeht, zum Glück auch bei älteren Damen nicht mehr anzutreffen. Dies hoffe ich jedenfalls an diesem Sonntagmorgen und verabschiede mich hier im Studio – Ihr Ludwig Rink.
Webseite des San Francisco Symphony Orchesters
Aaron Copland, Schluss und Beifall aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Konzertsaal, haben gerade ein neues, längeres sinfonisches Werk gehört und sich zusammen mit den anderen Zuschauern bei Orchester und Dirigent mit Beifall bedankt. Doch statt weiterzumachen im Programm dreht sich der Dirigent um, wendet sich ans Publikum und kommentiert die gerade gehörte Uraufführung mit den Worten: "Wenn ein junger Mann von 23 Jahren eine solche Sinfonie schreiben kann, wird er in fünf Jahren reif sein, als Mörder eingesperrt zu werden."
Diese ungewöhnliche Szene geschah nicht als Happening Ende der 60er-Jahre, sondern bereits am 11. Januar 1925 in New York nach der Uraufführung der Organ Symphony von Aaron Copland, und der Dirigent hieß Walter Damrosch. Andere Quellen berichten, Damrosch habe davon gesprochen, ein solcher Komponist sei in fünf Jahren reif für den Selbstmord. Wie dem auch sei: Zum Glück hat sich die Prophezeiung des Dirigenten weder so noch so erfüllt, und Aaron Copland starb unbescholten und erst im hohen Alter von 90 Jahren ganz natürlich an einem Schlaganfall.
Aaron Copland, 1. Satz aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Aaron Copland wurde 1900 in Brooklyn geboren, war in New York Schüler von Rubin Goldmark, einem Neffen des Komponisten Karl Goldmark. Wie damals für junge amerikanische Musiker üblich, ging er zur Beendigung seiner Studien im Sommer 1921 nach Europa. In Paris gerät er in eine Harmonielehre-Stunde der jungen Nadja Boulanger, und er begeistert sich sofort für ihren äußerst klaren Unterrichtsstil. In seiner Autobiografie berichtet er:
Zwei Vorzüge, die Nadja Boulanger besaß, machten sie einzigartig. Der eine ist ihre verzehrende Liebe für die Musik. Und der andere ist die Fähigkeit, einen Schüler mit Vertrauen zur eigenen Schaffenskraft zu erfüllen. Dazu kommen ein lexikalisches Wissen über jede Phase vergangener und gegenwärtiger Musik, ein erstaunlich kritischer Scharfblick und ein vollendetes Maß an weiblichem Charme und Esprit.
Aus dem geplanten einen Jahr in Paris werden schließlich drei, und Copland wird Zeuge einer äußerst virulenten Musikszene mit ganz unterschiedlichen Strömungen und Richtungen, mit Komponisten der damaligen europäischen Avantgarde wie Schönberg, Strawinsky, Bartok, de Falla, Milhaud, Honegger, Auric, Hindemith, Prokofjew, Szymanowski, Malipiero oder Kodaly.
Dabei ist es gerade ein amerikanischer Musikstil, der ab etwa dem Ende des Ersten Weltkriegs eine große Faszination auf die jungen europäischen Komponisten ausübt: Es ist der Jazz, in dem so völlig gegensätzliche Elemente zusammenkamen wie die kraftvoll-elementare menschliche Ursprünglichkeit des Blues auf der einen und geräuschhafte Motorik auf der anderen Seite, die wie ein Spiegel den rasanten technischen Fortschritt in den Großstädten abzubilden schien. Jazz gilt damals zeitweise geradezu als der Inbegriff eines Gegenbildes gegen die alten europäischen Kulturtraditionen und wird in vielen Fällen als Protest gegen die in eine tiefgreifende Krise geratene Kunstmusik oder zumindest gegen deren offizielles "bürgerliches" Gehabe eingesetzt.
Bei Copland reift der Gedanke, den Jazz als einen Eckpfeiler bei der Schaffung eines amerikanischen Nationalstils zu verwenden, sich auch in der Kunstmusik von den älteren, klassischen Vorbildern aus Europa zu lösen und den Blick zu öffnen für die Fülle der musikalischen Strömungen, die hier in der Neuen Welt zusammentrafen: von der ursprünglichen Musik der Indianer über verschiedene Musikarten afrikanischen Ursprungs bis hin zu den unterschiedlichsten Klängen der anderen zahlreichen, ethnisch divergierenden Immigrantenschichten.
Kurz vor seiner Rückreise nach New York fragt seine Lehrerin Nadja Boulanger ihn, ob er ihr für eine geplante Amerika-Tournee mit dem New Yorker und dem Bostoner Sinfonieorchester ein Orgelkonzert schreiben wolle. Stolz nimmt Copland den Auftrag seiner Lehrerin an, ist sich aber auch seiner Kühnheit bewusst, denn bislang hat er erst ein einziges Werk von größerem Format geschrieben, noch nie erlebt, wie seine eigenen Instrumentationskünste klingen und wenig Ahnung vom Instrument Orgel und seinen Möglichkeiten. Im Sommer 1924 beginnt er mit der Arbeit. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich zu dieser Zeit als Hotelmusiker. Vom Ergebnis ist Nadja Boulanger äußerst begeistert: "Ich kann Ihnen kaum meine Freude schildern", schreibt sie in einem Brief, "das Werk ist so brillant, so voll von Musik."
