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Wegweiser "Trendbuch Journalismus“

Medienkrise und miesen Job-Aussichten zum Trotz: Der Journalismus ist und bleibt ein Traumberuf. Wie kommt man rein, wie bleibt man drin? Diese Fragen stellten Hamburger Journalistik-Studierende erfolgreichen Medienprofis und machten aus Den Interviews ein Buch. Statt in das allgemeine Klagelied zur Branchenkrise einzustimmen, zeigt das "Trendbuch Journalismus", welche Wege in den Job es immer noch gibt.

Von Sandra Hofmann | 15.12.2004
    Grund zur Freude an der Uni Hamburg: Für 24 Journalistik-Studierende ist er wahr geworden, der Traum vom eigenen Buch. Mehr als 300 Seiten ist es dick, das "Trendbuch Journalismus", erschienen im Herbert von Halem Verlag. Ein Ratgeber in Interviewform – im Gespräch: 28 prominente Medienmacher, vom Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust bis zur Tagesthemen-Moderatorin Anne Will. Mal anekdotisch, mal ernst schildern sie ihre Lebenswege und geben dem Nachwuchs Tipps zum Jobeinstieg. Die Idee zum Buch hatte der Herausgeber Bernhard Pörksen, Juniorprofessor am Institut für Journalistik.

    Wir haben ja eine massive Medienkrise und da hab ich mir überlegt: Kann man vielleicht diese Krise in ein Projekt verwandeln, dass den Leuten wieder Inspiration gibt? Und insofern würde ich auch sagen, dieses Buch ist so etwas wie so ein publizistisches Antidepressivum.

    Die gute Nachricht: Auch die Profis sind nicht als Meister vom Himmel gefallen. Journalismus ist ein Handwerk, das man lernen kann. Als guter Einstieg gilt nach wie vor das Praktikum in einer Lokalredaktion. Was der Nachwuchs außerdem unbedingt braucht, ist Leidenschaft - in diesem Punkt sind sich die Befragten einig. Strittig bleibt die Frage über den besten Ausbildungsweg. Professor Siegfried Weischenberg, Direktor am Institut für Journalistik der Uni Hamburg:

    Mein eigener Ausbildungsweg war der über das Volontariat und ich weiß aus der Zeit, dass dieser Weg alles andere als der Königsweg ist...

    Viele Wege führen in den Journalismus, so viel wird bei der Lektüre des Trendbuchs klar. Und einen Königsweg? Gibt es nicht. Allerdings sind Tellerwäscherkarrieren die von Michael Jürgs – vom Studienabbrecher zum Stern-Chefredakteur – heute kaum noch vorstellbar. Ohne Hochschulabschluss sind die Chancen auf ein Volontariat gering, und selbst das Absolvieren einer der renommierten Journalistenschulen in Berlin, Hamburg oder München ist längst keine Garantie mehr für eine Festanstellung. Immer mehr Journalisten schlagen sich als Freiberufler durch - um so wichtiger sind Kontakte und Branchenkenntnis, weiß Jens Bergmann vom Wirtschaftsmagazin Brand eins - als Textchef maßgeblich am Gelingen des Buchs beteiligt.

    Die Branche ist so klein, dass man sich immer wieder begegnet, und deswegen ist auch dieses Insiderwissen für Journalisten wichtig, also jenseits von Klatsch und Tratsch, der natürlich auch interessant ist, zu wissen, wer wo sitzt, wer was macht, wer wie tickt.

    Wichtige Einblicke in die Branche konnten die Studierenden allerdings von ihren Reisen zu den Interviews mit nach Hause nehmen: Mit Arno Luik, Star-Interviewer beim Stern, sprachen Katharina Jakob und Veronika Pohl über die Lust am Streit in einer Welt ohne Widerworte.
    Es war für uns natürlich auch toll, weil er uns durch die ganze Stern-Redaktion geführt hat, also er hat uns richtig alle Räume gezeigt, nur: Auf einmal sind wir dann dem Chefredakteur fast vor die Füße gefallen, da haben wir uns dann doch sehr klein gefühlt - aber auch nur, weil er ungefähr zwei Meter zehn groß ist.

    Manch ein alter Hase war genau so neugierig auf die Studierenden, wie sie auf ihn: Insa Lienemann und Katrin Zeug trafen Edelfeder Cord Schnibben, Gewinner zahlreicher Journalistenpreise und Ressorteiter beim Spiegel.

    Eine Stunde haben wir ihn gefragt und eine Stunde hat er uns gefragt – und auch damit hatten wir nicht gerechnet, dass so ein preisgekrönter Journalist sich so für Nachwuchsjournalisten interessiert.

    In einem halben Jahr von der Idee zum Buch – die Hamburger Journalistikstudierenden haben den Praxistest bestanden. Institutsleiter Weischenberg sieht in dem Buch jedoch mehr als ein geglücktes Projekt.

    ...es ist ein Beleg dafür, dass es jetzt eine neue Journalistengeneration gibt, um die man sich kümmern muss, also für die man auch Jobs schaffen muss. Wenn wir jetzt im Moment eine ganze Journalistengeneration in den Sand setzen, dann machen wir einen Riesengroßen Fehler.

    Das Trendbuch Journalismus, herausgegeben von Bernhard Pörksen, zeigt auf jeden Fall eines:

    Man kann doch in einem unsicheren Arbeitsmarkt Projekte, Ideen entwickeln und kann die auf den Markt bringen und die finden auch ein entsprechendes Echo. Und ich würde mir eigentlich wünschen, dass es auch den Lesern, den Lesern die ich mir vorstelle, also nämlich junge Leute, die in den Medienbereich, in den Journalismus wollen, dass es denen auch Mut macht.