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"Weiche" Wissenschaft wird hart

Medizin. - In Ulm findet derzeit die 53. Jahrestagung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin statt. Schwerpunktthema sind diesmal Herz- und Hautkrankheiten. In diesen Bereichen können durch die technischen Diagnostikverfahren viele "harte" Fakten gewonnen werden.

    Magnet- oder Kernspinresonanz können den Körper im Einzelfall bis auf das Atom genau untersuchen. Ihre hochgenauen Bilder werden auch auf die Psychosomatik, die den Zusammenhang zwischen Körper und Geist oder Seele erforscht, erhebliche Auswirkungen haben. Jörn von Wietersheim, Leiter der Sektion Psychosomatische Medizin an der Universitätsklinik Ulm: "Wir können mit ihnen etwa die Aktivität von bestimmten Hirnarealen untersuchen, die für das Denken oder das Fühlen und auch ganz bestimmte Gefühle zuständig sind." So können die Mediziner sogar bestimmen, in welchen Gehirnarealen positive oder negative Gefühle angesiedelt sind.

    Auch der neurologischen Grundlage für psychische Störungen sind die Mediziner auf der Spur, etwa indem sie im Tierversuch messen, wie sich Vereinsamung oder Isolation auf die Vernetzung der Hirnzellen auswirkt. Diese Erkenntnisse wirken sich auch auf die Therapie aus. Professor Bernhard Strauß, der Vorsitzende des Deutschen Kollegiums: "Es gibt die Vorstellung, eine psychotherapeutische Maßnahme zur Kompensation früher Defizite sollte die Möglichkeit des Gehirns, neue Strukturen zu bilden, nutzen." Berichte und Eindrücke der Mediziner werden so durch Bilddaten ergänzt.

    [Quelle: Cajo Kutzbach]