Aaron Copland, Scherzo aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Diese Orgelsinfonie hatte entscheidenden Anteil daran, dass die weiteren Schritte des jungen Komponisten in der musikalischen Öffentlichkeit Amerikas von nun an mit großem Interesse verfolgt wurden. Mit Blue Notes und Synkopen kündigt sich - zunächst noch ganz vorsichtig - die Art und Weise an, wie Copland der klassischen Musik Amerikas eine ihr eigene typische Färbung verleihen wird. In der Folgezeit setzt er sich gründlich mit dem Jazz auseinander, experimentiert viel auf der Suche nach einem eigenen Stil, bemüht sich ab etwa 1934, seine Aussage in möglichst einfacher, allgemein verständlicher Form einem breiten Publikum mitzuteilen.
Er wird ab 1939 zu einem überragenden Filmmusiker, dessen Melodien auch weit über den Konzertsaal hinaus populär sind, und hat auch keine Scheu vor politischen Themen. So enthält sein Werkkatalog neben sinfonischer Musik, Kammermusik und Balletten auch ein Lincoln-Porträt oder die Präambel der Charta der Vereinten Nationen für Sprecher und Orchester von 1946. In den 50er-Jahren komponierte er mithilfe einer selbst entwickelten seriellen Technik, was den Werken dieser Zeit nicht die allergrößte Popularität verlieh.
Unseren Ohren heute fällt auf, dass Copland in dieser frühen Orgelsinfonie von 1924 stellenweise schon vorwegnimmt, was sehr viel später Komponisten wie Philip Glass oder Terry Riley über große Strecken ausbreiteten: die ständige Wiederholung immer gleicher Motive und deren ganz allmähliche Veränderung, grob beschrieben mit dem Etikett "Minimal Music".
Aaron Copland, 2. Satz Scherzo aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
Diese vorbildliche Neuaufnahme der Copland'schen Orgelsinfonie stammt vom Organisten Paul Jacobs und dem San Francisco Symphony Orchester unter Leitung von Michael Tilson Thomas, der dort seit 1995 Chefdirigent ist und heftig mit dazu beigetragen hat, dass man heute bei der Nennung der besten amerikanischen Orchester San Francisco unbedingt miterwähnen muss.
Spätestens seit der kontinuierlichen Produktion aller Mahler-Sinfonien, die zum großen Teil mit Grammys ausgezeichnet wurden, ist das auch Musikfreunden diesseits des Atlantiks bekannt. Und man wird in den nächsten Monaten die Probe aufs Exempel machen können, denn vom 19. Mai bis 6. Juni tourt das Orchester durch Europa. Geplant sind Stationen in Prag, Wien, Brüssel, Luxemburg, Essen, in Paris, Barcelona, Madrid und Lissabon, wobei in jeder Stadt zumindest eine der Mahler-Sinfonien Nr. 2, 6 oder 9 erklingen wird. Und im Rahmen der Gedenkfeiern der Stadt Wien zu Mahlers 100. Todestag spielen Michael Tilson Thomas und das San Francisco Symphony im Wiener Konzerthaus in vier Konzerten alle drei Sinfonien.
Überhaupt sind die Musiker aus Kalifornien 2011 besonders aktiv, feiern sie doch den 100. Geburtstag der Orchestergründung. Neben einer ambitionierten elfmonatigen Saison gefüllt mit Konzerten und weiteren Jubiläums-Veranstaltungen ist zuhause an der Westküste ein zweiwöchiges Festival geplant, eine Tournee durch die USA, Residencies von Künstlern und Komponisten, Uraufführungen von Auftragswerken der amerikanischen Komponisten John Adams und Mason Bates, ein breitgefächertes Nachwuchsprogramm, diverse Medienprojekte zur Hundertjahrfeier, einschließlich eines Buches und eines Dokumentationsfilms sowie nicht zuletzt eine Konzertreihe mit jeweils zwei Konzerten der sechs besten amerikanischen Orchester in San Francisco.
Aaron Copland, letzter Satz: Schluss aus: Organ Symphony
Paul Jacobs, Orgel, San Francisco Symphony, Leitung: Michael Tilson Thomas
In einer Neuaufnahme des San Francisco Symphony Orchester unter Leitung von Michael Tilson Thomas hörten Sie in unserer Reihe "Die neue Platte" Auszüge aus der Organ Symphony von Aaron Copland.
Die etwas eigenartige Ansprache des Dirigenten Walter Damrosch nach der Uraufführung dieses Werkes, von der ich Ihnen zu Beginn der Sendung berichtete, wo vom mörderischen Potenzial des jungen Copland die Rede war, – diese Ansprache war sicherlich als Gag gedacht und wurde vom Publikum damals mit Lachen quittiert. Der Dirigent wollte - so erklärte Copland später den Scherz – die älteren Damen unter seiner Zuhörerschaft ein wenig aufheitern, jene Leute, die erschrocken auf die Unliebenswürdigkeit des neuen Stils in der Musik reagierten.
Solches Erschrecken ist heute, zumindest was die klassische Moderne angeht, zum Glück auch bei älteren Damen nicht mehr anzutreffen. Dies hoffe ich jedenfalls an diesem Sonntagmorgen und verabschiede mich hier im Studio – Ihr Ludwig Rink.
Webseite des San Francisco Symphony Orchesters