Immer mittwochs sitzen sie hier, die älteren Damen und Herren des Ensembles Regenbogen. Sie singen ein ukrainisches Volkslied. Kaum sonst in der Stadt ist ein Chor zu hören, der mit einem solchen Volumen und einer solchen Inbrunst singt. Bekannt ist er allerdings nicht.
"Bei uns im Chor sind Leute aus der ganzen Sowjetunion: aus der Ukraine, Kirgistan, Kasachstan, Russland, und, und, und..."
Für Tamara Barabasch ist die wöchentliche Chorprobe ein fester Termin im Kalender. Sie kommt auch an anderen Tagen hierher - ins Zentrum für Integration und Migration in Erfurt. Einem großen Alt-Neubau im Osten Erfurts, den man schon suchen muss. Sie unterrichtet hier ehrenamtlich deutsch.
"Mein Urgroßeltern und Eltern waren und sind Deutsche, Mutti kommt aus Wolgadeutschen Republik. Wo wohnen die Schwaben? Baden Württemberg - ich glaube das ist unsere Wurzel."
Deutsche Aussiedler aus der russischen Förderation
sind die Hauptnutzer des Zentrums. Während die Älteren im Saal singen, proben zwei Räume weiter die Enkel. Eine Hand voll Sieben- bis Elfjähriger sitzt in einer Art Klassenraum. Neonlampen, Schultische, ein Keyboard.
Die einen Kinder sollen hier deutsch lernen, die anderen, die ihr Heimat kaum noch kennen, russisch nicht vergessen.
"Wir sprechen hier russisch und deutsch. Zuhause sprechen wir russisch und manchmal auch deutsch."
"Zuhause russisch und deutsch"
"Russisch, weil mein Vater nicht ganz gut deutsch versteht."
Der Kinderchor hat eine doppelte Funktion: Die neue Heimat festigen und die alte wach halten.
"Kling, Glöckchen, klingeling."
Was für die Kinder kein Problem ist, stellt für manche Erwachsenen eine Hürde dar: die Sprache. Wer keine Arbeit hat, so sagt es Tamara Barabasch, hat auch keine Motivation.
"Dann sagen sie: Warum muss ich deutsch kennen, wenn ich hier keine Arbeit habe. Dann sitzen sie zuhause in den vier Wänden, haben die russischen Sendungen."
Um sie aus den Wohnzimmern zu holen, bietet das Erfurter Integrationszentrum viele Veranstaltungen an. Das Monatsprogramm ist in Deutsch und Russisch gedruckt:
Mathematiknachhilfe, Kommunikationskurse, Deutsch speziell für Eltern, Beratungsangebote, Musikunterricht, Aerobic, afrikanisches Trommeln, einen Computerclub. Auf 2000 Quadratmetern, die die Stadt Erfurt finanziert, ist hier Raum für viele Vereine und Initiativen.
Trotz vieler Aussiedler hier im Zentrum - die größte ethnische Gruppe der Ausländer, die in Thüringen leben, ist die der Vietnamesen. Doch die sieht man hier fast gar nicht. Beate Tröster, die Leiterin des Zentrums für Integration und Migration:
"Die haben eigene Orte. Wir sind uns auch noch nicht ganz sicher, wo die sich befinden. Es gibt einen vietnamesischen Verein hier, der lässt aber wenig nach außen dringen. Wir wissen: Sie sind buddhistisch - es gibt ein Buddhistenzentrum, auch da sind sie nicht zu finden."
Integrieren kann man nur den, der auch integriert werden will. Das ist der Tenor des Thüringer Ausländerbeauftragten. Er fördert mit seinem bescheidenen Haushalt, jeden, der einen Zuschuss beantragt und ein gutes Konzept vorlegt. Die Vietnamesen sind bisher nur mit einer kleinen Bibliothek in einem Jugendzentrum dabei. Sie kamen zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter. Jetzt gehen ihre Kinder in Thüringer Kindergärten und Schulen. Erst da tauchen Fragen auf, rufen Erzieher und Lehrer an und suchen jemanden, der dolmetscht. Susanne Gröschler leitet den Kastanien-Kindergarten. Hier spielen Kinder aus sieben Nationen miteinander. Die Leiterin pflegt den kurzen Draht zum Zentrum für Integration.
"Und da können die Eltern hier Hilfe bekommen. Ob es Übersetzungen sind, oder Ansprechpartner für Behördengänge. Also: Da arbeiten wir eng zusammen."
Während in anderen Bundesländern der Deutschunterricht für Kindergartenkinder im großen Stil organisiert werden muss, reicht in Thüringen die individuelle Variante - Einzelunterricht bei Bedarf. So viele Ausländer gibt es eben nicht. Wer mit seinem gebrochenen Deutsch noch nicht anschlussfähig ist, muss vom Kindergarten geschult werden. Jedes Kind soll bei Schuleintritt mithalten können.
Dass die Erfurter Öffentlichkeit das Zentrum für Integration und Migration kaum wahrnimmt, stört nicht weiter. Die Leiterin sagt: alle Türen stehen offen. Viele Projekte schaffen den Brückenschlag. Beim afrikanischen Trommeln funktioniert es schon. Und im Regenbogenensemble singt Helga mit, eine Erfurterin, die so ihr bescheidenes Russisch auffrischt.
"Bei uns im Chor sind Leute aus der ganzen Sowjetunion: aus der Ukraine, Kirgistan, Kasachstan, Russland, und, und, und..."
Für Tamara Barabasch ist die wöchentliche Chorprobe ein fester Termin im Kalender. Sie kommt auch an anderen Tagen hierher - ins Zentrum für Integration und Migration in Erfurt. Einem großen Alt-Neubau im Osten Erfurts, den man schon suchen muss. Sie unterrichtet hier ehrenamtlich deutsch.
"Mein Urgroßeltern und Eltern waren und sind Deutsche, Mutti kommt aus Wolgadeutschen Republik. Wo wohnen die Schwaben? Baden Württemberg - ich glaube das ist unsere Wurzel."
Deutsche Aussiedler aus der russischen Förderation
sind die Hauptnutzer des Zentrums. Während die Älteren im Saal singen, proben zwei Räume weiter die Enkel. Eine Hand voll Sieben- bis Elfjähriger sitzt in einer Art Klassenraum. Neonlampen, Schultische, ein Keyboard.
Die einen Kinder sollen hier deutsch lernen, die anderen, die ihr Heimat kaum noch kennen, russisch nicht vergessen.
"Wir sprechen hier russisch und deutsch. Zuhause sprechen wir russisch und manchmal auch deutsch."
"Zuhause russisch und deutsch"
"Russisch, weil mein Vater nicht ganz gut deutsch versteht."
Der Kinderchor hat eine doppelte Funktion: Die neue Heimat festigen und die alte wach halten.
"Kling, Glöckchen, klingeling."
Was für die Kinder kein Problem ist, stellt für manche Erwachsenen eine Hürde dar: die Sprache. Wer keine Arbeit hat, so sagt es Tamara Barabasch, hat auch keine Motivation.
"Dann sagen sie: Warum muss ich deutsch kennen, wenn ich hier keine Arbeit habe. Dann sitzen sie zuhause in den vier Wänden, haben die russischen Sendungen."
Um sie aus den Wohnzimmern zu holen, bietet das Erfurter Integrationszentrum viele Veranstaltungen an. Das Monatsprogramm ist in Deutsch und Russisch gedruckt:
Mathematiknachhilfe, Kommunikationskurse, Deutsch speziell für Eltern, Beratungsangebote, Musikunterricht, Aerobic, afrikanisches Trommeln, einen Computerclub. Auf 2000 Quadratmetern, die die Stadt Erfurt finanziert, ist hier Raum für viele Vereine und Initiativen.
Trotz vieler Aussiedler hier im Zentrum - die größte ethnische Gruppe der Ausländer, die in Thüringen leben, ist die der Vietnamesen. Doch die sieht man hier fast gar nicht. Beate Tröster, die Leiterin des Zentrums für Integration und Migration:
"Die haben eigene Orte. Wir sind uns auch noch nicht ganz sicher, wo die sich befinden. Es gibt einen vietnamesischen Verein hier, der lässt aber wenig nach außen dringen. Wir wissen: Sie sind buddhistisch - es gibt ein Buddhistenzentrum, auch da sind sie nicht zu finden."
Integrieren kann man nur den, der auch integriert werden will. Das ist der Tenor des Thüringer Ausländerbeauftragten. Er fördert mit seinem bescheidenen Haushalt, jeden, der einen Zuschuss beantragt und ein gutes Konzept vorlegt. Die Vietnamesen sind bisher nur mit einer kleinen Bibliothek in einem Jugendzentrum dabei. Sie kamen zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter. Jetzt gehen ihre Kinder in Thüringer Kindergärten und Schulen. Erst da tauchen Fragen auf, rufen Erzieher und Lehrer an und suchen jemanden, der dolmetscht. Susanne Gröschler leitet den Kastanien-Kindergarten. Hier spielen Kinder aus sieben Nationen miteinander. Die Leiterin pflegt den kurzen Draht zum Zentrum für Integration.
"Und da können die Eltern hier Hilfe bekommen. Ob es Übersetzungen sind, oder Ansprechpartner für Behördengänge. Also: Da arbeiten wir eng zusammen."
Während in anderen Bundesländern der Deutschunterricht für Kindergartenkinder im großen Stil organisiert werden muss, reicht in Thüringen die individuelle Variante - Einzelunterricht bei Bedarf. So viele Ausländer gibt es eben nicht. Wer mit seinem gebrochenen Deutsch noch nicht anschlussfähig ist, muss vom Kindergarten geschult werden. Jedes Kind soll bei Schuleintritt mithalten können.
Dass die Erfurter Öffentlichkeit das Zentrum für Integration und Migration kaum wahrnimmt, stört nicht weiter. Die Leiterin sagt: alle Türen stehen offen. Viele Projekte schaffen den Brückenschlag. Beim afrikanischen Trommeln funktioniert es schon. Und im Regenbogenensemble singt Helga mit, eine Erfurterin, die so ihr bescheidenes Russisch auffrischt.